Aktualisiert am 16. August 2023 von Bauernhofurlaub.de
Eher unbemerkt und unauffällig wächst der Beifuß meist auf Brachflächen, an Bahntrassen, Sand- oder Schuttflächen sowie an Straßen- und Wegrändern. Obwohl er auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt, ist er doch als Heilkraut über viele Jahrhunderte hinweg wohlbekannt. Insbesondere als Schutzkraut der Gebärenden und für Frauenleiden im Allgemeinen. Auch als Gewürz in der Küche ist er sehr beliebt. Den meisten ist dieses Heilkraut als würzige Zutat in einer gefüllten Weihnachtsgans bekannt. Der Beifuß besitzt eine Vielzahl an effektiven Inhalts- und Wirkstoffen, insbesondere seine Bitterstoffe sind es jedoch, die schwere und fettreiche Speisen bekömmlicher machen.
Steckbrief
Name: Artemisia vulgaris
Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
Vorkommen: Vom Ursprung her in Europa sowie in den gemäßigten Zonen Nordafrikas und Asiens heimisch. Heutzutage auch als Neophyt im Norden Amerikas, von Mexiko über Alaska bis nach Grönland anzutreffen.
Wuchs: 60 cm bis 200 cm hohe, krautige, ausdauernde Pflanze, wurzelt bis 16 cm tief, ihr Wurzelstock ist mehrköpfig und besitzt fingerdicke, holzige Wurzeln. Die Pflanze wird in der Landwirtschaft als Hackfrucht-Unkraut angesehen, sie wächst bis in Höhenlagen von 1650 Metern.
Aussehen: Aufrechter, spärlich behaarter, violetter Stängel. Fiederteilige, grobe, stachelige bis 5 cm lange und 3 cm breite graugrüne Laubblätter, mit weißfilziger Blattunterseite. Ährenartige Blütentrauben mit körbchenförmigen Blüten, die kleine weißgraue, rotbräunliche oder gelbliche Blütenkörbe tragen. Sie bringen winzige, glatte dunkelbraune Achänenfrüchte hervor. Sowohl die Wurzeln als auch die Blüten verströmen einen aromatischen Geruch.
Besonderheit: Arznei- und Heilpflanze, Küchenkraut und Gewürz mit über 400 verschiedenen Gattungen.
Aussaat der Samen im Freien: März bis April
Anbau: Sonniger bis halbschattiger Standort, nährstoffreicher, durchlässiger, stickstoffreicher, leicht kalkhaltiger Boden, gerne auch sandig. Als Lichtkeimer dürfen die Samen nur leicht in die Erde gedrückt aber nicht mit Erde bedeckt werden. Der Pflanzabstand sollte mindestens 40 cm betragen. Aussaat in großen Töpfen ist mit handelsüblicher Kräutererde, die mit Sand vermischt werden sollte möglich, in dieser Form öfter gießen.
Pflege: Benötigt kaum Pflege, eventuell etwas Kompost unter die Bodenoberfläche mischen, maximal einen stickstoffbetonten Dünger verwenden, ist jedoch meist nicht notwendig. Kaum gießen, Pflanze kommt mit sehr wenig Wasser aus.
Blüte: Juni bis September
Wurzelernte: August bis Oktober
Inhaltsstoffe des Beifuß
Sesquiterpenlactone (ist für den bitteren Geschmack verantwortlich), ätherische Öle, Kampfer, Vulgarin, Pilostachyin, Flavonoide, Hydroxycumarine, Polyine, Triterpene, Carotinoide, Artemisinin, Gerbstoffe, Linalool, Thujon, Cumarine, Schleim, Harz, Inulin, Vitamine A, B, C, Glykoside
Namensvielfalt des Beifuß
Besenkraut, Gänsekraut, Weiberkraut, Fliegenkraut, Jungfernkraut, Wilder Wermut, Johannesgürtelkraut, Sunbent Gürtel, Beinweichkraut, Bibiskraut, Mugwurz, Sonnwendgürtel, Stabkraut, Sonnenwendkraut, Werzwisch, Machtwurz, Gürtelkraut, Dianakraut, Fliegenkraut, Thorwurz
Achtung Verwechslungsgefahr!
Die Beifuß-Blätter sind den Blättern des Blauen Eisenhutes sehr ähnlich, dieser ist jedoch hochgiftig! Einen Gegensatz gibt es als deutliches Erkennungsmerkmal: Die Blattunterseite der Beifuß-Blätter ist weißfilzig, die des Blauen Eisenhutes nicht!
Beifuß ist ein Allergieauslöser
Wenn der Beifuß zwischen Juli und September blüht wird es für Menschen mit Allergien meist recht unangenehm. Die Beifußblüten mit ihrer übermäßigen Pollenbildung sind ein nicht unerheblicher Auslöser für Heuschnupfen und bereiten auch Asthmatikern oft Probleme.
Besonderheiten des Beifuß
Aus der getrockneten Beifußpflanze wird über ein Wasserdampf-Destillationsverfahren Parfümöl gewonnen, welches im Fachjargon „Essence d´Armoise“ genannt wird. Dieses wird als Duftstoff zur Parfümherstellung verwendet.
Die ätherischen Öle werden sowohl in der Aromatherapie als auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet, dort insbesondere in der Moxa-Therapie (Erwärmung bestimmter Körperpunkte).
Der hier beschriebene Beifuß (Artemisia vulgaris) sollte nicht mit dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) verwechselt werden, der insbesondere in Südosteuropa und Asien vorkommt.
Wie der Beifuß zu seinem Namen kam
Seit dem Altertum ist bekannt, dass Beifuß im Schuh getragen oder als kleinen Strauß ans Bein gebunden, gegen wunde und müde Füße hilft, insbesondere bei langen Wanderungen. Dieser Umstand verlieh dem Heilkraut den Namen „Beifuß“. Seinen lateinischen Namen „Artemisia“ erhielt die Pflanze nach der griechischen Göttin der Jagd, die „Artemis“ genannt wurde.
Geschichte des Beifuß
Beifuß als Heilpflanze
Der römische Naturheilkundler Plinius der Ältere empfahl Wanderern den Beifuß bei sich zu tragen, damit ihre Füße auf der langen Wegstrecke nicht müde werden.
Im Prüller Kräuterbuch, welches im 12. Jahrhundert verfasst wurde, wird eine rituelle Beifußkraut-Verwendung in der Geburtshilfe beschrieben. Das bestätigte auch das Kräuterbuch von P.A. Matthioli, welches ebenfalls auf die Verwendung bei Geburtskomplikationen sowie bei Fehlgeburten und zur Erleichterung des Geburtsvorganges verweist. War der Harnfluss gestört, so wurde im Mittelalter empfohlen Weißwein mit Beifuß zu sieden, jedoch nicht, um ihn zu trinken. Vielmehr rieb man damit die äußeren Hautschichten rund um den Harnleiter ein, was den Harnstau lösen sollte.
In seinem Pflanzenwerk „Species Plantarum“ veröffentlichte der schwedische Naturforscher Carl von Linné im Jahre 1753 erstmals den Beifuß unter dem Namen „Artemisa vulgaris“. Schon zu dieser Zeit war der Beifuß ein gebräuchliches und sehr beliebtes Küchenkraut, was heutzutage die Petersilie ist, das war einst der Beifuß!
Im 19. Jahrhundert wurden insbesondere im deutschsprachigen Raum Beifußwurzeln zur Behandlung epileptischer Erkrankungen eingesetzt.
Sagenumwobener Beifuß
Der germanische Gott des Donners namens „Thor“ soll stets einen Gürtel aus Beifuß getragen haben, der seine Kräfte verstärkte. Doch auch sterbliche Menschen sollen durch das Tragen eines solchen Beifußgürtels gestärkt werden. Deshalb wurde es in späteren Zeiten Brauch, solch einen geflochtenen Gürtel zur alljährlichen Sonnenwendfeier im Juni zu tragen und damit wild um das Johannisfeuer zu tanzen. Darum wird der Beifuß auch Sonnwendgürtel oder Johannesgürtelkraut genannt. Später warf man diesen Beifußgürtel ins Feuer, damit sollte alles Schlechte und sämtliche Anfeindungen, denen man gerade ausgesetzt war, verbrannt werden.
Die Beifußwurzel wurde zudem in Form eines Amulettes getragen, was dem Träger zu mehr Kraft und Stärke verhelfen sollte.
Zur Wintersonnenwende und insbesondere in der Zeit der zwölf Rauhnächte wurden die Häuser und Stallungen mit Beifuß geräuchert, um böse Geister abzuwehren und die Tiere gesund zu erhalten. Dieser Kult entstammt ebenfalls dem germanischen Brauchtum.
Zu Zeiten des Mittelalters galt der Beifuß als effektives Mittel gegen Hexerei und war Bestandteil zahlreicher magischer Tränke. Heftete man einen Beifußstrauß umgekehrt an einen Dachfirst, so glaubten die Menschen, dass sie von Seuchen und einschlagenden Blitzen verschont blieben.
Verwendung in der bäuerlichen Küche
In der Bauernküche fand der Beifuß insbesondere bei der Zubereitung schwerer, fettiger Fleischgerichte seinen Einsatz. Beispielsweise als Zutat für eine köstliche Ente oder Weihnachtsgans, Eisbein, Wellfleisch oder einen deftigen Schweinebraten. Man mischte ihn als würzige Note auch gerne unter eine hausgemachte Kräuterbutter, einen Kräuterquark, Kartoffel-, Pilz- und Eierspeisen. Auch in klaren Gemüsesuppen aber auch in cremigen Kartoffel- oder Bohnensuppen war der Beifuß ebenso ein nicht wegzudenkendes Würzkraut, wie in jeder deftigen Soße.
Die Blütenrispen fanden dabei weit mehr Verwendung als die Blätter, da diese einen sehr bitteren Geschmack aufweisen, der an Wermut erinnert. Junge Triebe und Blättchen wurden allerdings gerne für Salate sowie bei Eintopf- und Gemüsegerichten verwendet.
Anwendung
Kosmetische Anwendung
Der Beifuß ist durchblutungsfördernd, belebt und erfrischt die Haut. Es ist vor allem in Naturkosmetikprodukten für Gesicht und Körper zu finden, beispielsweise in Form von Gesichtscremes, Fußcremes und Salben, Kräuterölen, Beifußwasser, Duschgelen und Badezusätzen. Auch zur Parfumherstellung wird gerne Beifuß verwendet.
Heilfördernde Anwendung
Beifuß wird seit dem 11. Jahrhundert als „Mutter aller Kräuter“ bezeichnet. Er ist deshalb bis heute ein bedeutendes Mittel zur Behandlung von Frauenkrankheiten wie Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden sowie Eierstockentzündungen. Weiterhin ist der Beifuß bei Harnstauungen, Leber- und Gallenproblematiken, Magen- und Darmbeschwerden, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Hämorrhoiden und Verdauungsstörungen effektiv im Einsatz. Dieses Heilkraut wirkt appetitanregend, gallefluss- und verdauungsfördernd zugleich. Er kann sein breitgefächertes Wirkspektrum jedoch auch bei nervösen Unruhezuständen, leichteren Nervenkrankheiten, Angespanntheit, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen unter Beweis stellen. Eher unbekannt ist die Tatsache, dass der Beifuß als wirkungsvolles Heilmittel bei müden und wunden Füßen eingesetzt werden kann. Die Heilkundigen von einst empfahlen jedermann, sich die Schuhe mit Beifußzweigen auszupolstern, was eine Wohltat für die Füße war. Da der Beifuß auch wärmend und durchblutungsfördernd wirkt, ist er nicht nur hilfreich bei kalten Händen und Füßen, sondern auch bei Muskelkater.
Wirkungen des Beifuß im Kurzüberblick
- Antibakteriell
- Antifungizid
- Durchblutungsfördernd
- Beruhigend
- Wehen fördernd
- Appetitanregend
- Verdauungsfördernd
- Schmerzlindernd
- Krampflösend
- Galleflussfördernd
- Wärmend
- Menstruationsfördernd
- Stärkend
- Erweichend
- Schweißtreibend
Nebenwirkungen
Wer allergisch auf Korbblütler ist, der sollte keine Beifuß-Präparate einnehmen. Zahlreiche Menschen reagieren zudem allergisch auf die zahlreich umherfliegenden Beifuß-Pollen. Insbesondere Heuschnupfengeplagten und Asthmatikern bereitet der Beifuß während des Pollenfluges nicht selten eine unangenehme Zeit. Schwangere Frauen sollten keinen Beifußtee trinken, da dieser wegen des enthaltenen Wirkstoffes Thujon frühzeitige Wehen auslösen könnte. Der Beifuß wirkt von innen heraus wärmend, deshalb sollte man ihn nicht einnehmen, wenn man ohnehin schon Fieber hat.
Beifuß im Handel
Als getrocknetes, gerebeltes, pulverisiertes oder frisches Küchenwürzkraut ist der Beifuß in vielen Supermarktregalen ebenso zu finden, wie als Beifußtee. Im Gartenbedarf sind Samen und vorgezogene Pflanzen erhältlich. In manchen Apotheken finden sich neben den getrockneten Beifußblättern für eine Teezubereitung auch geschnittene Wurzeln, aus denen ebenfalls ein Teesud zubereitet werden kann.
Im medizinischen Bereich sind Beifußkapseln, Tinkturen, Extrakte, Globuli und Beifußöle zu finden, die meist in der Aromatherapie eingesetzt werden. In einigen medizinischen Badezusätzen ist der Beifuß ebenfalls vertreten.
Die Kosmetikindustrie verwendet ihn vor allem für Gesichts- und Körperpflegeprodukte in Form von Cremes, Salben, Ölen, Wassern, Badezusätzen sowie in Parfums.
Fazit
Der Beifuß besticht rein äußerlich gesehen nicht unbedingt durch seine Schönheit. Vielmehr ist er ein „Allerwelts-Kraut“, welches oft übersehen wird. Der Beifuß galt früher wie heute als schützendes Frauenkraut und ist ein wirkungsstarker Helfer bei sämtlichen Beschwerden des Magen- und Darmtraktes. Als Küchenwürzkraut ist er unverzichtbar und hilft, fettreiche Speisen besser zu verdauen.