Gelber Enzian

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Der Gelbe Enzian ist eine typische Gebirgspflanze, die mittlerweile nur noch selten im Wildwuchs zu sehen ist, weshalb sie unter Naturschutz gestellt wurde und nicht gesammelt werden darf. Die hohe Konzentration an Bitterstoffen macht den Gelben Enzian zu einer beliebten Heilpflanze, insbesondere was die Naturheilkunde anbelangt. Diese hübschen, riesengroßen Wildstauden mit ihren zahlreichen Trugdolden, die aus einer Vielzahl gelber Blüten bestehen, stellen in jedem Bauern- oder Kräutergarten einen Eyecatcher dar.

Steckbrief

Name: Gentiana lutea
Pflanzenfamilie: Enziangewächse (Gentianaceae)
Vorkommen: Ursprung in Europa, vor allem in den Karpaten, wächst bevorzugt in den europäischen Gebirgsregionen bis in Höhenlagen von 2.500 Metern. Heutzutage ist die Pflanze verstärkt auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg), im Schwarzwald und in der Türkei anzutreffen.
Wuchs: 50 bis 150 cm hoch, die Rhizomwurzel ist so dick wie ein Arm, kann bis zu 100 cm lang und bis zu vier Kilogramm schwer werden, winterharte Staude.
Aussehen: Graugrüne, krautige, ausdauernde und kräftige Pflanze mit aufrechtem, hohlem, fingerdickem Stängel, alle oberirdischen Teile sind behaart. Bildet eine Blattrosette am Grund, kreuzständige, hellgrüne Laubblätter die bis zu 15 cm breit und 30 cm lang werden können, eine spitz zulaufende Form haben und kurze Stiele tragen. Mehrere Fruchtkapseln auf bis zu sechs verschiedenen Etagen, die jeweils unzählige kleine gelbe Blüten haben. Jede Kapselfrucht beinhaltet rund 100 schmale, geflügelte, bräunliche Samen. Besonderheit: Heil- und Arzneipflanze, Garten- und Wildpflanze, steht unter Naturschutz
Aussaat der Samen (besser mit Jungpflanzen!) im Freien: Frühjahr oder Herbst
Anbau: Kälte- und Lichtkeimer, kalkhaltiger, sandig bis lehmiger, lockerer, nur mäßig nährstoffreicher Boden an sonnigem aber eher kühlem Standort. Zu bedenken sind die meterlangen und tief in die Erde reichenden Pfahlwurzeln, also mit genügend Abstand zueinander anpflanzen, damit die einzelnen Stauden sich ausbreiten können, umpflanzen vertragen sie nicht gut. Pflanzabstand mindestens 50 cm, mit Kompost anreichern!
Pflege: Nicht zu viel gießen, verträgt keine Staunässe und keine Moorerde! Langsames Wachstum, deshalb immer wieder Unkraut jäten, im Herbst Kompost in die Erde einarbeiten.
Blüte: Juni bis August – jedoch kommt es erst ab einem Pflanzenalter von 10 Jahren zu einer Blütenbildung!
Frucht- bzw. Samenreife: September bis Oktober
Wurzelernte: Entweder im Frühjahr vor dem Austrieb neuer Laubblätter oder wenn die Pflanze bereits Blüten trägt (erstmalig nach 10 Jahren!), werden die Wurzeln im Herbst nach der Blütezeit geerntet

Inhaltsstoffe des Gelben Enzians

Carotinoide, Zuckerstoffe, Bitterstoffe wie Secoiridoid, Amarogentin und Gentiopikrosid, Xanthone, Kohlenhydrate, Fruktose, Glucose, ätherische Öle, Gerbstoffe, Gerbsäuren, Inulin, Zink, Schleim, Saccharose, Pektine, Gentianose, Gentiopikrin und Gentisin (gelber Blütenfarbstoff)

Namensvielfalt des Gelben Enzians

Darmwurzen, Anzianwurzel, Zinzalwurz, Bergfieberwurzel, Zergang, Bitterwurzel, Sauwurz, Butterwurz, Jäuse, Gelbsuchtwurzen, Jänzene, Istrianswurzel, Halunkenwurz

Besonderheit des Gelben Enzians

Der Gelbe Enzian blüht erstmalig in einem Alter von zehn Jahren, diese Pflanze kann jedoch zwischen 40 und 60 Jahren überdauern. Von der „Gentiana lutea“ gibt es weltweit vier bekannte Unterarten. Ihre langen, breiten Laubblätter rollen sich bei starken Regengüssen nach innen hinein etwas zusammen, bilden auf diese Weise eine Art Trichter oder Kelch und sammeln darin Wasser, um es zur Wurzel zu leiten.

Achtung Verwechslungsgefahr!

Da der Gelbe Enzian nach einem Alter von zehn Jahren erstmals erblüht, ist er zuvor die meiste Zeit eine nicht blühende Grünpflanze. In diesem Zustand ist er leicht zu verwechseln mit dem hochgiftigen „Weißen Germer“ (Veratrum album), der jedoch weiße, sternförmige Blüten trägt und dessen Laubblätter wechselständig und nicht kreuzgegenständig angeordnet sind, wie beim Gelben Enzian. Auch an der Wurzelfarbe kann man die beiden Pflanzen voneinander unterscheiden, die Enzianwurzel ist innen gelb, das Innere der Germerwurzel ist weiß. Darauf sollte unbedingt geachtet werden!

Geschichte des Gelben Enzians

Gelber Enzian © pluriversum - stock.adobe.com

Gelber Enzian als Heilpflanze

Die frühen Heilkundigen Plinius, Galenus, Dioskurides und Celsus setzten die Wurzel des Gelben Enzians gegen giftige Tierbisse, Magen- und Leberleiden, Fieber und Krämpfe ein. In der Volksmedizin geht die Verwendung des Gelben Enzians bis in die Kaiserzeit der Römer zurück, wo dieser als heilsames Fiebermittel galt. Im 15. Jahrhundert setzte man die Wurzel unter anderem zur Wundheilung ein.

Im Jahre 1753 wurde die Heilpflanze erstmals urkundlich vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné unter ihrem lateinischen Namen „Gentiana lutea“ benannt.

Der berühmte Pfarrer Sebastian Kneipp schätzte die Wirkungsweisen des Gelben Enzians sehr und empfahl diesen im Garten selbst anzubauen, damit seine heilfördernden Kräfte stets zur Verfügung stünden.

In späteren Jahren sah man den Gelben Enzian eher als lästiges Unkraut an, welches von den Weidetieren wegen seines bitteren Geschmacks gemieden wurde. Deshalb wurde diese Heilpflanze weitgehend ausgerottet, es gab sie nur noch in manchen Hochgebirgslagen. Das ist der Grund, weshalb sie heutzutage unter Naturschutz steht.

Sagenumwobener Gelber Enzian

Der letzte König des Volkes der illyrischen Labeaten, die in Skodra, dem heutigen Albanien lebten, hieß Genthios. So kam der Gelbe Enzian zu seinem lateinischen Namen „Gentiana“. Dieser König war von der Wirksamkeit der Enzianwurzel insbesondere gegen die Pest so überzeugt, dass sich die Kunde weit über die Landesgrenzen von Skodra hinaus verbreitete. Der Namenszusatz „lutea“ wiederum bezieht sich auf die gelbe Blütenfarbe.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Insbesondere die Herstellung von Enzianschnaps aus dem Gelben Enzian ist in der Bauernküche seit langem wohlbekannt. Benötigte man bei Verdauungs-, Magen- und Darmproblemen ein zuverlässiges Kräuterbitterelixier, so wurde dieser Schnaps destilliert. Seltener trocknete man die Wurzel des Gelben Enzians, verarbeitete sie zu einem Pulver, welches bei Blähungen oder Völlegefühl über eine Suppe gestreut ganz einfach mitgelöffelt wurde.

Anwendung

Kosmetische Anwendung

Insbesondere in der Naturkosmetik sind des Öfteren flüssige Enzian-Extrakte oder Gesichtscremes zu finden, welche mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen die Haut kräftigen. Solche Produkte aus dem Gelben Enzian sind bei Frauen in der kosmetischen Anti-Aging-Pflege sehr beliebt, vor allem wenn es um reife, schlaffe oder fahle Haut geht.

Heilfördernde Anwendung

Vom Gelben Enzian wird in der Heilkunde lediglich die Wurzel (Gentianae radix) verwendet die sehr viele Bitter- und Zuckerstoffe enthält. Diese Heilpflanze findet vor allem bei Magen-, Darm- und Verdauungsproblemen, Blähungen und Völlegefühl Anwendung. Durch die enthaltenen Bitterstoffe wird die Magensaftbildung stark angeregt, ebenso fördert es den Appetit. Da der Gelbe Enzian auch leicht abführend wirkt, kann er bei Verstopfungen hilfreich sein. Weiterhin bei Gallenproblemen, Gicht, Blutarmut, Fieber und er ist sogar gegen Darmparasiten, Gelbsucht und Malaria im Einsatz. Da er schleimlösende Eigenschaften besitzt, wird er oft bei festsitzendem Husten, Bronchitis, einer verstopften Nase sowie bei Nasennebenhöhlenentzündungen verabreicht. Zudem fördert er die monatliche Regelblutung der Frauen und man sagt dieser Pflanze nach, dass man nach längerer Krankheit mit ihrer Hilfe wieder schneller auf die Beine kommt. Kalte Hände und Füße soll der Gelbe Enzian aufwärmen können, er hilft zudem bei Schwindel, Ohnmachtsanfällen, Krampfadern, Nerven- und Herzschwäche sowie bei rheumatischen Erkrankungen.

Wirkungen des Gelben Enzians im Kurzüberblick

    • Antibakteriell
    • Antioxidativ
    • Tonisierend
    • Appetitanregend
    • Verdauungsanregend
    • Fiebersenkend
    • Magensaftbildend
    • Gallensaftbildend
    • Leberschützend
    • Schleimlösend
    • Menstruationsfördernd
    • Erfrischend
    • Belebend
    • Stärkend
    • Kräftigend
    • Wärmend
    • Gefäßerweiternd
    • Wundheilfördernd
    • Entzündungshemmend

Nebenwirkungen

Im Allgemeinen sind keine unerwünschten Nebenwirkungen des Gelben Enzians bekannt, vorsorglich sollten Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche jedoch auf die Einnahme solcher Produkte verzichten. Bei diesen Personengruppen liegen noch keine ausreichenden Langzeitstudienergebnisse vor, weshalb eine Anwendung nicht empfohlen wird. Ebenso Menschen, die an Bluthochdruck sowie an einem Zwölffingerdarm- oder Magengeschwür leiden. Auch wer an chronischer Magenübersäuerung leidet, sollte auf den Konsum von Gelbem Enzian verzichten.

Wer Enzian Produkte in hoher Konzentration zu sich nimmt, der könnte Kopf- oder Magenschmerzen bekommen, deshalb sollte die Dosierung entsprechend angepasst werden.

Gelber Enzian im Handel

Im medizinischen Bereich findet man: Tropfen, Tee, Fluidextrakte, Tinkturen, homöopathische Urtinkturen, Dragees, Tabletten, Bachblüten, Globuli, Tonikum und Kräuterelixiere.

Bei den Tees finden sich die geschnittene oder pulverisierte Enzianwurzel zur Teezubereitung, ebenso fertige Teemischungen, die oftmals mit anderen Bitterkräutern wie Wermut, Löwenzahn, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut und Benediktenkraut kombiniert sind.

Unter den alkoholischen Getränken sind zu bekommen: Aperitif, Kräuter- oder Magenbitter, Schnaps (oft als „Enzian“ bezeichnet) sowie Branntweine.

Der Kosmetikbereich verwendet den Gelben Enzian unter anderem in Form von flüssigen Kräuterextrakten oder Cremes.

Im Handel für Gartenbedarf sind sowohl Samen als auch vorgezogene Jungpflanzen erhältlich.

Fazit

Präparate aus der Wurzel des Gelben Enzians sind in Apotheken und im gesundheitsorientierten Kräuterhandel zu beziehen. Insbesondere die starken Bitterstoffe dieser Heilpflanze wirken sich positiv auf das gesamte Verdauungssystem aus und kräftigen das Kreislaufsystem.