Holunder

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Holunder © Alexander - stock.adobe.com

Der Holunder ist eine Wildobst-Gattung mit einem hohen ökologischen Wert für den Naturschutz, da es sich bei dieser Pflanze um ein Nährgehölz für Bienen und Vögel handelt. Zudem leben diverse Raupen und Schmetterlingsarten vom Holunderlaub. In jedem naturnah gestalteten Bauern-, Kloster- oder Kräutergarten zählt der Holunder deshalb zum absoluten Pflichtanbauprogramm. Zudem lässt er sich wunderbar in Vogelschutz- und Sichthecken integrieren, ist konkurrenzstark und gedeiht selbst an schattigen Plätzen hervorragend. Im medizinischen Bereich ist sein Wirkspektrum breit gefächert und er wird gerne in Form von Erfrischungsgetränken und Fruchtaufstrichen konsumiert.

Steckbrief

Name: Sambucus
Pflanzenfamilie: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
Vorkommen: Weltweit verbreitet, drei Arten sind in Mitteleuropa heimisch, wächst bevorzugt in gemäßigten Klimazonen, aber auch in tropischen und subtropischen Gebieten, dort meist in höheren Gebirgslagen.
Wuchs: 1 bis 15 m hoch, wächst in Form von Halbsträuchern, großen Sträuchern oder Bäumen, kann bis zu 20 Jahren alt werden.
Aussehen: Sommergrüne Pflanze, gegenständige, gefiederte grüne Laubblätter, die eine elliptische Form aufweisen. Unzählige winzige weiße Blüten an Schirmrispen, die sich in bis zu 30 cm große Dolden entwickeln können. Sie bilden saftreiche, rund fünf Millimeter große, runde Steinfrüchte, die man Holunderbeeren nennt. Diese können weiß, schwarz, rot oder blau sein und enthalten jeweils bis zu fünf Samen.
Besonderheit: Heil- und Arzneipflanze, essbare Gartenzierpflanze
Aussaat der Samen im Freien: September bis Oktober
Anbau: Holunder wächst nicht nur in die Höhe, sondern vor allem auch in die Breite, was beim Anbau in Bezug auf genügend Abstand zu anderen Pflanzen bedacht werden muss. Lehmiger, kalk-, stickstoff- und humusreicher Boden an einem halbschattigen Standort. Kaltkeimer, braucht also eine Kälteperiode um keimen zu können.
Pflege: Anspruchslos, benötigt kaum Pflege, Boden mäßig feucht halten, keinesfalls überwässern. Nicht zu viele Äste abschneiden, da sich sonst schnellwachsende Wassertriebe bilden. Fällt man einen Holunder, treibt der Stumpf meist wieder aus, so dass in ein paar Jahren ein neuer Baum daraus entwächst.
Blüten: Mai bis Juli
Blätter: Mai bis Juni
Beeren: August bis Oktober

Inhaltsstoffe des Holunders

Glycoside, Cholin, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Gerbsäure, ätherische Öle, Vitamin A,B, und C, Flavonoide, Kalium, Anthocyane, Sambucin, Kalzium, Zink, Eisen, Magnesium, Phenolsäuren, Carotinoide, Sambunigrin

Namensvielfalt des Holunders

Elder, Fliederbeerbusch, Holler, Holder, Hollerstrauch, Fliederbeere, Alhorn, Eiderbaum, Backholder, Eller, Flieder, Ellhorn, Holderbusch, Hollerbusch, Huskolder, Kelkenbusch, Schwarzholder, Kischke, Keilken, Betschel, Hölder, Attich

Besonderheiten des Holunders

Die Pflanzenteile des Holunders, welche für diverse Verwendungsarten genutzt werden, sind die Beeren und die Blüten. Die Baumrinde und das Mark des Holunders enthalten Kristalle aus Calciumoxalat, die ab und zu ebenfalls zur Anwendung kommen. Achtung: Alle grünen Teile des Holunder sind giftig und dürfen nicht verzehrt werden, die Blätter kann man lediglich als breiige Umschläge verarbeitet, äußerlich auf die Haut und auf Wunden auflegen. Holunder kann extrem gut auf Wasseradern wachsen.

Die drei mitteleuropäischen Holunderarten

Weltweit gibt es etwa zwanzig verschiedene Holunderarten, die nachstehenden drei sind in Mitteleuropa beheimatet:

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra ist die gängigste und bekannteste Art) Roter Holunder (Sambucus racemosa) Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus oder auch Attich genannt)

Geschichte des Holunders

Holunder als Heilpflanze

In prähistorischer Zeit wurde der Holunder als Nahrungsmittel, Färbemittel und sein Holz zur Herstellung von Flöten verwendet. Zudem nutzte man seine hohlen Holzröhren als Bohrer, die mit Bogensehnen betrieben wurden.

Schon Hippokrates lobte die Heilkraft dieser Pflanze und wandte sie gegen Wassersucht, Verstopfung und Frauenleiden an.

Der lateinische Name „Sambucus“ wurde von Carl von Linné, einem schwedischen Naturforscher, in seinem Werk „Species Plantarum“ erstmals im Jahre 1753 urkundlich erwähnt.

Der Holundertee galt als effektives Mittel insbesondere gegen Halsschmerzen und sein Wirkspektrum verstärkte sich noch, wenn die Blüten vor Sonnenaufgang geerntet und sogleich daraus ein frischer Tee gebrüht wurde.

Sagenumwobener Holunder

Der Holunderbusch war von jeher Gegenstand mythologischer, religiöser und abergläubischer Riten und Bräuche. Die nordische Göttin Freya als Schützerin von Haus und Hof wählte der Sage nach ihren Wohnsitz in einem Holunderbusch. Holla, die Göttin der Brunnen und Quellen bat man unter einem Holunderbusch eindringlich um gut gewässerte Felder und eine fruchtbare Ernte. Sie wurde in späteren Zeiten durch das Märchen „Frau Holle“ der Gebrüder Grimm als freundliche, ältere Frau bekannt, die den Schnee für die Menschen aus ihren Bettfedern auf die Erde hinunter schüttelt.

Die Römer, Griechen und Germanen glaubten gleichermaßen daran, dass gute Geister im Hollerbusch wohnten, deshalb war es Brauch einen solchen Busch in jedem Garten zu pflanzen. Jedoch durfte dieser niemals unter dem Schlafzimmerfenster stehen, da man glaubte, dass der süße, schwere Blütenduft die Sinne vernebeln würde. Ebenso wurden Holunderbüsche und Bäume nur selten gefällt, weil man Angst hatte, die guten Geister darin zu verlieren und damit Unglück über das Haus zu bringen.

Bei einer Beerdigung war es Brauch ein Kreuz aus gesteckten Holunderzweigen aufzustellen, wenn dieses nach ein paar Tagen wieder zu grünen begann, so wertete man dies als Zeichen, das der Verstorbene selig im Jenseits angekommen sei. Im Alpenraum der Schweiz galt ein Holunderbaum am Grab ebenfalls als segensreiches Übergangstor zur jenseitigen Welt.

Weiterhin ging die Kunde, Hexen könnten sich problemlos in einen Holunderzweig verwandeln. Wegen dieses Aberglaubens verwendete man Holunderbaumholz weder als Fußbodenbelag, Wandvertäfelung noch zur Möbelherstellung, um keine Hexen im Hause zu haben.

Wenn man Zahnschmerzen hatte, sollte man auf einen Holunderzweig beißen, so würden die Schmerzen in das Holz übergehen und einen selbst davon befreien. Wollten junge Frauen ihrer Kinderlosigkeit entgegenwirken, so sollten sie immer wieder einen Holunderbaum umschlingen.

In Schweden glaubte man daran, dass der Elfenkönig mitsamt Gefolge zu sehen sei, wenn man sich unter einen Holunderbaum setzt und zwar exakt bei Sonnenuntergang während der Mittsommernacht.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Die Bauern kochten insbesondere den berühmten „Fliedertee“ aus den Blüten des Holunderbusches, die in getrockneter Form auch in jeder Bauernapotheke zu finden waren. Aus den Beeren wurden diverse Fruchtaufstriche hergestellt, aus den Blüten fertigte man köstlich süße Sirupe, die zu festlichen Anlässen mit Sekt oder Perlweinen aufgegossen wurden. Weiterhin stellte man zur Sommerzeit eine erfrischende Holunderlimonade aus der Heilpflanze her. Natürlich ließen sich auch vollmundige Säfte und Liköre, Holunderweine und Holunderessige aus den fruchtigen, herb-säuerlich schmeckenden Holunderbeeren zaubern. Die großen, schirmartigen Blütenkronen hat man in einem Pfannkuchenteig ausgebacken, was insbesondere für die Kinder immer ein leckerer Gaumenschmaus war. Die hübschen weißen Blüten schmückten zudem Wildkräutersalate und die Bäuerinnen kreierten so manche außergewöhnliche Hollerblütentorte daraus.

Da der Beerensaft sehr stark färbend ist, wurde er auch oft dazu benutzt, etwas damit einzufärben.

Anwendung

Holunder © Rostislav Sedlacek - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Wer eine unreine oder entzündete Haut, Akne, Neurodermitis oder Schuppenflechte hat, der kann einen Hollerblütentee äußerlich zur Hautpflege einsetzen. Entweder um die Haut damit abzutupfen oder in Form von Umschlägen und Kompressen. Dasselbe gilt für leichte Verbrennungen wie z.B. bei einem Sonnenbrand, der Tee wirkt hier schmerzlindernd und wundheilfördernd. Auch die Holunderblütenblätter verfügen über eine heilsame Wirkung auf die Haut und kommen beispielsweise als Breiumschlag zum Einsatz. Es gibt zudem Salben mit Holunder, die gegen Wunden, Geschwüre, Hautinfektionen, Insektenstiche, Verstauchungen, Schwellungen oder Quetschungen eingesetzt werden können.

Heilfördernde Anwendung

Holunderblütentee wird vor allem für Schwitzkuren eingesetzt, wenn es um Fieber, Bronchitis, Grippe, Angina pectoris und Erkältungskrankheiten im Allgemeinen geht. Auch hartnäckig festsitzender Schleim kann mit Hilfe von Holunder gelöst werden, er wirkt wie ein natürliches Antibiotikum. Insbesondere die schwarzen Holunderbeeren sind reich an Vitamin C und können bei derlei Erkrankungen zusätzlich in Form von Saft, Sirup, Marmelade oder Mus eingenommen werden. Holunder dient auch zur Stärkung des Immunsystems und er wirkt entgiftend, weshalb man ihn gerne bei Kuren zur Gewichtsreduktion einsetzt. Aufgrund seiner blutreinigenden und harntreibenden Eigenschaften wird er zudem bei rheumatischen Krankheiten, Leber- und Nierenschwäche, Ödemen, Gicht sowie bei chronischen Entzündungen verwendet. Holunderblütensaft wirkt leicht abführend, was bei Verstopfungen hilfreich sein kann. Wer unter Wadenkrämpfen, Ischiasproblemen oder chronischen Muskelschmerzen leidet, der ist mit dem Holunder ebenfalls gut bedient, seine hohen Anteile an Kalium und Magnesium sich hierfür sehr hilfreich, zudem festigt das enthaltene Kalzium die Zähne, Knochen und Gelenke.

Die antioxidativen, schleimhautschützenden und entzündungshemmenden Wirkeigenschaften des Holunders, machen ihn zu einem effektiven Begleiter bei einer Krebsbehandlung.

Erkrankungen der Haut wie beispielsweise Akne, Ekzeme, Abszesse, Furunkel, Herpes oder Juckreiz können ebenfalls mit Holunder behandelt werden. Entweder in Form von Cremes und Salben oder als Umschläge und Kompressen.

Wirkungen des Holunders im Kurzüberblick

    • Antibakteriell
    • Antibiotisch
    • Antiviral
    • Harntreibend
    • Blutreinigend
    • Entgiftend
    • Immunsystemstärkend
    • Schweißtreibend
    • Wärmend
    • Fiebersenkend
    • Wundheilfördernd
    • Abführend
    • Schleimlösend
    • Anregend
    • Blutstillend
    • Krampflösend
    • Entzündungshemmend
    • Pilztötend
    • Antioxidativ
    • Schleimhautschützend
    • Auswurffördernd
    • Schmerzstillend
    • Entspannend
    • Kräftigend
    • Herzstärkend

Nebenwirkungen

Achtung Rohverzehr: Die Holunderbeeren enthalten ein schwaches Gift namens Sambucin. Wird eine größere Menge roher Früchte verzehrt, so kann das Verdauungsprobleme wie Übelkeit, Erbrechen oder sogar schwere Durchfälle verursachen. Erhitzt man hingegen die Holunderbeeren, so zersetzt sich das Sambucin ohne jegliche Rückstände. Deshalb sollten die Beeren möglichst nicht roh verzehrt, sondern ausschließlich gekocht eingenommen werden. Das gilt insbesondere für Kinder, die noch empfindlicher auf rohe Holunderbeeren reagieren. Beim Konsum der Holunderblüten, ganz gleich ob in roher oder in gekochter Form sind keinerlei Nebenwirkungen bekannt.

Holunder im Handel

Im Nahrungsmittelbereich ist der Holunder in Form von Tee, Saft, Sirup, Likör, Sekt, Wein, Gelee, Marmelade und Gummibärchen zu finden.

Im medizinischen Bereich sind Tinkturen, Tropfen, Globuli, Salben und Cremes mit Holunder erhältlich.

Die Kosmetik verwendet den Holunder vorzugsweise in Hautlotionen, Deodorants, Parfums und erfrischenden Blütenwassern.

Fazit

Der Holunder ist ein uralter und sagenumwobener Hausbaum und Strauch, der von jeher in unmittelbarer Nähe zu menschlichen Siedlungen zu finden war. Sowohl in der Heilkunde als auch in der genussreichen Küche ist er nicht mehr wegzudenken. Jedes Jahr im Frühling erfreut er uns mit seiner schneeweißen, lieblich duftenden Blütenpracht und zur Herbstzeit schenkt er uns seine fruchtig-aromatischen Beeren. Zudem sorgt der Holunder für inneres Gleichgewicht und Harmonie.