Heute ist Funkensonntag – romantischer Brauch des Winteraustreibens

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Aktualisiert am 12. September 2023 von Bauernhofurlaub.de

Das Funkenfeuer © magicbeam - stock.adobe.com

Der so genannte „Funkensonntag“ ist aus dem traditionellen schwäbisch-alemannischen Brauch des Funkenfeuers entstanden. In diesem Sprachraum und vor allem in den Regionen Schwarzwald, Oberschwaben, Allgäu und im gesamten Alpenraum werden am Sonntag nach em Aschermittwoch die Funkenfeuer entzündet. Nach einer alter Tradition will man damit den Winter austreiben. Deshalb erhielt dieser erste Fastensonntag nach dem närrischen Treiben den Namen Funkensonntag.

Aber nicht nur in den vorhergenannten Regionen werden Funkenfeuer entzündet. Auch im österreichischen Vorarlberg und im Tiroler Oberland, im zu Südtirol gehörenden Vinschgau, in der Schweiz, im Fürstentum Liechtenstein, in Ostfrankreich, Hessen, Thüringen und sogar bei den nordrumänischen Sathmarer Schwaben in Osteuropa. Aus diesen Scheiterhaufen in Rumänien ragt oftmals auf einer hohen Stange, ein mit Stroh umwickeltes Holzkreuz, das als „Funka“ abgebrannt wird.

Wann fand der erste Funkensonntag statt?

Das Brauchtum der Funkenfeuer mit dem urkundlich allerersten Beleg eines Funkensonntags stammt aus einem in lateinischer Schrift verfassten Brandbericht aus dem Jahre 1090, der im Benediktinerkloster Lorsch gefunden wurde.

Was versteht man unter einem Funken?

Als „Funken“ wird ein riesiger Strohhaufen oder ein aus einzelnen Holzbalken errichteter Turm bezeichnet, der am Funkensonntag nach Einbruch der Dämmerung am Abend angezündet wird.

Oft werden übrig gebliebene Weihnachtsbäume, altes Brennholz, Paletten, Astwerk und irgendwelche Bretter dazu verwendet, den Funkenturm zu errichten. Für das Einsammeln des Altholzes sind ehrenamtlichen Gemeindemitglieder zuständig. Abgeladen wird alles am Abbrennplatz und wird dort zu einem großen Turm aufgeschichtet. Das kann dann ein eckiger oder runder Turm werden, manchmal sogar nur ein ungeordnet aufgeschütteter Holzhaufen.

Die höchsten Funken sind bis zu 30 Meter hoch. Ihre Feuer und die damit einhergehenden Rauchwolken sind kilometerweit zu sehen. Dieses Feuerbrauchtum soll nicht nur den Winter austreiben. Auch soll es das Haus reinigen und von Altlasten befreien. Jeder Haushalt gibt als Symbol hierzu Bretter und Althölzer ab.

Das Abbrennen des Funkenfeuers mitsamt der Hexenpuppe

Gemeinsame Stunden am Feuer © Galyna Andrushko - stock.adobe.com

Um den „Funken“ steht am Funkensonntag das ganze Dorf versammelt und schaut zu, wie dieser Holzturm oder Strohhaufen, auch „Funkentanne“ genannt, abbrennt. Herrscht am Funkensonntag eine sternenklare Nacht, dann besagt eine alte Bauernregel, dass in diesem Jahr eine besonders reiche Kirschernte ins Haus steht.

Im aufziehenden Dunkel der Abenddämmerung wirkt das Funkenfeuer ganz besonders romantisch aber auch ein wenig furchterregend. Zumal nicht selten auf großen, kreuzartigen Pfählen inmitten des Strohhaufens oder Holzturms, eine Hexenpuppe angebunden wird, die sogleich mit abbrennen soll. Denn die Hexe, die in der Mythologie das „Dunkle, Böse und Schwarz-Magische“ verkörpert, möchten die Bürger mit der Austreibung des Winters gleich mit vertreiben.

An manchen Orten setzt man die aus Stroh gefertigte Hexe auch nur dem „eiskalten Winter“ gleich. Mit dem Entzünden der Funkenhexe wird der Winter vertrieben, damit der bunte Frühlung Einzug halten kann. Es soll durch die Winteraustreibung also neues Leben entstehen!

Nicht selten ist die Hexenpuppe mit Schießpulver gefüllt, damit sie beim Abbrennen mit lautem Knall explodiert. Klatschend und rufend feiert die Dorfgemeinschaft dieses Ereignis, welches Ihnen großes Glück bringen soll.

Der uralte Brauch des Funkenfeuers hat schon Volksfestcharakter. Sie werden mit Musik und gourmetreichen Speisen bis in die frühen Morgenstunden hinein gefeiert. Fällt der Funken jedoch um, bevor die Hexe explodiert ist, so gilt dies als schlechtes Ome. Um die Wirkung des Hexenverbrennens dennoch zu erzielen, beerdigen die Teilnehmer die Pupe am Funkensonntag in einer gesonderten Zeremonie.

Das Verbrennen einer solchen Hexenpuppe hat im Übrigen absolut nichts mit den Hexenverbrennungen des Mittelalters zu tun. Dabei handelt es sich um einen reinen Fastnachtsbrauch, der erst Anfang des 19. Jahrhunderts entstand.

Spezielle Bräuche am Funkensonntag

Der Funkensonntag wird in Thüringen und Hessen Hutzelsonntag genannt und demzufolge werden dort die Hutzelfeuer entzündet. Es soll Glück bringen, wenn Paare Hand in Hand über die Glut des Funken- oder Hutzelfeuers springen, ohne sich dabei loszulassen.

Im Moselfränkischen rund um das Saarland, Luxemburg und die Südeifel wird das Funkenfeuer „Burgbrennen“ oder „Hüttenbrennen“ genannt. Dabei wird auf den riesigen Holz- oder Strohhaufen oftmals zusätzlich ein Holzkreuz verbrannt. Bevorzugt im südbadischen Raum gibt es einen dem Funkenfeuer sehr ähnlichen Brauch, das so genannte „Scheibenschlagen“ oder auch „Scheibenfeuer“ genannt. Hierbei schleuert man glühende Holzscheiben mit langen Stöcken von Berghängen aus ins Tal hinunter. Hierzu verwendet man meist biegsame, gerade gewachsene und rund zwei Meter lange Haselnussruten. Mitsamt der glühenden Scheibe spannt man sie in einen speziell dafür konstruierten Holzbock, wo man sie dann spannt und abschlägt.
Die Holzscheibe aus Hartholz weist ein mittiges Loch auf, in dem man sie mit einem Stecken aufspießt und im Feuer zum Glühen bringt. Den eingespannte Stecken, biegt man weit nach hinten und lässt ihn nach vorne schnellen. Somit wird die glühende Holzscheibe in hohem Bogen davongeschleudert .

Im Allgäu gibt es am Funkensonntag die so genannten Funkenküchle. In Österreich ist so ein Funkensonntag meist mit einem abschließenden Feuerwerk verbunden.

Am Funkenplatz spielt vielerorts eine Musikkapelle und die Gemeinde feiert gemeinsam im Schein des Funkenfeuers, bis die letzten Scheite verglüht sind. Die Kinder bringen Laternen oder Lampions mit und nicht selten zieht das ganze Dorf in einem Fackelzug zum Funkenplatz und später wieder zurück in die Gemeinde.

Was bedeutet der Begriff Funkenwache?

Feuerwache

In der Nacht von Samstag auf den Funkensonntag ist der Funken am Abbrennplatz bereits aufgebaut. Damit niemand das Funkenfeuer frühzeitig entfacht, bewachen in dieser Nacht meist ein paar junge Männer als so genannte „Funkenwache“ die Feuerstelle. Sie sollen verhindern, dass Burschen aus den umliegenden Nachbardörfern das Holz abfackeln. Diesen Streich spielen sich die Nachbargemeinden oftmals gegenseitig.

Mystisch-spiritueller Hintergrund der Funkenfeuer

Außer der Austreibung des Winters, gibt es noch andere Hintergründe für das Funkenfeuer. So soll auch das Loslassen von alten Dingen und Glaubensmustern, von schlechten Gewohnheiten, belastenden Erinnerungen und negativen Erlebnissen sowie auch von üblen Krankheiten des vergangenen Jahres leichter fallen.

Dies alles soll geschehen durch die heiße Glut und Kraft des Feuers. Im eigentlichen Sinne symbolisieren dise die leuchtende Sonne, die mit ihren Strahlen alles Schlechte in sich aufsaugt aber auch um ihre Wärme und Strahlkraft zu stärken. Dieser Brauch erinnert zudem an die Oster- und Sonnwendfeuer, welche ebenfalls das „Böse“ verbannen, die Sonne stärken und Unheil aller Art abgewenden sollen. Außerdem werden die Funkenfeuer selbst mit den Brandopfern und Fruchtbarkeitsriten der Kelten in Verbindung gebracht.

Wer feiert die Funkenfeuer?

Das tun aus religiöser Sicht die Christen und in weltlicher Hinsicht die Dorfjugend, in vielen Gegenden auch das gesamte Dorf mit Kind und Kegel, Fastnachts-Freunde und natürlich die Mitglieder der Funkengarde.

Was sind Funkenküchlein?

Vorwiegend im schwäbisch-alemannischen Raum werden am Funkensonntag die Funkenküchlein oder auch „Funke-Kiechle“ und „Gezogene“ genannt gereicht. Dabei handelt es sich um ein in heißem Fett ausgebackenes Schmalzgebäck mit hauchdünnem Innenfeld oder auch „Fenster“ genannt und einem dicken, gewölbten Außenrand. Dieses scheibenartige Gebäck wird kurz in heißem Fett schwimmend gebacken, herausgenommen und in einer Zimt- und Zuckermischung gewälzt.

Dazu trinkt man bevorzugt heißen Glühwein oder Punsch. In Lindau am Bodensee haben diese Küchle eine Ringform. Nach dem Scheibenfeuer, schenken die Mädchen ihrem Liebsten die so genannte „Funkenbrezel“, die aus süßem Hefeteig gefertigt ist.

Begleitende regionale Bräuche am Funkensonntag

Im Allgäu und in Oberschwaben ist es Tradition am Funkensonntag und manchmal bereits auch schon am Samstagabend in den Wirtshäusern und Vereinsheimen beim Frühschoppen oder abendlichen Beisammensein, um die so genannten Funkenringe zu würfeln. Dabei handelt es sich um ein ringförmiges Hefegebäck, das man oft als Kranzbrot bezeichnet.

Dieses Funkenringwürfeln hat einen mystischen Hintergrund und zwar das der Funkenring als Fruchtbarkeits- und Sonnensymbol gilt.

Im Raum Oberschwaben und insbesondere in der Region rund um die Stadt Ravensburg gehört zum gemeinsamen Aufbau des Funkenfeuers das gesellige Beisammensein in einem Funkenwagen, der meist ein alter, umgebauter Bauwagen ist.

In manchen Gegenden Deutschlands wird das Funkenfeuer mit einem Feuerwagenumzug eingeläutet. Das sind eiserne Wagen, die jeweils mit einer großen Menge brennendem Holz durch die Straßen gezogen werden. In der Schweiz nennt man diese Feuerwagenumzüge „Chienbäse“.

Bauernregeln zum Funkensonntag

Wenn es am Funkensonntag lange Eiszapfen hat, dann gibt es einen langen Flachs.
Sieht man am Funkensonntag viele Sterne am Himmel, dann gibt es in diesem Jahr auch viele Kirschen!

Fazit

Das Feuerbrauchtum der Funkenfeuer am Funkensonntag nach Aschermittwoch ist nicht nur romantisch sondern auch ein atemberaubendes Spektakel. Es ist ein langjähriger Brauch mit Tradition, den man sich nicht entgehen lassen sollte!