Huflattich

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Huflattich © Dagmara_K - stock.adobe.com

Die Huflattichblüten beginnen schon im Februar zu blühen, weshalb diese Pflanze zu den ersten Frühlingsblumen zählt. Sie wird sehr gerne von Bienen, Schwebfliegen und Käfern bestäubt, kann sich aber auch selbst bestäuben. Der Huflattich dient insbesondere einigen vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsarten als bevorzugte Futterpflanze. Die gelben Blüten des Huflattichs werden nicht selten mit Löwenzahnblüten verwechselt, man erkennt jedoch beim genaueren Hinsehen deutliche Unterschiede. Während der Blütezeit besitzt der Huflattich keinerlei Blätter und die Blüten wachsen auf einem geschuppten Stängel, was beim Löwenzahn nicht der Fall ist. Der Huflattich gilt als besonders genügsam, er kann sogar auf purer Braunkohle ohne Erde, Gras oder anderen Bodenflächen ringsum wachsen. Oftmals ist er auch an solchen ungewöhnlichen, kahlen, steinigen Standorten zu finden, während der Löwenzahn eher in Wiesen und an Wegrändern gedeiht.

Steckbrief

Name: Tussilago farfara
Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
Vorkommen: Heimisch in Europa, Ost- und Westasien sowie in Afrika, in Nordamerika ist der Huflattich ein eingebürgerter Neophyt, er wächst bis in Höhenlagen von 2.300 Metern.
Wuchs: 10 bis 30 cm hoch, Wurzelstock mit bis zu 2 m langen, unterirdisch kriechenden Wurzelausläufern, winterharte Staude. Aussehen: Krautige, ausdauernde, mehrjährige, widerstandsfähige Pflanze mit 10 bis 20 cm breiten, gezähnten Laubblättern. Sie wirken huf- oder herzförmig, tragen ein deutlich sichtbares Adernetz sowie eine weißlich filzige Blattunterseite. Aus den körbchenförmigen, gelben und rund 2 cm großen Blüten entfaltet sich später ein sternförmiger, dichter Blütenkorb, der den Löwenzahnblüten zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Stängel sind zur Blütezeit mit rotbraunen, behaarten, schuppigen Blättchen besetzt. Der Huflattich entwickelt Nussfrüchte, die so genannten Achänen, die wie bei einer Pusteblume mit ihrem fallschirmartigen Haarschopf vom Wind davongetragen werden. Jeder Blütenkopf kann bis zu 300 solcher pusteblumenähnlichen Samen bilden.
Besonderheit: Arznei- und Heilpflanze, Küchen- und Gartenkraut
Aussaat der Samen im Freien: April bis Mai
Anbau: Bevorzugt ton- und lehmhaltige Böden, sehr genügsame Pflanze, liebt sonnige, feuchte Standorte, gedeiht aber auch im Halbschatten (was jedoch auf seine heilfördernde Eigenschaft negativen Einfluss hat!), Huflattich kann auch in Kübeln angebaut werden.
Pflege: Für Feuchtigkeit ohne Staunässe sorgen, bedarf sonst keiner besonderen Pflege.
Blüte: Februar bis April (des kommenden Jahres nach dem Anbau)
Blätterwachstum: ab März/April
Erntezeit für Blüten und Blätter: Mai bis Juni

Inhaltsstoffe des Huflattichs

Bitterstoffe, Sterole, Gerbstoffe, Polysaccharide, Schleimstoffe, ätherische Öle, Gerbsäure, Inulin, Hyperin, Zink, Tannine, Violaxanthin, Taraxasterol, Salpeter, Pyrrolizidin-Alkaloide, Saponine, Triterpene, Eisen, Kalzium, Kalium, Kupfer, Kieselsäure, Mangan, Magnesium, Schwefel, Vitamin C

Namensvielfalt des Huflattichs

Breitlattich, Eselslattich, Brustlattich. Lette, Latten, Kuhfladen, Eselshuf, Rosshuf, Hufblatt, Fohlenfuß, Wanderers Klopapier, Ackerlatsche, Pferdehuf, Bachblümlein, Brandlattich, Berglatschen, Hoflörrich, Labassen, Ladderblätter, Zeitrösele, Teebleaml, Sommertürl, Ohmblätter, Loambleamel, Sandblume, Tabakkraut, Märzblume, Lehmblümel, Ackerlattich

Besonderheiten des Huflattichs

Außergewöhnlich ist, dass zunächst die gelben Blüten aus dem Boden herauswachsen, dann erst erscheinen die Blätter.

Die handtellergroßen, hufförmigen Huflattich-Blätter sind auf ihrer Unterseite weißfilzig und weich behaart, deshalb werden sie von Naturfreunden und Wanderern gerne als natürliches „Toilettenpapier“ genutzt.

Geschichte des Huflattichs

Huflattich als Heilpflanze

Um 77 n. Chr. entstand die Enzyklopädie „Naturalis historia“, darin belegte der Historiker Plinius der Ältere diese Heilkräuter erstmals mit dem Namen „tussis“, was für „Husten“ steht. Die botanische Bezeichnung „farfara“ heißt übersetzt „von Mehl getragen“ und bezeichnet damit die wie mit Mehl bepuderte Blattunterseite. Der Namensteil „lattich“ verweist aus dem lateinischen Wort für „Milch“ kommend auf den milchigen Saft der Pflanze.

Die erste urkundliche Erwähnung unter dem lateinischen Namen „Tussilago farfara“ erfolgte im Jahre 1753 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné.

Die frühen Heilkundigen Dioskurides, Galenos und Plinius empfahlen die Huflattichblätter anzuzünden und den aufsteigenden Rauch einzuatmen, was gegen Husten helfen sollte. Die Klosteräbtissin Hildegard von Bingen setzte den Huflattich ebenfalls gegen sämtliche Erkrankungen der Atmungsorgane ein.

In der Volksheilkunde wurde frisch gepresster Huflattichsaft, den man aus den Blättern gewann, tropfenweise in die Ohren geträufelt, was gegen Ohrenschmerzen helfen sollte. Diese Pflanze nennt sich unter anderem „Tabakkraut“, weil man die Huflattichblätter früher auch als Kräutertabak verwendete oder sie mit herkömmlichem Tabak vermischte, um eine feinwürzige Rauchmischung daraus zu kreieren.

Aus den Huflattichblüten stellte man wiederum eine Essenz her, die für die Fähigkeit stand, sich selbst treu zu bleiben und beachtliche Pionierleistungen erbringen zu können.

Sagenumwobener Huflattich

Um den Huflattich ranken sich zahlreiche Sagen und Mythen, beispielsweise dass er den Pferdegöttern der Germanen und Kelten geweiht war, zudem sollte er immer dort erscheinen, wo zuvor die römische Pferdegöttin Epona entlang geritten war. Überlieferungen aus der Antike besagen, dass die Zentauren (Mystische Wesen mit menschlichem Oberkörper und dem Unterkörper eines Pferdes) oft Kämpfe mit den Menschen ausgefochten haben sollen. Während solcher Kämpfe wuchs stets Huflattich aus den Hufabdrücken der Zentauren. Die Blätter des Huflattichs erinnern in ihrer Formgebung tatsächlich stark an einen Hufabdruck.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

In der Bauernküche wurden in Wildkräutersalaten sowohl die Blüten als auch die Blätter des Huflattichs verwendet, allerdings nur sparsam. Die Blätter schmecken leicht bitter, die Blüten duften schwach nach Honig und mild balsamisch, sie schmecken etwas süßlich aber im Nachgang ähnlich bitter wie die Blätter. Aus diesem Grunde mengte man sie den Salaten als Zutat oder zur Dekoration nur vereinzelt bei, meist in Kombination mit anderen Wildkräutern wie Gänseblümchen, Löwenzahn und Giersch. Die frischen Blatttriebe aß man gerne kurz blanchiert oder auch als Rohkost. Da der Huflattich gekocht leicht pfeffrig schmeckt, wurde daraus bevorzugt ein herzhaftes Gemüse zubereitet, welches hervorragend zu Reis- und Kartoffelgerichten passte. So manches Mal gab es zudem mit Cremes oder Käse gefüllte Huflattichblätter, die man wie Blattrouladen zusammenrollte. Die Blätter des Huflattichs fanden auch in Suppen, Kräuterquarks und als würzige Kräuterbratlinge Verwendung in den bäuerlichen Küchen.

Anwendung

Huflattich © 13smile - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Äußerlich angewendet findet der Huflattich bei unreiner Haut, Akne, Furunkeln, Ekzemen oder einer Gesichtsrose Anwendung und zwar in Form von Waschungen, Umschlägen, Auflagen oder Cremes. Es gibt zahlreiche Haut-, Haar- und Fußpflegeprodukte, welche den Huflattich enthalten. Wer den ganzen Tag über auf den Beinen war und am Abend davon geschwollene Füße hat, der kann sich mit einem Huflattich-Fußbad wohltuende Linderung verschaffen. In der Haar- und Kopfhautpflege ist der Huflattich ebenfalls im Einsatz, da er der Schuppenbildung entgegenwirkt und Juckreiz mildert. Schon ein paar Behandlungen mit einem entsprechenden Shampoo oder einer Huflattich-Tinktur genügen, um Problemen mit der Kopfhaut wirkungsvoll zu begegnen.

Heilfördernde Anwendung

Der Huflattich ist bis heute eine der bedeutendsten Heilpflanzen, wenn es um festsitzenden Husten geht, denn er wirkt schleimlösend und beruhigt den Hustenreiz. Bei akuten Katarrhen der Atemwege, die mit Husten, Reizhusten, Heiserkeit, Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut einhergehen, ist der Huflattich sehr empfehlenswert. Ebenso bei Bronchitis Asthma, Fieber und sogar bei Raucherhusten. Er kann aber auch bei Entzündungen des Brustfells, der Augen, des Kehlkopfes, der Ohren, des Darms, der Venen und bei Gastritis eingesetzt werden. Weiterhin schreibt man dem Huflattich effektive Wirkungsweisen zu, wenn es um die Bekämpfung von Frühjahrsmüdigkeit, Appetitlosigkeit, eines erlahmten Stoffwechsels sowie eines Magen- und Darmkatarrhs geht. Er hilft bei Durchfall und Verstopfung gleichermaßen, lindert schlecht heilende oder entzündete Wunden und sogar leichte Brandwunden. Huflattich wird auch bei Nervenschmerzen eingesetzt, da er das Nervensystem stärkt. Bei Geschwüren oder Krampfadern wirkt ein Umschlag aus zerquetschten Huflattichblättern oftmals sehr wohltuend.

Wirkungen des Huflattichs im Kurzüberblick

    • Zusammenziehend
    • Schleimlösend
    • Beruhigend
    • Antibakteriell
    • Blutstillend
    • Entzündungshemmend
    • Erweichend
    • Tonisierend
    • Schweißtreibend
    • Anregend
    • Schmerzlindernd
    • Nervenstärkend
    • Appetitfördernd
    • Stoffwechselanregend
    • Wundheilend
    • Krampflösend
    • Fiebersenkend

Nebenwirkungen

Im Allgemeinen sind keine Neben- oder Wechselwirkungen des Huflattichs bekannt, allerdings ist es möglich, dass Allergiker, die auf Korbblütler reagieren, auch gegen dieses Gewächs allergisch sind.

Huflattich sollte möglichst nicht in großen Mengen verzehrt werden und auch eher selten auf dem Speiseplan stehen. Diese Pflanze enthält eine toxische Substanz namens „Pyrrolizidin-Alkaloide“, die zu Leberschädigungen führen kann, sofern sie in größeren Mengen konsumiert wird.

Aus diesem Grunde sollten Leberkranke, Kinder, schwangere und stillende Frauen vorsorglich auf die Einnahme von Huflattich-Produkten verzichten.

Huflattich im Handel

Im Gartenbedarf finden sich herkömmliche Huflattichsamen sowie pyrrolizidinalkaloidfreies Saatgut, aber auch vorgezogene Pflanzen.

Weiterhin sind getrocknete Blüten und Blätter erhältlich, auch in Form von Huflattichtees. Die Wirkstoffe der Pflanze befinden sich zudem in Huflattichhonig, Sirup und Frischpress-Saft.

Im medizinischen Bereich gibt es Kapseln, Tabletten, Dragees, Hustensaft, Hustentropfen, Tinkturen, Globuli sowie Cremes und Salben mit Huflattich.

Im kosmetischen Bereich sind Shampoos und Tinkturen mit Huflattich zur Haarpflege und Kopfhautbehandlung erhältlich, ebenso Haut- und Fußpflegeprodukte aller Art.

Fazit

Der Huflattich wächst bevorzugt an Bahndämmen, Wegrändern und Böschungen, in Steinbrüchen, auf Schutthalden und in den Bergen. Er gedeiht auf ton- und lehmhaltigen Böden und ist an seinen leuchtend gelben Blüten sofort zu erkennen. In manchem Bauern- oder Kräutergarten wird diese uralte Hustenheilpflanze wegen ihrer zahlreichen heilfördernden Wirkeigenschaften eigens angebaut.