Baldrian

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Aktualisiert am 16. August 2023 von Bauernhofurlaub.de

Baldrian © multik79 - stock.adobe.com

Der Echte Baldrian gehört zu den bekanntesten, heimischen Arznei- und Heilpflanzen. Insbesondere die Wurzeln dieses bedeutenden Heilkrauts enthält unzählige Wirkstoffe, die bei allgemeinen Unruhezuständen, Nervosität und Schlafstörungen eine natürliche und milde Alternative zu handelsüblichen Medikamenten darstellt. Baldrian ist jedoch nicht nur als Heilpflanze für den medizinischen Bereich bekannt, sondern auch als Zierpflanze in Parks, in Kräutergärten oder im heimischen Garten. Da Bienen und Schmetterlinge diese Pflanze bevorzugt anfliegen, wird dieses Kraut oft als wertvolle Bienen-und Schmetterlingsstaude angepflanzt.

Steckbrief

Name: Valeriana officinalis
Pflanzenfamilie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Vorkommen: Ursprünglich in Eurasien, Afrika und Amerika beheimatet, in Indien gibt es eine endemische Baldrianart namens Valeriana wallichii, heutzutage findet man den Baldrian sogar in Australien.
Wuchs: 50 bis 100 cm hoch (manche Arten sogar bis zu 180 cm), krautige, ausdauernde, winterfeste Pflanze, die bei manchen Baldrianarten auch strauchförmig wachsen kann. Weiße bis gelbliche, mehrfach verzweigte Wurzeln mit auffällig kräftigem Geruch. Diese Rhizomwurzeln reichen nicht besonders tief ins Erdreich hinein, man kann sie also leicht herausziehen.
Aussehen: Gerader, dicker, leicht behaarter Stängel mit seitlich abstehenden Zweigen, die einfache oder geteilte, mint- bis hellgrün gefiederte Laubblätter tragen. Diese sind beim Echten Baldrian lang, schmal, lanzettlich und nach vorne hin spitz zulaufend und er trägt kleine, weiße oder rosafarbene Blüten, die an doldenähnlichen Rispenblütenständen wachsen und angenehm duften. Aus den Blüten wachsen 3 bis 5 mm lange Nussfrüchte, die jeweils nur einen Samen enthalten.
Besonderheit: Arzneipflanze, essbare Zier- und Gartenpflanze
Aussaat der Samen im Freien: März bis April
Anbau: Sonniger bis halbschattiger Standort, durchlässiger, nährstoff- und humusreicher, feuchter Boden. Bei lehmigen Böden wegen der besseren Durchlüftung mit Sand auflockern. Sandige Böden mit Kompost, Zeolit oder Bentonit durchsetzen. Samen im Pflanzabstand von rund 40 cm nur leicht andrücken, nicht mit Erde bedecken und anfeuchten (Lichtkeimer). Anpflanzung in einem breiten Topf auf Terrasse oder Balkon ist möglich, Wurzeln entwickeln sich mehr in die Breite, als in die Tiefe. Topfbaldriane alle vier bis sechs Wochen mit Kräuterdünger behandeln und oft gießen.
Kauftipp: Beim Kauf auf frische Baldriansamen achten, da Samen die älter als zwölf bis vierundzwanzig Monate alt sind, nur noch selten keimen.
Pflege: Viel gießen, Boden darf nie austrocknen, sollte immer eine konstante, leichte Feuchtigkeit besitzen.
Blüte: Juli bis August (können ebenfalls geerntet und verarbeitet werden)
Wurzelernte: Ende September bis Mitte Oktober – jedoch erst ab dem 2. Jahr nach Anpflanzung möglich.

Inhaltsstoffe des Echten Baldrians

Die hauptsächlichen Inhaltsstoffe sind: Ätherische Öle, Alkaloide, Monoterpene, Sesquiterpene, Valeriansäure, Valenol, Valerensäure, Valepotriate, Iridoide, Valtrat, Baldrinal, Isovaleriansäure, Lignane, Bitterstoffe, Harze, Gerbstoffe, Alkaloide

Hinweis: Es sind insgesamt über 150 verschiedene Inhaltsstoffe des Baldrians bekannt.

Namensvielfalt des Echten Baldrians

Narde, Katzenkraut, Hexenkraut, Stinkwurzel, Valerian, Mondkraut, Tollerjan

Besonderheiten des Echten Baldrians

Der botanische Name „Valeriana“ stammt vom lateinischen Wort „valere“ ab, was so viel wie gesund und kräftig heißt. Sein deutscher Name „Baldrian“ hingegen ist an den Lichtgott Baldur aus der nordisch-germanischen Mythologie angelehnt. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Baldrianarten mit dem botanischen Namen „Valeriana“ noch „Narden“ genannt.

Weltweit sind über 300 verschiedene Baldrianarten bekannt. Vor allem in Pakistan und Indien ist der Baldrian nicht nur als Heilpflanze beliebt, sondern auch als begehrtes Küchengewürz im Gebrauch. Er wird dort vielfach in Eintöpfen und Suppen verwendet, da er für eine bittere Note mit lieblichem Unterton sorgt. Wegen seiner Bitterkeit wird er in europäischen Küchen nicht sonderlich oft genutzt.

Von den Baldrianblüten geht ein zarter, angenehmer Duft aus, den bekanntermaßen vor allem Katzen sehr gerne mögen. Aus diesem Grunde nennt man diese Pflanze auch Katzenkraut, weil sie unzählige Katzen anlockt. Genauer gesagt müsste es „Katerkraut“ heißen. Vor allem Kater fühlen sich durch den Baldriangeruch angezogen und führen sich dadurch wie „toll“ auf, weshalb Baldrian oft auch „Tollerjan“ genannt wurde.

Man baut den Baldrian gerne in Bauern- und Kräutergärten an und das nicht nur zur Zierde. Er besitzt die Fähigkeit den Boden gut zu durchlüften und er zieht viele Regenwürmer an, die ihr Übriges dazu beitragen. Damit wird das Wachstum von Gemüse und anderen Pflanzen im Kräutergarten gefördert.

Geschichte des Echten Baldrians

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Der Echte Baldrian als Heilpflanze

Schon seit der Antike ist die Verwendung von Baldrian als begehrte Heilpflanze bekannt, er blickt also auf eine sehr lange Geschichte zurück. Interessant dabei ist, dass er bis Mitte des 16. Jahrhunderts nicht wie heutzutage insbesondere für Unruhe- und Nervositätsstörungen sowie bei Schlafproblemen eingesetzt wurde. Vielmehr war er seinerzeit bei Blähungen, Harnbeschwerden, Husten, Kopfschmerzen, Seitenstechen, Akne- und Augenproblemen im Einsatz. Man reichte hierfür die pulverisierte Baldrianwurzel oft mit Anis und Süßholzwurzel vermischt und in Wein aufgekocht. Weiterhin war sie Bestandteil von Theriak, einem auf Honig basierenden Latwerge, dem zahlreiche Kräuter beigemengt wurden. Daraus entstand eine Art opiumähnliche Arznei, die schmerzlindernd wirkte. Paracelsus setzte den Baldrian gegen Epilepsie, Augenkrankheiten und selbst gegen die Pest ein.

Die bekannteste Kräuterkundige des Mittelalters war Hildegard von Bingen, die den Baldrian vor allem bei einer Brustfellentzündung und bei Vicht (krebsähnliche Vorerkrankung) anwandte.

Erst im 18. Jahrhundert wurde der Baldrian immer öfter zur Behandlung von nervöser Unruhe und Stress sowie als Beruhigungsmittel eingesetzt.

Im berühmten Heilkräuter Werk „Species Plantarum“, welches der aus Schweden stammende Naturforscher Carl von Linné verfasste, wurde die Pflanzengattung „Valeriana“ erstmals im Jahre 1753 urkundlich erwähnt.

Der bekannte Wörishofener Wasser- und Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp sagte einmal: „Alle Formen nervöser Zustände, ob im Schmerz oder im Krampf, verlangen nach dem Baldrian“.

Sagenumwobener Echter Baldrian

Die alten Germanen benannten den Baldrian sogar nach ihrem Lichtgott Baldur, weshalb diese Pflanze bald in den Ruf eines absoluten Allheilmittels kam. Diese „lichtvolle“ Zuordnung und Vorstellung wurde von den meisten Volksstämmen in deren Ländern der Baldrian wuchs, in späteren Zeiten weiter übernommen.

Im Norden Europas hängt man den Baldrian verkehrt herum an die Haustüren, was vor bösen Geistern schützen sollte. Um sich vor Hexenzauber und vor dem Teufel zu schützen, hatte man zudem immer ein Stück Baldrianwurzel in der Tasche. Hängte man im Zimmer einen getrockneten Baldrianstrauß auf, dann würde er sich sobald eine Hexe den Raum betrat wild hin und her bewegen, so glaubte man.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

In der Bauernküche erntete man nicht selten die zarten Baldrianblättchen kurz nach ihrem Austreiben und stellte daraus einen köstlichen Salat her. Da der Baldrian mit dem Feldsalat verwandt ist, hat er auch einen ähnlichen Geschmack.

Nach getaner Arbeit auf dem Hof und Feld beruhigte nicht selten ein sommerliches Erfrischungsgetränk aus Baldrianblüten die erhitzten Gemüter. Dazu legten die Bäuerinnen die frischen Baldrianblüten mit ein paar Zitronenscheiben in einen Krug, der mit Wasser gefüllt war. Wer das Ganze in alkoholischer Form bevorzugte, der ließ sich einen beruhigenden Baldrianwein bringen. Hierzu legte die Bäuerin frisch geschnittene Baldrianwurzeln in ein Rumtopfglas, gab einen Esslöffel zerkleinerte Orangenschalen dazu und füllte das Glas mit einem gehaltvollen Weißwein bis zum Deckel auf, um es danach zu verschließen. Diesen Ansatz ließ sie zwei Wochen lang ziehen, schüttelte ihn dazwischen des Öfteren und siebte ihn nach dieser vierzehntägigen Ziehzeit ab. Ein Likörgläschen voll Baldrianwein zum Entspannen und Abschalten am Abend, zum Beruhigen wenn man sich geärgert hatte oder einfach als wohltuenden Schlummertrunk vor dem Zubettgehen, das war unter der Bauernschaft hochgeschätzt.

Anwendung

Kosmetische Anwendung

Der beruhigenden und entspannenden Wirkeigenschaften des Baldrians bedient sich auch die Kosmetikbranche und bringt Gesichtscremes, Körperlotionen, Handcremes für raue und rissige Hände sowie Gesichtsmasken und Packungen auf den Markt. Auch Shampoos, Duschgele und Badezusätze sind oft mit Baldrian versetzt. Vor allem ein entspannendes Beruhigungsbad mit diesen Heilkräutern ist insbesondere bei Nervosität und innerer Unruhe empfehlenswert.

Heilfördernde Anwendung

Die beruhigenden und einschlaffördernden Eigenschaften des Baldrians sind schon über Jahrhunderte hinweg bekannt, dafür sorgt vor allem der beinhaltete Wirkstoff namens Sesquiterpene. Im medizinischen Bereich wird bevorzugt die Baldrianwurzel verwendet, im Allgemeinen sind aber auch die Baldrianblüten sehr wirkstoffreich. Aus der Wurzel werden sowohl Trockenextrakte für Kapseln, Tabletten, Dragees & Co. als auch wässrige, alkoholhaltige Tropfen und Tinkturen hergestellt. Baldrian ist für seine effektive Wirkungsweise insbesondere bei innerer Unruhe, Nervosität, Angstzuständen, Kopfschmerzen, Migräne, Stimmungsschwankungen, Stress und bei Schlafproblemen bekannt. Weiterhin wird er bei Blähungen, Gastritis, Magen- und Darmbeschwerden, Gallen- und Harnstörungen sowie bei Wechseljahres- und nervösen Herzbeschwerden eingesetzt. Ebenso ist er sehr erfolgreich im Einsatz, wenn es sich um Situationen mit hohem Stresslevel handelt, wie beispielsweise vor Prüfungen, bei wichtigen Meetings oder Vorstellungsgesprächen. Baldrian wird auch bei psychisch bedingten Kopfschmerzen verwendet, weiterhin bei Verspannungen und Rückenschmerzen. Dieses heilsame Kraut kann die Angst vor einer Entbindung lindern, das Trauma nach Fehlgeburten abmildern und kleinen Zappelphilippen dabei helfen, ruhiger, fokussierter und konzentrierter zu werden. Seine entspannende Wirkung hilft selbst bei Nerven- und Muskelschmerzen, bei Neuralgien, Arthritis, Rheuma und Gürtelrose.

Baldrian ist heute eines der besten und meistgenutzten pflanzlichen Sedativa auf dem Arzneimittelmarkt.

Wirkungen des Echten Baldrians im Kurzüberblick

    • Schlaffördernd
    • Beruhigend
    • Nervenstärkend
    • Angstlösend
    • Entkrampfend
    • Muskelentspannend
    • Stressmildernd
    • Entspannend
    • Konzentrationsfördernd
    • Ausgleichend

Nebenwirkungen

Baldrian hat keine bekannten Nebenwirkungen. Da es jedoch kaum Studien gibt, wie Baldrianpräparate sich bei Kleinkindern auswirken, sollten sie Kindern unter 12 Jahren besser nicht verabreicht werden. Auch schwangere und stillende Frauen sollten vorsorglich von einer Einnahme absehen. Ebenso sind solche Präparate nicht mit anderen Schlaf- oder Beruhigungsmitteln zusammen einzunehmen. Sehr selten traten vereinzelt Bauchkrämpfe oder Übelkeit in Folge des Konsums von Baldrian auf. Da manche Menschen mit Schläfrigkeit auf die Einnahme von Baldrian reagieren, sollte man danach keine Maschinen bedienen und nicht mit dem Auto fahren. Allgemein ist Baldrian nicht länger als vier Wochen einzunehmen, zwischen der erneuten Einnahme sollten mindestens vier Wochen liegen.

Echter Baldrian im Handel

Es gibt viele Schlaf- und Beruhigungstees, die häufig mit anderen beruhigenden Heilkräutern wie Passionsblume, Melisse, Hopfen oder Grüner Hafer kombiniert sind. Weiterhin finden sich im medizinischen Bereich Baldrianwurzel-Fluidextrakte, Baldriantinkturen mit Ethanol, Tropfen und Mazerate, sowie Kapseln, Tabletten, Dragees und Globuli zum Einnehmen.

Im Gartenbedarf finden sich Samen (die nicht älter als 1 Jahr sein sollten, da kaum mehr keimfähig) und vorgezogene Pflanzen.

In Sachen Kosmetik ist der Baldrian ebenfalls auf dem Markt zu finden und zwar in Form von allerlei Gesichts- und Körperpflegeprodukten, insbesondere von beruhigenden Badezusätzen.

Baldrian gibt es auch in Form von Kräuterkissen die mit Baldrianblüten gefüllt sind und somit als natürliche Einschlafhilfe dienen. Meist sind solche Kräuterkissen in Kombination mit Melisse, Lavendelblüten oder Hopfenzapfen gefüllt erhältlich.

Fazit

Baldrian sorgt für innere Ruhe, Entspannung und Gelassenheit, nicht nur auf seelischer Ebene, sondern auch in Bezug auf unsere Nerven, Muskeln und alle krampfartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich. Weiterhin vermag er Ängste, Reizbarkeit und Stress zu lindern.