Aktualisiert am 31. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de
Dank seiner krampflösenden und beruhigenden Inhaltsstoffe wird Fenchel oft bei Magen- und Darm Problemen angewendet, meist in Form von Fencheltee oder Fenchelsamen. Er beinhaltet schleimlösende Wirkstoffe und eignet sich außerdem zur Behandlung von Husten, weiteren Erkältungsleiden sowie Entzündungen der oberen Atemwege. Aus allen Küchen der Welt ist er mit seinem lieblichen, milden Aroma, das an Anis und Lakritze erinnert, schon längst nicht mehr wegzudenken.
Steckbrief
Name: Foeniculum vulgare
Pflanzenfamilie: Doldenblütler (Apiaceae)
Vorkommen: Der Ursprung liegt in Südeuropa einschließlich den Kanarischen Inseln und Madeira, Nordafrika, Georgien, Ukraine, Westasien und Pakistan. In vielen anderen weltweiten Ländern ist Fenchel ein von Menschen eingeführter und kultivierter Neophyt. Wilder Fenchel ist vor allem in der Toskana und auf der iberischen Halbinsel zu finden.
Wuchs: 40 bis 200 cm hoch, bildet große, zwiebelähnliche, essbare, weiße bis gelbliche, oberirdisch wachsende Knollen
Aussehen: Runde, kahle, blaugrüne, gerillte Stängel, feingefiederte, dillähnliche Blätter, Doppeldolden mit einem Durchmesser bis zu 10 cm, an denen zwischen 14 bis 42 winzige, hellgelbe Blüten hängen, aus denen sich die Spaltfrüchte (Fenchelsamen) bilden
Besonderheit: Gewürz-, Tee-, Gemüse- und Heilpflanze
Aussaat der Gewürzfenchel-Samen im Freien: Anfang April bis Anfang Mai
Aussaat der Gemüse-/Knollenfenchel-Samen im Freien: Mitte Juni bis Mitte Juli
Anbau: Warmer, sonniger, mäßig trockener, basen- und nährstoffreicher, durchlässiger, leicht saurer Löß- oder Lehmboden wäre als Standort ideal, Pflanzabstand der Samen 30 bis 40 cm, mindestens 2 cm tief in die Erde drücken und gut mit Erde bedecken (Dunkelkeimer). Schon bei der Aussaat die Erde mit etwas Kompost anreichern. Um einen Schädlingsbefall zu verhindern, Thymian und Rosmarin daneben setzen.
Pflege: Sobald die pflegeleichte Fenchelknolle oberirdisch zwiebelgroß gewachsen ist, unbedingt den Pflanzgrund mit Erde anhäufeln und genügend gießen, das fördert die Bildung der Zwiebelknollen. Bei ziemlich sauren Böden sollte Kalk zugeführt werden. Als Topfkultur mit handelsüblicher Kräutererde anpflanzen, dabei ein wenig Sand untermischen, regelmäßig gießen, braucht eher viel Feuchte, jedoch keine Staunässe. Knollenfenchel ist frostempfindlich, dennoch mit Reisig abdecken. Der winterharte Gewürzfenchel treibt im neuen Jahr wieder aus.
Blüte: Juli bis September
Ernte der Gewürz- oder Wildfenchelsamen: Oktober (Samen haben eine Braunfärbung)
Ernte des Gemüse- oder Knollenfenchels: Sobald die oberirdischen Knollen faustgroß sind
Inhaltsstoffe des Fenchels
Ätherische Öle, Mineralsalze, Kieselsäure, Stärke, trans-Anethol, Fenchon, fette Öle, Flavonoide, Cumarine, Chamazulen, Kampfer, Carvon, Citronella, Citral, Eugenol, Fumarsäure, Limonen, Linolsäure, Linalool, Salicylate, Tocopherol, Thymol, Umbelliferon, Trigonellin, Xanthotoxin, Psoralen, Myristicin, Kaffeesäure, Bergapten, Bor, Estragol, Vitamin A, B, C und E, Kalium, Kalzium, Eisen, Beta-Carotin
Namensvielfalt des Fenchels
Brodsamen, Femis, Fenckel, Fenchil, Fengel, Fencol, Fenikraut, Fenichal, Fenichil, Fenis, Fenikl, Fenköl, Fennchal, Frauchenfenchel, Finechel, Femkel, Vencol, Phenchel, Venecol, Venekol, Vinkel, Venkel, Wenchil, Venekolt, Venichel, Fennel, Gewürzfenchel, Brotsamen, Knollenfenchel, Enis, Frauenfenchel, Köppernickel
Besonderheit des Fenchels
Vom Fenchel der Gattung „Foeniculum“ gibt es drei Unterarten, die sich nicht nur in ihrer Verwendungsart unterscheiden, sondern auch in ihrem Wuchs:
Gemüsefenchel (auch Zwiebel- oder Knollenfenchel genannt) Gewürzfenchel (auch Süßfenchel genannt) Wilder Fenchel (auch Bitterfenchel genannt) Von allen drei Fenchelvarietäten sind die Knollen, Samen und Blätter essbar.
Seinen botanischen Namen „Foeniculum“ erhielt der Fenchel im Übrigen vom lateinischen Wort „foenum“, was so viel wie Heu bedeutet. Das kommt daher, dass seine feinen, dillartigen Blättchen beim Trocknen heuähnlich wirken.
Die Hauptstadt der Insel Madeira, die zu Portugal zählt, heißt Funchal, was übersetzt so viel wie „viel Fenchel“ bedeutet.
Geschichte des Fenchels
Fenchel als Heilpflanze
Archäologische Funde aus der Gegend rund um Mesopotamien belegen, dass der Fenchel seit über 5.000 Jahren als Küchen- und Heilpflanze verwendet wird. Beispielsweise wurden zu dieser Zeit Lungenentzündungen mit Hilfe eines heißen Fenchel-Umschlages behandelt.
Schon die Heilkundigen der Antike wie Hippokrates, Dioskurides und Theophrast empfahlen den Fenchel für Bauch, Blase und Nieren, für einen guten Milchfluss bei stillenden Frauen sowie gegen Schlangenbisse. Die Heilkundige Hildegard von Bingen nutzte den Fenchel zur Zeit des Mittelalters für die Schleimlösung bei Husten. Der deutsche Botaniker und Arzt Hieronymus Bock setzte auf in Wein gesottene Fenchelsamen gegen Sodbrennen, Wassersucht und zur Ausleitung von Giften. Im alten China kannte man die Fenchelsamen bereits gegen Verdauungsstörungen, Nierenleiden und ebenfalls gegen die Bisse von Schlangen. In der europäischen Volksmedizin ist der Fenchel schon seit Jahrhunderten als Mittel gegen Blähungen bei Kleinkindern und bei Katarrhen der Atemwege bekannt.
Die erste urkundliche Erwähnung der Gattung „Foeniculum“ erfolgte im Jahre 1768 durch den englischen Botaniker und Gärtner Philip Miller in seinem selbstverfassten Werk „The Gardeners Dictionary“.
Sagenumwobener Fenchel
Die alten Griechen schrieben dem Fenchel eine magische Wirkung zu, sie trugen ihn bei ihren Mysterienspielen mit religiösem Hintergrund in Form eines Kranzes um den Hals. Zur Zeit des Mittelalters wurden Fenchelbüschel in Schlüssellöcher und an Türrahmen gesteckt, was einen Schutz vor bösen Mächten bewirken sollte.
Vor Neuvermählten streute man Fenchelsamen auf den Weg und sorgte damit für lebenslanges Glück. Wer einen Weinsud mit Fenchelsamen gekocht trank, brachte damit Schwung in sein Liebesleben. Es ging die Sage um, dass Zauberer mit Hilfe von Fenchelsamen verwunschene Personen heilen konnten.
Das einst politisch und militärisch einflussreiche, kleinasiatische Volk der Hethiter, welches im 2. Jahrtausend v.Chr. in der Region des heutigen Syriens lebte, benutzte den Fenchel für ein unschönes Ritual. Sie verfluchten damit feindliche Städte, die sie zuvor zerstörten.
Gewitzte italienische Weinhändler servierten potentiellen Weinkäufern vor der Verköstigung ihrer Weine gezielt frische Fenchelgerichte, um damit von den Schwachstellen ihrer Weine abzulenken. In Italien weiß jedermann um das traditionelle Credo, dass der Fenchel jede Speise und jedes Getränk verfeinert, er intensiviert dabei den guten Geschmack und übertönt die schlechten Geschmacksnuancen. Somit sollten die Fenchelspeisen von der nicht selten minderwertigen Qualität ihrer Weine ablenken. Dieser alte Brauch gipfelt bis heute im inneritalienischen Spruch: „lasciarsi infinocchiare“, was frei übersetzt so viel wie „einfencheln“ bedeutet, also jemanden hinters Licht führen.
Von jeher wurde der Fenchel als „Gewürz der Engel“ bezeichnet. Diese Bezeichnung findet sich bis heute in exklusiven, italienischen Speisen, die den Namen „la spezia degli angeli“ tragen, was übersetzt Engelsgewürz bedeutet.
Verwendung in der bäuerlichen Küche
Die Bauernküche kennt zahlreiche Verwendungsarten des Fenchels mit seinem würzigen, anis- oder lakritzähnlichen Geruch und Geschmack. Die zwiebelförmigen Fenchelknollen wurden oft als Zutat in Gemüse- und Fischgerichten, Eintöpfen oder Aufläufen verwendet, zudem stellte man ein feines Fenchelgemüse daraus her. In kleine Würfel geschnittene rohe Fenchelknollen verliehen einer Vielzahl von Salaten ein liebliches Aroma. Um eine besonders aromatische Brühe zu bekommen, gab man neben kräftigem Rindfleisch und Suppengemüse auch eine zerkleinerte Fenchelknolle mit in die Suppe. Wenn ein ganzer Fisch im Backofen herausgebacken wurde, füllte man zuvor seinen Bauch mit feinen Fenchelknollenscheiben. Dazu reichte man mit Fenchel verfeinerte Bratkartoffeln oder einen Kartoffelsalat.
Die feingehackten, dillartigen Fenchelblättchen fügte man gerne Hackfleischgerichten, Soßen, Salaten oder einer Salat-Vinaigrette zu, verwendete diese jedoch auch als würzige Zutat in Suppen.
Die Fenchelfrüchte oder auch Fenchelsamen genannt, kochte man zu einem Magen-Darm-Tee auf, der Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen entgegenwirkte. Für die Erwachsenen mischte man diesen Teesud oft mit Kümmel und Anis, um seine Wirkkraft zu verstärken. Bei Babys und Kleinkindern gab man den milden Fencheltee pur, insbesondere gegen Blähungen. Man mischte die Fenchelsamen für eine gute Bekömmlichkeit auch unter die Brotteige und verwendete sie für Plätzchen oder leckere Gewürzkuchen insbesondere zur Weihnachtszeit.
Weiterhin destillierten die Bauern aus Fenchel und Anis nicht selten kräuterwürzige Schnäpse und süße Liköre.
Anwendung
Kosmetische Anwendung
Vor allem in einer Vielzahl an Naturkosmetika ist der Fenchel in Form von Gesichts- und Körperpflegeprodukten zu finden.
Fenchel wird gerne in der Aromatherapie verwendet, da er angstlösend und nervenberuhigend wirkt, damit lässt es sich also auch gut schlafen. Ein wenig Fenchelöl auf ein Tuch getropft verströmt ein beruhigendes Aroma was einschlaffördernd wirkt. Ätherisches Fenchelöl kann auch zur Raumbeduftung in einer Duftlampe oder einem Vernebler verwendet werden.
Heilfördernde Anwendung
Heutzutage findet der Fenchel in der Medizin vielfach Verwendung als Husten- und Beruhigungsmittel, aber auch als Karminativum gegen Blähungen, Völlegefühle sowie andere Magen- und Darmprobleme. Man setzt sowohl einen wohltuenden Fencheltee (meist gemischt mit Anis und Kümmel) als auch einen Fenchelhonig als traditionelles Hausmittel ein, wenn es um Störungen des Magen-Darm-Traktes, Menstruationsprobleme oder um Erkältungs- und Atemwegserkrankungen geht. Leidet jemand an Appetitlosigkeit, dann ist er mit Fenchel, der appetitanregend wirkt, ebenfalls gut beraten. Weiterhin besitzt der Fenchel das Potential, die Milchbildung anzuregen, weshalb er gerne von stillenden Müttern genutzt wird, die zudem von den beruhigenden Eigenschaften dieser Heilkräuter profitieren. Fenchelknollen regen auch die Nieren- und Lebertätigkeit an und fördern die Durchblutung.
Wirkungen des Fenchels im Kurzüberblick
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- Antibakteriell
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- Entzündungshemmend
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- Verdauungsfördernd
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- Entblähend
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- Magenstärkend
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- Milchbildend (Muttermilch)
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- Krampflösend
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- Schleimlösend
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- Keimhemmend
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- Appetitanregend
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- Entspannend
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- Harntreibend
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- Tonisierend
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- Durchblutungsfördernd
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- Gefäßschützend
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- Angstlösend
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- Nervenberuhigend
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen bei der Einnahme von Fencheltee sind nicht bekannt.
Fenchelöl darf immer nur äußerlich angewendet und nicht getrunken werden, da es für den Magen sehr reizend wirkt. Bei der äußerlichen Anwendung des Öls kann es in seltenen Fällen zu allergischen Hautreaktionen kommen, beispielsweise wenn jemand eine Allergie gegen Doldenblütler hat. Es kam vor, dass überdosiertes Fenchelöl die Wirkung der Pille zur Schwangerschafts-Verhütung beeinträchtigte. Wenn der geblähte Bauch von Babys und Kleinkindern mit Fenchelöl eingerieben wird, muss darauf geachtet werden, dass diese stark ätherisch riechenden Öle nicht in die Nähe der Luftwege kommen, da dies zu Atemnot führen könnte. Auch Epileptiker sollten diesen Umstand berücksichtigen. Kinder dürfen Fenchelpräparate erst ab dem 1. Lebensjahr oral einnehmen. Beim Fenchelhonig, Hustensaft oder Sirup sollten Diabetiker auf die Zuckergehaltsangaben achten.
Fenchel im Handel
Im Gartenbedarf sind Fenchelsamen sowie vorgezogene Kleinpflanzen erhältlich. Im Medizinbereich finden sich Verdauungstropfen und Tinkturen, oftmals gemischt mit Anis, Kümmel, Pfefferminze und Kamille. Ebenso gibt es Hustensäfte und Sirupe, die wiederum mit Anis, Thymian, Süßholz und Eibisch gemischt sind. Weiterhin sind Fencheldragees und Pastillen zum Einnehmen ebenso auf dem Markt, wie Fenchelöle zum Einreiben.
Bei den Spirituosen sind Fenchel Liköre und Schnäpse wie Absinth, Pastis, Sambuco und der griechische Ouzo sehr beliebt. Außerdem gibt es Fencheltee, Fenchelhonig, Fenchelsalami, Fenchelkaugummi und Fenchelbonbons zu kaufen. Insbesondere in indischen Restaurants wird oft eine Mischung aus Fenchelsamen, Kümmel, Anis und groben Zuckerkristallen gereicht, was als Verdauungshilfe nach schwerverdaulichen Speisen dienen soll. Als Küchengewürz ist der Fenchel in Form von frischen Fenchelknollen, gemahlenem Fenchelpulver, ganzen Fenchelsamen und Gewürzmischungen mit Fenchel zu bekommen.
Der Kosmetikbereich sieht vor allem Zahncreme, Seifen und Flüssigseifen, ätherische Fenchel-Öle zur Raumbeduftung, Gesichtswasser sowie weitere Gesichts- und Körperpflegeprodukte vor.
Fazit
Fenchel ist ein absolut vielfältig einsetzbares Gemüse und Küchengewürz. Diese aus der Familie der Doldenblütler stammende Heilpflanze findet zudem sowohl in der Medizin als auch in der Kosmetik Verwendung.