Johanniskraut

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Aktualisiert am 16. August 2023 von Bauernhofurlaub.de

Johanniskraut © Alexander Raths - stock.adobe.com

Seit mehr als 2.000 Jahren tritt das Johanniskraut als heilfördernde Pflanze seinen Siegeszug rund um die Welt an. Zum Johanni-Fest am 24. Juni eines jeden Jahres tanzten die Menschen einst geschmückt mit Kränzen auf dem Kopf rings um die lodernden Sonnwendfeuer herum. Diese Kränze waren aus Johanniskraut geflochten und das zu Ehren des Namenspaten Johannes der Täufer, einem christlichen Heiligen. Man feierte an diesem Sonnwendfest den längsten Tag des Jahres und übergab zum Schluss die Kränze dem Feuer, was vor bösem Zauber schützen sollte. Das goldgelbe Johanniskraut mit seinem blutroten Blattöl erblüht meist um dieses Datum herum und entwickelt auch dann seine stärksten Heilkräfte.

Steckbrief

Name: Hypericum perforatum
Pflanzenfamilie: Johanniskraut- und Hartheugewächse
Vorkommen: Stammt ursprünglich aus Europa, heutzutage weltweit vertreten, mit Ausnahme von Wüsten, arktischen und tropischen Regionen
Wuchs: 50 bis 100 cm hoch, mehrjährige, krautige Pflanze, wächst auf Heiden, an Böschungen, Weg-, Straßen- und an lichten Waldrändern, wurzelt bis zu 50 cm tief
Aussehen: ovale, längliche Blätter, dunkelrote, eiförmige Früchte, gelbe bis orangefarbene Blüten in Trugdolden, spindelförmige Wurzel, aufrechter Stängel
Besonderheit: Arzneipflanze die entzündungshemmend, schmerzlindernd und stimmungsaufhellend wirkt, es gibt weltweit rund 490 Johanniskraut-Arten
Aussaat ins Freie: zwischen März und April
Anbau: sonniger bis maximal halbschattiger, trockener Standort, kein saurer Boden, dafür kalkreich, steinig-kiesig, durchlässig, Lichtkeimer, Pflanzabstand: 15 cm
Pflege: nicht zu viel gießen, mäßig düngen, welke Blüten abschneiden, dann kommt es ggf. im September zur Nachblüte, mit dem Schnitt zum Austreiben und Pflanzenwuchs anregen, während der Blütezeit ernten, ggf. zum Trocknen aufhängen
Blüte: Juni bis August (Beginn meist am 24. Juni, dem „Johanni-Tag“)

Inhaltsstoffe des Johanniskrauts

Hyperforin (Enzym, das den stimmungsaufhellenden Effekt verursacht), Hypericin (roter Farbstoff, der auch „Johannisblut“ genannt wird), Flavonoide, Oligomere Procyanidine, Gerbstoffe, Terpene, Sterole, Xanthone, Harze und ätherisches Öl.

Besonderheit des Johanniskrauts

Wenn man den roten Farbstoff von Johanniskraut auskocht, eignet sich dieser zum Einfärben von Textilien. Der Farbton, der daraus entsteht, ist gelblich-grün.

Geschichte des Johanniskrauts

Johanniskraut als Heilpflanze

Schon seit dem Altertum ist das Johanniskraut zur Heilung von Wunden im Einsatz. Bereits am Ende des Mittelalters probierten die damaligen Heilkundigen bei ihren Patienten eine Johanniskraut-Anwendung gegen seelische Disharmonien aus.

Der Schweizer Arzt und Alchemist Paracelsus war von der wundheilenden, ausleitenden und antiseptischen Johanniskraut-Wirkung überzeugt. Da die Blätter der Heilpflanze porenähnlich durchlöchert sind, sah er darin eine Bestätigung, dass sie dementsprechend bei offenen Hautstellen, also bei Wunden helfen. Paracelsus war auch der Ansicht, das Johanniskraut dabei unterstützt, Giftstoffe über die Poren auszuscheiden.

Das Kraut verdankt seinen Namen dem Gedenktag zu Ehren von Johannes dem Täufer, der alljährlich am 24. Juni gefeiert wird. Das kommt daher, dass die Heilpflanze immer um diesen Termin herum erblüht. Von jeher war Johanniskraut Teil abergläubischer Riten anlässlich der Sommersonnenwende und sollte gegen böse Zauberei und dämonische Wesen schützen.

Sagenumwobenes Johanniskraut

Viele Mythen und Legenden ranken sich bis heute um das Johanniskraut.

Die Heilpflanze soll der Sage nach aus dem Blut von Johannes dem Täufer entstanden sein, weshalb sie seinen Namen trägt.

Eine andere Geschichte erzählt, dass der Teufel dem Kraut mit einer Nadel übel zugesetzt und seine Blätter tausendfach durchlöchert haben soll, weil er sich so über die große Heilkraft des Johanniskrautes ärgerte. Tatsächlich besitzt die Pflanze auf ihren Blättern unzählige, schwarze Punkte, die ihre Öldrüsen sind und die wie Nadelstiche anmuten, hält man die Blätter gegen das Licht.

Verreibt man die Johanniskrautblüten, quillt ein roter Saft heraus und man hat sofort blutrote Hände. Unter den germanischen Völkern galt dieser Saft als Blutstropfen des Sonnengottes Baldur. Dieser soll sich jedes Jahr zur Sonnenwende der Erde geopfert haben und so sah man diese magische Pflanze mit ihren blutroten Säften als Baldurblut an. Das Johanniskraut steht für die absolute Kraft der Sommersonne, was man seit Urzeiten mit der Sonnwendnacht feiert, in der unzählige Sonnwendfeuer brennen.

Zudem sprach man dem Johanniskraut die Fähigkeit zu, dämonische Wesenheiten verjagen zu können, was ihm den Namen Jageteufel (fuga daemonum) einbrachte. Um diese Hexen und Dämonen von den Häusern und Ställen fernzuhalten, steckte man getrocknete Johanniskrautbündel an die Fenster und Türen der Gebäude.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

In der Bauernküche fand Johanniskraut vorwiegend in Form von wohltuendem, beruhigendem Johanniskraut-Tee und selbstgebranntem Schnaps Verwendung. Auch einen köstlichen, süßen Likör stellte man ebenso aus Johanniskraut her, wie ein Kräuterelixier für das Magenwohl. Eine leckere Beilage zu Fleischgerichten fertigten die Bauern gerne aus Kartoffeln, Zwiebeln, Schmand, Dickmilch, Brühe und einer Handvoll Johanniskraut an. Dieses schnelle Gericht nannte sich dann auch passend „Alter Bauer“.

Anwendung

Johanniskraut © mikeosphoto - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Johanniskraut wird auch „goldenes Druidenkraut“ genannt. Es hat sich seit Jahrhunderten als Massageöl bewährt, vorwiegend bei der Pflege empfindsamer, entzündeter, unreiner oder strapazierter Haut. Es hilft gegen rasch fettende Kopfhaut und fettige Haare sowie bei leichten Verbrennungen und Sonnenbrand. Johanniskrautöl-Massagen sind nicht nur wohltuend, sondern auch schmerzlindernd. Bei offenen Wunden und zur Narbenbehandlung ist Johanniskraut ebenfalls sehr zu empfehlen. Man kann es äußerlich in Form von Umschlägen anwenden und es ist oftmals als Zusatz in Badezusätzen, Duschgelen und Shampoos zu finden. Vor allem ein genüssliches Aromabad mit dem beruhigenden, ausgleichenden Johanniskraut ist nach einem stressigen Arbeitstag sehr entspannend. Zum Relaxen ist es auch zu inhalieren, entweder über einen Verdampfer (Vaporizer) oder indem man die Blüten des Krautes mit kochendem Wasser übergießt und die aufsteigenden Dämpfe mit einem Handtuch über dem Kopf einatmet.

Heilfördernde Anwendung

In der Medizin wird Johanniskraut auf vielfältige Weise seit vielen Jahrtausenden bereits eingesetzt. Vor allem das aus den Blüten gewonnene Öl dieser Heilpflanze weist den größten Wirkstoffgehalt aller Pflanzenteile auf. Durch die kräftig samtrote Farbe des Johanniskrautöls nennt man es im Volksmund seit jeher auch „Herrgottsblut oder Blutkraut“ und in der medizinischen Fachsprache „Rotöl“. Dieses kostbare Öl wird über ein so genanntes „Mazerationsverfahren“ hergestellt, das heißt, die Blüten werden für rund sechs Wochen in einem kaltgepressten Öl eingelegt und darin dem prallen Sonnenlicht ausgesetzt. Meist verwendet man hierzu ein hochwertiges Oliven- oder Sonnenblumenöl. Unter dieser lichtvollen und wärmenden Sonnenbestrahlung geben die Johanniskrautblüten ihre Wirk- und Farbstoffe an das Öl ab, welches sich daraufhin rot färbt.

Wegen seiner entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften benutzt man die so entstandene Ölmixtur für die nachfolgenden, gesundheitlichen Problematiken in äußerlicher Anwendung:

    • Trockene, schuppige und rissige Hautstellen
    • Neurodermitis und Schuppenflechte
    • Leichtere Wunden und Narben
    • Akne
    • Herpes
    • Verbrennungen und Sonnenbrand
    • Blutergüsse, Verrenkungen, Verstauchungen und Prellungen
    • Hexenschuss
    • Gicht
    • Gürtelrose
    • Rheumatische Beschwerden
    • Nach Bandscheibenvorfällen
    • Bei Kopf- und Nackenschmerzen
    • Geburtsvorbereitung (Im Vaginalbereich anwenden, beugt Dammriss vor)

Hierzu sollten regelmäßige Einreibungen oder sanfte Massagen der betroffenen Körperpartien mit dem Johanniskrautöl durchgeführt werden. Über die innerliche Anwendung von Johanniskraut ist bekannt, dass diese Pflanze als eines der wirkungsstärksten pflanzlichen Mittel zur Stimmungsaufhellung angesehen wird. Die Extrakte des Johanniskrautes können die Lichtaufnahme des Körpers positiv beeinflussen und sie helfen hochdosiert sogar bei leichten bis mittleren depressiven Schüben. Weiterhin fallen sowohl hormonelle Stimmungsschwankungen, beispielsweise in der Zeit der Wechseljahre, als auch Winterdepressionen oder andere Angst-; Unruhe- oder Nervositätszustände unter solche psychischen Verstimmungen. Johanniskraut verschafft hier einen positiven Ausgleich und bringt wieder in seelische Balance, vor allem auch bei diversen Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen.

Nebenwirkungen

Im Allgemeinen sind Johanniskraut-Präparate gut verträglich, die Nebenwirkungen sind als gering zu bezeichnen und treten eher selten auf. Dennoch ist Johanniskraut dafür bekannt, dass es eine erhöhte Lichtempfindlichkeit auslösen kann, wodurch es schneller zu einem Sonnenbrand kommt. Insbesondere hellhäutige Menschen sollten deshalb auf den Konsum von Johanniskraut-Öl verzichten oder sich zumindest von direkter Sonneneinstrahlung fernhalten. Diese lichtempfindlichen Symptome nach der Einnahme von Johanniskraut-Präparaten nennt man Photosensibilisierung, die bei Mensch und Tier gleichermaßen beobachtet werden konnte. Weitere, eher selten auftretende Nebenwirkungen können Müdigkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Schwächezustände oder allergische Hautreaktionen sein.

Johanniskrautöl kann mit der gleichzeitigen Einnahme von anderen Arzneimitteln zu unerwünschten Wechselwirkungen führen. Beispielsweise verlieren manche Arten von Antibiotika, Blutverdünnern, Hormon-Medikamenten (z.B. Anti-Baby Pille) sowie medizinische Präparate gegen HIV, Krebs, Asthma, Herzrhythmusstörungen oder Psychopharmaka unter dem Einfluss des Johanniskrautes teilweise oder sogar ganz ihre Wirksamkeit. Deshalb solltest Du die Johanniskraut-Einnahme immer zuvor mit Deinem Arzt absprechen, um dieses Risiko ausschließen zu können.

Kinder unter 12 Jahren, Stillende und Schwangere sollten Johanniskraut nicht einnehmen oder äußerlich anwenden.

Johanniskraut im Handel

Johanniskraut ist in den unterschiedlichsten Darreichungsformen im Handel erhältlich. Beispielsweise als Tee (geschnittenes Kraut), in Kapselform, als Tabletten, Pillen oder Dragees (gefüllt mit dem Trockenextrakt), Globuli, Tropfen und Tinkturen (mit einem alkoholischen Auszug), als Johanniskrautöl oder Frischpflanzen-Presssaft, wenn es um ess- oder trinkbare Johanniskrautprodukte geht. Natürlich wird die Heilpflanze auch in der Kosmetik sehr gerne verwendet, vor allem als ätherisches Duftöl sowie für unzählige Gesichts- und Körperpflegeprodukte.

Zur Herstellung solcher Präparate mit Johanniskraut werden wahlweise die getrockneten Blätter, Stängel oder Zweigspitzen mitsamt den Blüten verwendet. Wenn es sich um Beruhigungspräparate handelt, ist das Johanniskraut oft gepaart mit Passionsblume und Lavendel im Angebot erhältlich.

Fazit

Johanniskraut zählt zu den meistverwendeten pflanzlichen Mitteln, die bei Ängsten, Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen bis hin zu Depressionen zum Einsatz kommen. Da es sich um eine absolute Sommersonnenpflanze handelt, bringt das Johanniskraut im wahrsten Sinne des Wortes „Licht in die Seele“ und kann dazu beitragen Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit zu vertreiben.