Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de
Diese über 400 Millionen Jahre alte Pflanzengattung der Schachtelhalme bevölkert unsere Erde schon sehr, sehr lange. Das ist immer ein Indiz dafür, dass sie sehr robust, ausdauernd, widerstands- und anpassungsfähig ist. Diesen Umstand macht man sich seit langer Zeit in der Heilkunde zu Nutze. Der Ackerschachtelhalm enthält große Mengen an Kieselsäure, deshalb kommt er vorwiegend bei Nieren- und Blasenerkrankungen sowie bei Bindegewebsschwäche zum Einsatz.
Steckbrief
Name: Equisetum arvense
Pflanzenfamilie: Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
Vorkommen: Auf der gesamten Nordhalbkugel heimisch, wächst bis in Höhenlagen von 1.700 Metern. Kommt als Neophyt auch in Neuseeland, Australien und Südafrika vor.
Wuchs: 10 bis 50 cm hoch, wurzelt mit seinen Rhizomen bis 2 m tief, winterhart
Aussehen: Gerippter, blassgelber Stängel, aus dem etwa 6 bis 20 grüne, harte Rippentriebe abzweigen, die aus einer gezähnten Stängelscheide wachsen. Die komplette Pflanze wird von Durchlüftungskanälen durchzogen. Sie bildet ertragreiche, rispen- oder kerzenförmige Sprosse, die viele Sporen ausbilden. Diese Pflanze ist ein Farngewächs, sie besitzt keine Blüten und vermehrt sich durch Sporen.
Besonderheit: Arznei- und Heilpflanze
Aussaat der Sporen im Freien: Februar bis März (im Kübel ganzjährig möglich)
Anbau: Sonnige und schattige Standorte gleichermaßen, feuchte, schwere, lehmige, nährstoffarme Böden, verträgt Staunässe. Die Sporen sollten sinnvollerweise in Kübeln angepflanzt werden, nicht im Garten, da sich das Kraut schnell und flächendeckend ausbreitet. Durch seine immense Wurzeltiefe, kann man es kaum entfernen! Bei der Kübelpflanzung drückt man die Sporen lediglich auf ein möglichst keimfreies Substrat und gießt recht viel Wasser darüber.
Pflege: Oft gießen, Boden öfter auflockern, sehr anspruchslose Pflanze
Sporenreife: April bis Mai
Triebernte: Mai bis Juli (die oberen zwei Drittel der seitlichen Rippentriebe werden abgeschnitten, luftgetrocknet und zerkleinert)
Inhaltsstoffe des Ackerschachtelhalms
Kieselsäure, Flavonoide, Glykoside, Carbonsäuren, Kalium, Pflanzensäuren, Silikate, Alkaloide, Phytosterole, Kaffeesäure, Mineralien, Kalzium, Magnesium, Saponine
Namensvielfalt des Ackerschachtelhalms
Zinnkraut, Zinngras, Scheuerkraut, Katzenwedel, Schaftheu, Pferdeschwanz, Pfannebutzer, Acker-Zinnkraut, Katzenkraut, Papenpint, Scheuergras, Unger, Duwacken, Ackerhermus, Ahnwop, Bandwisch, Falbenrock, Schafthalm, Fegekraut, Fuchsschweif, Kannenkraut, Polierkraut
Achtung Verwechslungsgefahr!
An feuchten Gebieten und Stellen besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem Sumpf-Schachtelhalm, der dem Ackerschachtelhalm recht ähnlich sieht. Dieser Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre) ist jedoch wegen seines hohen Gehaltes an Alkaloiden giftig! Unterscheiden kann man die beiden Pflanzenarten recht gut, indem man einen gerippten, röhrenartigen Trieb abbricht. Der Ackerschachtelhalm weist einen etwas größeren, grünen Querschnitt auf, beim Sumpfschachtelhalm ist dieser dunkelbraun bis nahezu schwarz und etwas kleiner gehalten.
Zudem sollten in freier Natur nur grüne Pflanzenteile des Ackerschachtelhalms gesammelt werden, Teile mit brauner Färbung könnten ebenso giftig sein wie der Sumpfschachtelhalm.
Wie der Ackerschachtelhalm zum Zinnkraut wurde
In früheren Zeiten wurde der Ackerschachtelhalm vor allem im Haushalt als Reinigungsmittel für metallische Gegenstände, insbesondere für Zinn verwendet. Die in diesem Kraut enthaltenen Kristalle aus Kieselsäure eignen sich hervorragend als Putzkörper und das nicht nur zur Reinigung von Metallgegenständen, sondern auch in unserem Organismus! Daraus ergab sich der volkstümliche Namen des Ackerschachtelhalmes, der auch „Zinnkraut“ genannt wird.
Den Namen „Schachtelhalm“ erhielt diese Pflanze deshalb, da sich ihr Stängel aus mehreren Abschnitten zusammensetzt, die wie ineinander verschachtelt wirken. Vom Stängel stehen quirlförmig viele Seitentriebe ab, was dem Kraut ein Aussehen verleiht, das an einen kleinen Nadelbaum erinnert.
Geschichte des Ackerschachtelhalms
Ackerschachtelhalm als Heilpflanze
Die Gattung der Schachtelhalme gehört zu den weltweit ältesten „Gefäßsporenpflanzen“, sie entwickelten sich bereits vor rund 400 Millionen Jahren und hatten zu jener Zeit baumgroße Triebe. Aus den Überresten dieser einstigen Giganten und weiteren Pflanzenarten ist in späterer Zeit die Steinkohle entstanden, die bis heute einen der bedeutendsten, fossilen Brennstoffe darstellt.
Der griechische Arzt Dioskurides empfahl den Ackerschachtelhalm schon im 1. Jahrhundert als Mittel welches Harn treibt, Wunden heilt, Husten lindert und Uterusblutungen zum Stillstand bringen kann. Weitere Heilkundige wie Plinius, Albertus Magnus und Paracelsus erwähnten den Ackerschachtelhalm als probates Blutstillmittel, gegen Blutstürze, Blasen- und Nierengeschwüre sowie als Gurgellösung für den Mund- und Rachenraum. Bei Wundbrand empfahlen sie, Umschläge mit Ackerschachtelhalmsud aufzulegen.
Als Heilpflanze war der Ackerschachtelhalm in späteren Zeiten lange nahezu in Vergessenheit geraten. Der Naturheilkundler und Hydrotherapeut Sebastian Kneipp aus Bad Wörishofen hat ihm zu neuer Bekanntheit verholfen. Kneipp setzte ihn insbesondere gegen Stein- und Grießleiden in Niere, Leber, Galle und Blase ein, aber auch bei Geschwüren, Blutungen, verhaltenem Harn, Gicht und Gewebeschädigungen.
Sagenumwobener Ackerschachtelhalm
Die griechische Mythologie besagt, dass Prometheus einst die Menschen erschuf. Er wusste von Gaia, der großen Erdmutter, vom göttlichen, in der Erde verborgenen Samen. Er entnahm von diesen Samen und formte daraus unter Zuhilfenahme von Lehm den allerersten Menschen. Prometheus fügte ihm die Emotionen der Tiere und von der Göttin Athene einen Verstand hinzu. Da der allmächtige Göttervater Zeus den neu geschaffenen Menschen weder Licht noch Wärme vorenthalten wollte, wies er Prometheus an, was zu tun sei. Dieser sollte einen besonders langen Schachtelhalm nehmen und diesen an Helios Sonnenwagen entzünden. Damit brachte Prometheus den Menschen über einen Schachtelhalm das Feuer, bekanntermaßen verbunden mit Wärme und Licht.
Nach uraltem Volksglauben sollten Schlangen angelockt werden, wenn mit Ackerschachtelhalm geräuchert wird. Diese Schlangen wollte man dann für Wahr- und Weissagungen nutzen. Da die Schlange das Symboltier Gaias darstellt glaubte man, über dieses Krafttier an die Weisheit von Mutter Erde zu kommen. Dieses Kraut öffnet der Sage nach den Zugang zum Geist der Erde. Eine Räucherung mit Ackerschachtelhalm ordnet alte Strukturen und löst veraltete Verhaltensmuster auf, was Licht ins Bewusstsein bringt. Neue Gedanken werden zum Leben erweckt und ganz neue Entscheidungen können getroffen werden. Der Ackerschachtelhalm gilt als „Geist der Ordnung“ und steht für eine durchlichtete, neue Struktur.
Verwendung in der bäuerlichen Küche
Wegen seines bitteren Geschmacks fand der Ackerschachtelhalm in den Bauernküchen bislang keinerlei Verwendung. Lediglich in asiatischen Ländern wird dieses Bitterkraut wie ein Gemüse zubereitet und serviert.
Anwendung
Kosmetische Anwendung
Die Kosmetikbranche nutzt das breite Wirkspektrum des Ackerschachtelhalms in Bezug auf seine stärkenden Eigenschaften für sich, beispielsweise zur Stärkung des Bindegewebes und zur Hautglättung. Zudem seine durchblutungsfördernden und zusammenziehenden Wirkeigenschaften für eine gut durchblutete, straffe, glatte Gesichts- und Körperhaut. Weiterhin ist dieses Kraut gegen fettige Haare und Schuppenbefall im Einsatz und es wird in Form von Konzentraten von Sportlern zur Stärkung von Bändern und Sehnen verwendet.
Heilfördernde Anwendung
Der Ackerschachtelhalm ist bekannt für seine Wirkungsstärke gegen entzündliche oder bakterielle Erkrankungen der Harnwege und der Nieren. Somit helfen diese Heilkräuter zur Durchspülung bei Nierengries und allen Arten von Steinleiden sowie bei Blasenentzündungen. Sie wirken zudem sehr wassertreibend und abschwellend. Der hohe Gehalt an Kieselsäure ist auch zur Stärkung des Bindegewebes, bei der Blutreinigung und Ausschwemmung von Ödemen sowie bei Rheuma und Arthrose sehr wirkungsvoll. Der Ackerschachtelhalm stärkt das Verdauungssystem und ist in der Lage Giftstoffe und Metalle aus dem Körper auszuleiten. Er stärkt das Immunsystem und die körpereigenen Abwehrkräfte, hilft bei Nasenbluten, Hals- und Rachenentzündungen. Insbesondere die Kieselsäure und das darin enthaltene Silizium sind wichtig für Haut, Haare und Nägel, aber auch für die Nährstoffzufuhr für Schleimhäute und Bindegewebe.
Äußerlich findet das Schachtelhalmkraut Verwendung bei schlecht heilenden Wunden, bei Schwellungen, die beispielsweise von Knochenbrüchen hervorgerufen wurden, aber auch als Folge von Frostbeulen. In Form von Badezusätzen kann es auch bei Durchblutungsstörungen, rheumatischen Schmerzen, Afterjucken, Juckreiz im Allgemeinen sowie bei schwacher Menstruation eingesetzt werden. Zusätze dieses Krautes in Shampoos und Spülungen lassen das Haar glänzend und weich werden, kräftigen und befreien es von Schuppen und regen das Haarwachstum an.
Wirkungen des Ackerschachtelhalms im Kurzüberblick
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- Harntreibend
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- Antibakteriell
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- Entzündungshemmend
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- Grieß- und Steinlösend
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- Stärkend
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- Stoffwechselanregend
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- Durchblutungsfördernd
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- Blutstillend
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- Blutreinigend
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- Abschwellend
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- Immunstimulierend
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- Verdauungsfördernd
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- Wundheilfördernd
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- Zusammenziehend
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- Schleimlösend
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- Antioxidativ
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- Straffend
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- Glättend
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- Ausleitend
Nebenwirkungen
Da die Heilpflanze oftmals zur Durchspülung der inneren Organe verwendet wird, sollte keinesfalls vergessen werden, genügend zu trinken, denn nur dann kann das auch richtig funktionieren! Besteht eine bereits medikamentös behandelte Nieren- oder Herzerkrankung, ist die Einnahme von Ackerschachtelhalm Produkten zuvor mit einem Arzt zu klären.
Bei innerlicher Anwendung kann es in seltenen Fällen zu unspezifischen Magenbeschwerden kommen. Hat jemand wegen einer Nieren- oder Herzfunktionsstörung Wassereinlagerungen, dann sollten keine Präparate mit Ackerschachtelhalm konsumiert werden.
Ackerschachtelhalm im Handel
Im medizinischen und im Nahrungsergänzungsmittelbereich findest Du Schachtelhalm- oder Zinnkrauttees, Frischpress-Säfte, Kapseln, Tabletten, Tinkturen, Konzentrate und Extrakte.
Im kosmetischen Bereich trifft man den Ackerschachtelhalm insbesondere in Gesichts- und Körperpflegeprodukten, Badezusätzen, Duschgelen, Shampoos, Haarspülungen und Haarkuren an.
Im Gartenbedarf gibt es viele Pflanzenstärkungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel, die eine Art Kaltwasserauszug (auch Jauche genannt) aus dem Ackerschachtelhalm enthalten. Im Gartencenter kann man ihn nur selten kaufen, weder als Sporen noch in vorgezogener Pflanzenform. Er ist vielmehr als üppig wucherndes Unkraut bekannt und daher im Kräutergarten nicht sonderlich beliebt.
Fazit
Der Ackerschachtelhalm oder auch Zinnkraut genannt, ist eine wichtige Heilpflanze, die insbesondere von Europa bis nach Nordasien weit verbreitet ist. Dieses Schachtelhalmgewächs findest Du nahezu überall auf Äckern, Feldern, Wiesen sowie an Straßen- und Wegrändern.