Ingwer

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Ingwer © mates - stock.adobe.com

Bei Ingwer handelt es sich um ein aus den tropischen Gebieten der Erde stammendes Küchengewürz sowie um eine vielseitige Heil- und Arzneipflanze. Ingwer wird auch in Europa vor allem als Gewürz immer gefragter, weil sich die exotische Küche zunehmend verbreitet und immer größerer Beliebtheit erfreut. In vielen Supermärkten sind deshalb sowohl frische Ingwerwurzeln als auch feingemahlenes Ingwergewürzpulver erhältlich. Ingwer ist jedoch weit mehr als nur ein Küchengewürz, man könnte ihn als wahren Alleskönner bezeichnen, da er auf eine Vielzahl körperlicher Beschwerden heilfördernd wirkt.

Steckbrief

Name: Zingiber officinale
Pflanzenfamilie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Vorkommen: Wildwachsender Ursprung sind die Tropen und Subtropen, wächst innerhalb Europas nicht wild, nur in Form von Anbaukulturen, da große Mengen benötigt werden. Ingwer wird heutzutage vor allem in Indien, China und Nigeria, aber auch in Australien und Südamerika großflächig angebaut.
Wuchs: 50 cm bis 150 cm hoch, krautige, ausdauernde Pflanze, horizontalwachsende, dicke, Rhizom-Wurzelknollen mit fingerartigem Aussehen, die innen gelblich sind und aromatisch-würzig schmecken
Aussehen: Dicker, rund 1 m langer Stängel mit bis zu 30 cm langen und bis zu 2,5 cm breiten Laubblättern, die der Pflanze ein schilfartiges Aussehen verleihen, zapfenartige Blütenähren mit gelbgeränderten, grünen Deckblättern. Orchideenähnliche Blüte mit gelber, bräunlicher oder purpurvioletter Färbung, beerenartige, fleischige Kapselfrüchte
Besonderheit: Küchengewürz und Arzneipflanze
Anbau: Kann im Topf selbst angebaut werden, halbschattiger, warmer Platz (20 °C), ideal wäre eine der Sonne abgewandte Fensterbank. Eine ca. 3-5 cm große Wurzelknolle mit Blumenerde bedecken, mit nährstoffreichem Substrat anfeuchten und mit Folie abdecken, damit darunter eine hohe Luftfeuchtigkeit entsteht, ggf. mit Drainage, damit Wasser ablaufen kann, hat sich nach ein paar Wochen ein Spross gebildet, an einen helleren Ort stellen, Folienhaube entfernen
Pflege: Mit kalkfreiem Wasser gießen, Wurzelballen feucht halten, keine Staunässe, sonst faulen die Wurzeln, Blätter ab und zu mit kalkfreiem Wasser besprühen. Im Sommer warmer Standort, im Winter kühler Standort mit ca. 10 °C, jetzt nicht mehr gießen, nur die Rhizomwurzel bleibt erhalten und diese zieht sich wie ein Zwiebelgewächs im Winter ein.
Wurzelernte: Im Spätherbst nachdem sich die schilfartigen Laubblätter gelb gefärbt haben

Inhaltsstoffe des Ingwers

Ätherische Öle, Gingerol, Zingiberen, Shogaol, Zingiberol, Harzsäuren, Diarylheptanoide, Cineol, Zingeron, Borneol, Neral, Citral, beta-Eudesmol, Oleoresin, Curcumen, Vitamin C, Phosphor, Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium, Natrium

Namensvielfalt des Ingwers

Ingber, Immerwurzel, Imber, Ingwerwurzel, Gemeiner Ingwer Englische Bezeichnung: Ginger

Besonderheit des Ingwers

Ingwer schmeckt leicht brennend, scharf und würzig, er duftet aromatisch. Seine besondere Geschmacksnote verleiht ihm vor allem der scharfe Inhaltsstoff Gingerol, aber auch die Scharfstoffe Zingeron und Shogaol. Seinen typischen Geruch erhält der Ingwer durch den Wirkstoff Zingiberol. Wegen seiner besonderen Schärfe gilt der Ingwer neben Pfeffer, Chili und Galgant als eines der schärfsten Gewürze der Welt. In Japan wird Ingwer in Essig süß-sauer eingelegt und als Zwischengang namens „Gari“ gereicht. Inzwischen ist diese Speise in nahezu allen Sushi-Restaurants weltweit verbreitet. In Ländern mit heißem Klima wird Ingwer als anregender und schweißtreibender Zusatz in Tees oder Kaffees getrunken.

Die Herleitung des Namens „Ingwer“ stammt von dem altindischen Sanskritwort „sringavera“ und bedeutet so viel wie geweihförmige Hornwurzel.

Geschichte des Ingwers

Ingwer als Heilpflanze

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet man die Ingwerwurzel als Heil- und Arzneipflanze bereits über 2.000 Jahre lang.

Die beiden römischen Ärzte und Naturheilkundler Dioskurides und Plinius benutzen den Ingwer nicht nur für eine bessere Verdauung sondern auch als Gegengift für bestimmte pflanzliche und tierische Gifte sowie als Heilmittel gegen die Verdunklung der Augen. Auch Konfuzius soll die Ingwerwurzel regelmäßig auf seinen Reisen gegen Reiseübelkeit mit sich geführt haben.

Da Ingwer im Wildwuchs naturgemäß nur in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde wächst und gedeiht, war er über viele Jahrtausende hinweg in Europa gar nicht bekannt. Erst im 9. Jahrhundert wurde diese aromatische und heilfördernde Pflanze nach Europa eingeführt und damit auch im deutschen Sprachraum bekannt. Von Hildegard von Bingen bis Paracelsus kannten alle Heilkundigen bald die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Ingwers.

Die Ingwerwurzel war bis ins 19. Jahrhundert ein fester Bestandteil einer „Tinctura aromatica“, also einer aromatischen Tinktur, die zu den „reizenden Arzneien“ gerechnet wurde. Meist bestanden solche rotbraunen Flüssigtinkturen aus Ingwer, Galgantwurzel, Zimt, Kardamom sowie Gewürznelken und sie wurden für vielerlei Beschwerden eingesetzt.

Sagenumwobener Ingwer

In Japan erntet man ganz besonders dicke Wurzelstücke des Ingwers als begehrtes Aphrodisiakum. Sogar der Koran erwähnt den Ingwer und beschreibt ihn als „heilige“ Pflanze. Von den Magiern und Heilkundigen der Südsee wird Ingwer als bedeutendes Magiemittel eingesetzt. Im Mittelalter stellte man sich vor, dass so eine heilsame Pflanze direkt aus dem paradiesisch anmutenden „Garten Eden“ stammen müsse.

Erzählungen nach sollen verschlagene Pferdehändler aus Amerika in früheren Zeiten ihren lahmen Pferden Ingwer unters Futter gemischt haben, um sie danach zum Verkauf anzubieten. Die anregende Wirkung des Ingwers soll die erlahmten Gäule dazu gebracht haben, ihre Schweife wieder hoch aufzurichten und zu schwenken, was auf dem Pferdemarkt als Zeichen von Gesundheit, Temperament und jugendlichem Feuer galt.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

In der bäuerlichen Küche kennt man frisch geriebene Ingwerwurzeln insbesondere zu Geflügel aber auch zu Fisch, Meeresfrüchten und Lamm. Man verwendet den Ingwer zudem in Currygerichten, Soßen, Cremesuppen und in leckeren süß-sauren Chutneys. Auch in selbstgekochten Marmeladen, sowie selbstgebackenen Honigprinten und Lebkuchen zur Weihnachtszeit steht frischer Ingwer immer ganz oben auf der Zutatenliste. Die Bauernküche verfeinert mit dem gemahlenen Ingwerpulver gerne fruchtige Kaltschalen, Obstsalate oder einen süßen Milchreisbrei.

Anwendung

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Kosmetische Anwendung

Der im Ingwer beinhaltete Scharfstoff Gingerol vermag es einen unangenehmen Mundgeruch zu neutralisieren, weshalb diese Pflanze gerne in Mundwässern und Gurgellösungen verarbeitet wird. Auch wärmende Ingwer-Zimt-Salben sind gegen Nackenverspannungen und kalte Füße immer sehr beliebt. Im sportlichen Bereich können schmerzende Gelenke und Muskeln mit einer Ingwersalbe eingerieben werden, man legt einen warmen Ingwerwickel mit fein zerkleinerten Wurzelstücken auf oder man nimmt ein wohltuendes Ingwerbad. Das hilft im Übrigen auch gegen Rückenschmerzen. Auch bei der Parfumherstellung findet der Ingwer als sogenannter „Fixateur“ Verwendung.

Heilfördernde Anwendung

Die bekannteste Heilwirkung des Ingwers liegt darin Übelkeit, Blähungen und Bauchschmerzen effektiv entgegen zu wirken. Zudem setzt man ihn aus diesem Grunde verstärkt gegen Reise- und Seekrankheiten ein. Bei akut auftretender Übelkeit hilft es besonders gut, wenn eine frische Ingwerscheibe gekaut wird. Patienten, die nach Operationen, Chemo- oder Strahlentherapien bei Krebserkrankungen an Übelkeit oder Brechreiz leiden, kann ebenfalls mit Ingwer wirksam geholfen werden. Trotz seiner gewissen Schärfe hilft er bei einem Reizmagen, bei Magengeschwüren und Menstruationskrämpfen. Weiterhin ist der Ingwer für seine antientzündlichen Wirkungsweisen bekannt und wird deshalb gerne bei Entzündungen aller Art eingesetzt, z.B. bei Gelenkentzündungen, Rheuma und Muskelschmerzen. Dieses Gewürz vermag Schmerzen allgemeiner Natur im Körper zu lindern, insbesondere Arthrose- und Kopfschmerzen, es soll sogar nahezu die gleiche schmerzlindernde Wirkung zeigen wie gängige, chemische Schmerzmittel. Bei Husten und anderen Erkältungskrankheiten ist Ingwer ebenso einsetzbar wie gegen Erkrankungen der Atmungsorgane. Weiterhin bekämpft er wirksam die Appetitlosigkeit, da er aufgrund seiner die Verdauungssäfte anregenden Eigenschaften einen gesunden Appetit fördert. Ingwer steigert zudem die Produktion von Gallensaft und wird deshalb auch bei Gallenbeschwerden gerne eingenommen. Bei Krämpfen die auf Kälte zurückzuführen sind, ist der Ingwer besonders hilfreich, da er von innen heraus wärmend wirkt. Wer sein Immunsystem und damit die Immunabwehr stärken möchte, der ist mit Ingwer ebenfalls gut beraten.

Der chinesische Arzt Tao Hongjing fand bereits vor vielen hundert Jahren heraus, das gemahlener Ingwer und frischer Ingwer unterschiedliche Wirkeigenschaften auf den menschlichen Körper haben. Frischer Ingwer: Wehrt von außen eindringende Krankheiten auf der Körperoberfläche ab, wärmt das obere Verdauungssystem (Milz bis Magen), lindert Husten und wirkt schleimlösend. Getrockneter Ingwer: Wirkt nicht auf der Körperoberfläche, beseitigt auftretenden Schleim bei Atemnot und wärmt ebenfalls das obere Verdauungssystem von der Milz bis zum Magen.

Wirkungen des Ingwers im Kurzüberblick

    • Antibakteriell
    • Antibiotisch
    • Antiviral
    • Abwehrkraftsteigernd
    • Entzündungshemmend
    • Schmerzlindernd
    • Schleimlösend
    • Blutgerinnungshemmend
    • Magenstärkend
    • Tumorhemmend
    • Übelkeitsbekämpfend
    • Verdauungssaftanregend
    • Appetitfördernd
    • Wärmend
    • Immunsystemstärkend
    • Kreislaufanregend
    • Schweißbildend
    • Speichelflussfördernd

Nebenwirkungen

Ingwer ist zwar im Allgemeinen ein sehr gutes Mittel gegen Übelkeit, bei Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum) sollte er jedoch nicht eingesetzt werden, da es zu Sodbrennen und Kopfschmerzen kommen könnte.

Bei Menschen mit einem überaus sensiblen Magen-Darm-Trakt kann es zu Unwohlsein, Blähungen, Durchfall oder Sodbrennen kommen. Da Ingwerpräparate in die Blutgerinnung eingreifen, sollten sie nicht gemeinsam mit Blutgerinnungs-Hemmern eingenommen werden.

Ingwer im Handel

Im arzneimitteltechnischen Bereich gibt es mit dem Zusatz Ingwer beispielsweise Mundwässer, Gurgellösungen, Ingwer-Lutschbonbons, Kapseln, Tabletten, Dragees, Tinkturen, Tropfen, Öle, Salben, Trockenextrakte und Ingwer-Frisch-Presssäfte zum Einnehmen.

Im Bereich der Küchengewürze ist der Ingwer zu finden in: Gemahlenen Ingwer-Küchengewürzen, Gewürzmischungen oder als frische Ingwerwurzeln.

Im kulinarischen Bereich gibt es ihn in Form von kandiertem Ingwer, gezuckerten Ingwerstücken, Ingwerstücken mit Schokolade überzogen oder als Ingwer-Schokolade, als Ingwermarmelade, Kaugummi, Plätzchen, Kekse, in Sirup eingelegt und als Ingwergewürz in Marmeladen, Honigen und Kakaos. In den zur Weihnachtszeit sehr beliebten Pfefferkuchen (Gingerbread) ist ebenfalls Ingwer zu finden.

Zudem gibt es Ingwer-Getränke wie zum Beispiel das Erfrischungsgetränk Ginger-Ale oder das feinwürzige Ginger-Bier.

Fazit

Die ursprünglich aus den Tropen stammende „scharfe, geweihartige Wurzelknolle“ bietet weit mehr als nur ein aromatisches Küchengewürz. Ingwer kann nicht nur Schmerzen lindern, sondern bekämpft auch wirksam Übelkeit, Blähungen sowie See- und Reisekrankheiten.