Aktualisiert am 11. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de
Als wärmeliebendes Mittelmeergewächs benötigt der Lavendel viel Sonne und einen möglichst trockenen Standort. Der ungiftige Lavendel ist nicht winterhart, kann aber bei maximal 12° C in einem hellen Raum des Hauses, überwintern. Denn Lavendel braucht ganzjährig viel Licht. Da Lavendel eine anregende Wirkung hat, gilt er auch als Aphrodisiakum aber gleichzeitig beruhigt sein angenehmer Duft unser Gemüt. Vermutlich wirst Du Lavendel nur in seiner typischen blau-violetten Farbe kennen, es gibt jedoch insgesamt rund 25 bekannte Lavendelsorten, wovon einige rosa (Lavandula angustifolia Grosso) und weiß (Lavandula angustifolia Alba) blühen.
Steckbrief
Name: Lavandula angustifolia
Pflanzenfamilie: Lippenblütler
Natürliches Vorkommen: Europa (vor allem Mittelmeerraum), Marokko, USA
Vorkommen als Kulturpflanze: weltweit
Wuchs: 0,5 bis 1,5 m hoch
Aussehen: grün bis silbergrau schimmernde, ca. 4 cm lange Blätter, violette, ährenartige Blütenrispen
Besonderheit: enthält stark duftende ätherische Öle in den Blüten
Aussaat junger Pflanzen ins Freie: Mitte bis Ende Mai (wenn es keine Fröste mehr gibt!)
Anbau: Die Samen oder Jungpflanzen im Haus heranziehen (Anpflanzung: Februar/März), dann bevorzugt in magere, nährstoffarme, sandige, durchlässige und trockene Böden an einem sonnigen Standort setzen, Lavendel eignet sich nicht als Zimmerpflanze
Pflege: nicht übergießen, wenig bis gar nicht düngen, im Frühjahr zurückschneiden, ab und zu etwas Kalk verabreichen, Lavendel schätzt mineralische Böden
Blüte: Juni bis August
Inhaltsstoffe des Lavendels
Der Lavendel enthält vor allem das ätherische, stark duftende Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum) inklusive den Substanzen Linalool und Linalylacetat, sowie Flavonoide, Saponine, Glykoside, Gerbstoffe und Cumarine.
Geschichte des Lavendels
Lavendel als Heilpflanze
Der Geschichtsschreiber Plinius der Ältere schrieb in seinem Werk „Naturalis historia“, dass die Römer Lavendel dazu nutzten, ihr Badewasser zu parfümieren. Daher erhielt der Lavendel (Lavandula) seinen Namen, dieser leitet sich von „lavare“ ab, was so viel wie „baden“ bedeutet.
In der Bibel wird Lavendel als duftendes Salböl (Lavandula spica) beschrieben, mit dem schon Maria Magdalena das Haupt und die Füße Jesu eingeölt haben soll.
Im 1. Jahrhundert nach Christus beschrieb der griechische Arzt und Pionier in Sachen Pharmakologie Dioskurides in seinem Werk „Materia Medica“, dass Lavendel gegen Brustleiden, Epilepsie, Magenbeschwerden und Blähungen helfen kann und sich durch Lavendelwein oder Lavendelessig Schleim lösen soll.
Die Heilkundige des Mittelalters, Hildegard von Bingen, beschreibt den Lavendel in ihrer Schrift „Physica“, vor allem als Heilmittel für die Augen, um wieder klar sehen zu können, als Muttergotteskraut und als wirksame Pflanze gegen Läusebefall.
In Frankreich nutzen die berühmtesten Parfümeure den Lavendel bereits seit dem 13. Jahrhundert zur Herstellung von Parfum und weiteren Kosmetikprodukten.
Als duftendes Kräutersträußchen, wurde der Lavendel mit Moos und Bändern umwickelt im 15. Jahrhundert als so genanntes „Tussie-Mussie“ bekannt. Dieser Name setzt sich zusammen aus dem Wort „tussok“, was so viel wie Gras oder Büschel bedeutet und dem Wort „Moss“, was Moos heißt. Daraus entwickelte sich dieser Begriff und man schenkte sich solche Kräutersträuße zu jener Zeit als Mitbringsel. Sie sollten mit ihrem Kräuterduft gegen Krankheiten helfen und sowohl den Straßengestank als auch die Pest außen vor halten.
Noch heute kennt man den Brauch, sich duftende, mit Lavendelblüten gefüllte Leinensäckchen zwischen die Wäsche zu legen oder in den Schrank zu hängen, was nicht nur gut riecht, sondern auch Motten abhalten soll.
Verwendung in der bäuerlichen Küche
In der bäuerlichen Aromaküche wurde Lavendel von jeher in Form von Lavendelsalz und Lavendelzucker verwendet, indem getrocknete Lavendelblüten mit Salz oder Zucker vermengt wurden. Die Bauern stellten aus den Blüten vor allem Sirup und Lavendellimonade her, mischten sie diversen Süßspeisen, einem leckeren Rührkuchen oder Müsli unter. Weiterhin wurden wilde Kräuter wie Lavendel, Rosmarin und Thymian deftigen Eintöpfen, Suppen und Soßen beigegeben. Selbst beim Buttern fanden duftende Lavendelblüten als wohlschmeckende Farbtupfer ebenso Verwendung, wie in den selbstgemachten Käsespezialitäten. Lavendel findet sich in der traditionellen Bauernküche weiterhin in köstlichen Fruchtaufstrichen und in den hauseigenen Honigsorten. Auch zu Traditionelle bäuerliche Weihnachtsmenüs (beispielsweise Lamm- und Hammel) passt Lavendel auch als Eyecatcher immer hervorragend. In Fischsuppen verleiht Lavendel den letzten Pfiff und wenn ein Mitglied der Bauernfamilie krank wurde, half heißer Lavendeltee mit viel Honig schnell wieder auf die Beine und stellte einen idealen Schlummertrunk dar.
Vom frischen Lavendel kann man sowohl die Blüten, Triebe und jungen Blätter verzehren, der Geschmack von getrocknetem Lavendel ist allerdings intensiver. Einen süßlich-milden Geschmack haben vor allem die Blüten, die sich als essbare Dekorationsidee sehr gut eignen.
Anwendung
Kosmetische Anwendung
Lavendel harmoniert hervorragend mit Schafmilch, deshalb finden sich in vielen Schafmilchprodukten wie Handcreme oder handgeschöpften Seifen dekorative Lavendelblüten. Generell ist Lavendel in zahlreichen Kosmetikprodukten zu finden, vor allem bei der Gesichts- und Körperpflege. Er ist auch in zahlreichen Produkten für die Haare, zum Duschen und Baden enthalten. Vor allem die Parfumindustrie hat Lavendel bereits vor Jahrhunderten entdeckt, weil seine intensiven Duftnoten jede Parfumkreation veredeln. Insbesondere die Provence in Frankreich ist für ihre kilometerlangen, ausgedehnten Lavendelfelder weltbekannt.
Ein Aromabad aus Lavendelblüten ist nicht nur sehr entspannend und beruhigend, sondern auch nervenstärkend und belebend. So ein duftendes Badewasser kannst Du Dir aus getrockneten Lavendelblüten (ca. 100 g überbrüht mit kochendem Wasser, abkühlen lassen und den kompletten Sud mitsamt den Blüten dem Badewasser beifügen) selbst herstellen. Es wirkt im Übrigen auch gegen Muskelverspannungen, Krampfadern und bei fiebrigen Infekten.
Die heilfördernde Anwendung des Lavendels
Die ätherischen Öle des Lavendels wirken antibakteriell, antimykotisch, antiviral, antiseptisch, krampflösend und entzündungshemmend. Sie sind zudem beruhigend und stimmungsaufhellend, weshalb Lavendel oft gegen Kopfschmerzen, Migräne, Nervosität, Stress, Angst- und Unruhezustände eingesetzt wird. Auch bei Schlafstörungen ist Lavendelöl ein sehr gutes Mittel, oftmals genügen ein paar Tropfen davon auf dem Kopfkissen, um besser zu schlafen. Bei Hautproblemen (z.B. Akne, Ekzeme, Furunkel, Abszesse…) kommt Lavendel ebenso zum Einsatz wie nach einem Sonnenbrand, Insektenstichen oder quälendem Juckreiz. Auch bei Kopf-, Zahn-, Ohren-, Muskel-, Nacken- oder Gelenkschmerzen kann sanft mit Lavendelöl massiert werden, was den Schmerz lindert. Bei einer angehenden Erkältung mit Schnupfen, Halsschmerzen und Husten, kannst Du mit Lavendelöl inhalieren oder ein Lavendelbad nehmen.
In der Homöopathie hat Lavendel längst siegreichen Einzug gehalten, er gilt als eine der wirkungsvollsten Seelenpflanzen. Durch Lavendel wird die Aufnahmebereitschaft für neue Dinge im Leben gefördert, weil Lavendel Klärung, Nervenstärke, Ruhe und Willenskraft bringt.
Lavendel ist zudem bei nervösem Reizmagen, Darmbeschwerden oder Blähungen einsetzbar, eignet sich aber auch für Schmerzen und Druck in der Brust oder bei Herzproblemen.
Ebenso hilft er bei Schnittwunden, Hautabschürfungen, Prellungen, Entzündungen, kreisrundem Haarausfall oder kleineren Verbrennungen. Träufle das Lavendelöl hierzu pur auf die betroffenen Hautpartien, die dadurch schneller heilen. Bei unreiner Haut kann das Betupfen mit einer Lavendeltinktur helfen, die man aus Lavendelblüten und reinem Alkohol selbst ansetzen kann. Lavendelöl hat zudem eine appetithemmende Wirkung.
Lavendel wirkt, wie schon die weltberühmte Hildegard von Bingen erkannte, auch bei Pflanzen und zwar vor allem gegen Läusebefall. Deshalb wird Lavendel im Garten gerne neben Gemüse, Salate, Kräuter oder Blumen gepflanzt, um durch seinen intensiven Duft Ungeziefer aller Art vom Befall der Pflanzen abzuhalten.
Hat Lavendel Nebenwirkungen?
Lavendel kann in all seinen Formen meist bedenkenlos innerlich und äußerlich angewandt werden. Da jeder Organismus jedoch verschieden ist, kann es in seltenen Fällen zu leichten Nebenwirkungen kommen, falls einige der Inhaltstoffe nicht vertragen werden. Ab und zu kann es dabei zu Übelkeit, Aufstoßen, Bauchschmerzen, Darmbeschwerden oder allergischen Reaktionen kommen.
Die Einnahme von ätherischen Ölen ist für kleine Kinder unter 2 Jahren generell nicht zu empfehlen. Selbst bei äußerlicher Anwendung von Lavendelöl ist bei kleinen Kindern Vorsicht geboten, da es die empfindlichen Schleimhäute reizen kann. Schwangeren und stillenden Frauen wird vom Verzehr von Lavendel abgeraten, zumindest sollte er nur in kleinen Mengen konsumiert werden.
Lavendel im Handel
Man kann Lavendel in allen möglichen Formen und Varianten kaufen. Als Samen zum Aussäen oder als Jungpflanzen zum Ausbringen in den Garten. Aber auch als fertige Pflanzen im Topf für drinnen und draußen, die in der Regel als Zierpflanzen oder Küchenkräuter verwendet werden. Lavendel ist in getrockneter und aromatisch duftender Form als Wäscheduftsäckchen, Duftanhänger, Duftkissen oder in Form eines schmackhaften Aufgusstees aus Lavendelblüten erhältlich. Auch in der Küche findet Lavendel vielseitige Verwendung, beispielsweise als Zugabe in Speisen oder als Blütendekoration.
Weiterhin sind im Handel erhältlich: Lavendelöl, lavendelhaltige Salben, Cremes, Tinkturen, Gele, Essenzen, Tropfen oder Globuli. In vielen Kosmetikprodukten ist Lavendel enthalten, zum Beispiel in Cremes, Badezusätzen, Duschgels oder in Shampoos. Ebenso findest Du im Handel ätherisches Lavendelöl speziell für Duftlampen. Naturreines Lavendelöl trägt oft das Gütesiegel „A.O.C.“ (Appelation d´origine controlée). Dieses Siegel erhalten nur Lavendelöle, die nach strengen Qualitäts- und Anbaukriterien hergestellt wurden.
Fazit
Lavendel ist ein Küchen-, Heilmittel- und Dekorations-Allrounder, der vielfältig einsetzbar ist. Seine beruhigende, ausgleichende Wirkung ist neben vielen weiteren gesundheitsfördernden Eigenschaften sein herausragendstes Talent.