Kamille

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Aktualisiert am 17. August 2023 von Bauernhofurlaub.de

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Die Kamille zählt seit Jahrtausenden allein wegen ihrer vielfältigen, gesundheitsfördernden Einsatzmöglichkeiten zu den bedeutendsten Heilpflanzen der Erde. Von der Kamille kommen sowohl die getrockneten Blüten als auch das daraus gewonnene, ätherische Kamillen-Öl zum Einsatz. Beides gehört gleichermaßen zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln, wobei die Kamille sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden kann.

Steckbrief

Name: Matricaria chamomilla
Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
Vorkommen: Ursprünglich aus Vorderasien, Ost- und Südeuropa, heute in ganz Europa zu finden, aber auch in Australien, Süd- und Nordamerika, wächst bis auf Höhenlagen von bis zu 1300 Metern
Wuchs: 15 bis 50 cm hoch, bis zu 40 cm breit, einjährige, buschige Pflanze mit dünnen, kurzen Wurzeln
Aussehen: Aufrechter, runder, kahler Stängel, im oberen Teil stark verzweigt, gefiederte, grüngelbe Laubblättchen mit stacheliger Spitze, die zwischen 4 und 7 cm lang sind, körbchenförmige Blüten, dicker, hoher, gelber Grund mit weißen Blütenblättern ringsum, die an die Blüten eines Gänseblümchens Denken Sie daran, die festen Blütenkörbchen können einen Durchmesser von bis zu 25 mm aufweisen, die komplette Pflanze verströmt einen angenehm milden, apfelartigen Duft
Besonderheit: Küchen- und Teekraut, Heilpflanze, Kosmetikpflanze, Blütenschmuck Aussaat der Samen im Freien: Frühjahr oder Herbst Anbau: Sonniger, lichtreicher Standort, nährstoffreicher, humusreicher, sandiger Ton- oder Lehmboden, toleriert Kalk, die Samen in Reihen mit einem Abstand von 40 cm ansäen, dürfen nur leicht angedrückt werden, nicht mit Erde bedeckt werden (Lichtkeimer)
Pflege: Gelegentlich, jedoch nicht zu Häufig gießen, verträgt keine Staunässe, benötigt keinen Dünger, höchstes ein wenig Kompost. Blüte: Mai bis Juli

Inhaltsstoffe der Kamille

Kamillenöl (ätherisches Öl), Chamazulen, Azulen, Bisabolol, Apiin, Bitterstoffe, Sesquiterpenlactone, Matricin, Matricarin, Flavonoide, Cumarin, Anissäure, Vanillinsäure, Kaffeesäure, Syringasäure, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Harze, Salicylsäure, Alkaloide, Apigenin

Namensvielfalt der Kamille

Apfelkraut, Apfelblümlein, Carmelina, Ganille, Haugenblume, Helmriegen, Herminzel, Hermel, Kamelle, Kühmelle, Kammerblume, Laugenblume, Mägdeblume, Mutterkraut, Romerei, Remi, Gensblum, Weiße Blume, Camille, Kummerblume, Comilg, Mattronkraut

Besonderheit der Kamille

Ihr lateinischer Name „chamomilla“ leitet sich aus dem griechischen Wort „chamaímêlon“ ab, was so viel bedeutet wie „Apfel der am Boden wächst“, daher auch ihre Beinamen Apfelkraut oder Apfelblümlein.

Pharmazeutisch werden lediglich die getrockneten Blütenköpfe verwendet, die pro Kilogramm mindestens 4 ml des Kamillenöls enthalten. Kamillenöl wird durch Destillation mit Wasserdampf gewonnen. Durch das in der Kamillenblüte enthaltene Chamazulen färbt sich das Kamillenöl auf wundersame Weise tiefblau.

Geschichte der Kamille

Kamille als Heilpflanze

In seinem Kräuterwerk „Species Plantarum“ veröffentlichte der wohl bekannteste Naturforscher Schwedens, Carl von Linné bereits im Jahre 1753 die beiden noch heute gebräuchlichen, lateinischen Begriffe „Matricaria chamomilla“.

Wer in die strahlend gelben Blütenköpfe der Kamille blickt, der kann darin schon fast das Leuchten der Sonne sehen. Die alten Ägypter weihten die Kamille aus diesem Grunde dem Sonnengott Re, die Germanen taten es ihnen zu späteren Zeiten gleich und weihten diese Pflanze dem Lichtgott Baldur. Heilkundige wissen seit der Antike um die Heilkraft der Kamille und setzten sie bereits als Arzneipflanze gegen Leberbeschwerden, Blähungen und sämtliche Entzündungsleiden ein. Im Mittelalter wurde die Wirksamkeit der Kamille von den Kräuterkundigen gegen Atemwegserkrankungen entdeckt.

Sagenumwobene Kamille

Die Kamille wird auch „Mutterkraut“ oder „Kraut der Mutter“ genannt, was ihr griechischer Name „Matricaria“ verrät, der für „Mutter“ steht. Seit Jahrtausenden ist bekannt, dass die Wirkstoffe der Kamille den Müttern während der Schwangerschaft und bei der Geburt hilfreich zur Seite stehen. Sie helfen jedoch auch dem Neugeborenen bei vielen Säuglingskrankheiten.

Bei der Krönung englischer Könige trug der der zu krönende König seit jeher ein Kamillensträußchen bei sich.

Die Kamille soll auch das Kraut des heiligen Johannes sein, am 24. Juni, dem Johannistag, hängte man sich deshalb einen Kamillenkranz an die Tür, um vor Blitz, Donner und Sturm geschützt zu sein. Wer am Johannistag Kamille pflückte, der soll außergewöhnliche Heilkräfte bekommen haben. Zudem glaubte man, dass Kamillenrauch Zauberkräfte entwickeln würde, also räucherte man mit Kamille um Unglück für die Hausbewohner abzuwenden.

Die alten Römer benutzten die Heilkraft der Kamille gegen Schlangenbisse sowie als Beruhigungsmittel bei Hysterie, Depressionen oder einem gestörten Schlaf.

Früher steckten die Bauern in die erste Heu-Garbe nach der Heuernte ein Büschel Kamille, was das Ungeziefer dem Getreide fernhalten sollte.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Die getrockneten Kamillenblüten wurden in der Bauernküche zu einem wohltuenden, gesundheitsfördernden Tee aufgekocht. Mit lauwarmem Kamillensud wurde bei einer Hals- und Rachenentzündung auch gegurgelt. Zur heißen Sommerzeit stellte man unter Verwendung von Mineralwasser, Eiswürfeln, Zitronensaft und Kamillenblüten eine erfrischende Kamillen-Limo her. Im Winter wurde ein wärmender Kamillenschnaps zusammen mit vielen anderen Kräutern als wirksames Magentonikum destilliert. Auch ein süßer Kamillen-Likör mit weißen Johannisbeeren als weitere Zutat war hochgeschätzt. Die hübschen, goldgelben Blüten der Kamille wurden zudem als Dekoration für Salate verwendet. Die Bauernküche kennt auch einen feinen Schichtsalat mit Kartoffeln, Möhren, Roten Beeten, hartgekochten Eiern und den zarten Kamillenblüten.

Anwendung

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Kosmetische Anwendung

Sowohl in der Aromatherapie als auch im kosmetischen Bereich steht das Kamillen-Öl für ein feineres, klärendes Hautbild und kommt deshalb vor allem in Form von Cremes bei Hautunreinheiten zum Einsatz. Bei Pickeln, Akne, Neurodermitis aber auch bei verstopfter Nase kann mit einem Kamillen-Dampfbad viel erreicht werden. Kamille vermag sogar bei einer Gesichts- und Gürtelrose wegen ihrer juckreizstillenden Eigenschaften hilfreich zu lindern. Wer unter besonders fettiger Haut leidet, für den könnte die Kamille als Gesichtscreme oder Körperlotion aufgetragen hilfreich sein, da sie über austrocknende Eigenschaften verfügt. Ein Vollbad mit Kamillenöl und etwas Honig, der als Emulgator fungiert, damit sich das ätherische Öl besser mit dem Badewasser verbinden kann, wirkt bei Stress, Anspannung, Nervosität, Angst und Schlaflosigkeit sehr beruhigend. Dasselbe gilt für eine „trockene“ Inhalation mit Kamillenöl, das zuvor auf ein Taschentuch getropft wurde und an dem man immer wieder riecht, damit die wohltuenden, ätherischen Kamillendämpfe in die Nase gelangen. Ebenso kann das Öl der Kamille als Zusatz in eine Duftlampe gegeben werden, auf diese Weise verbreiten die effektiven Inhaltsstoffe der Kamille über die Raumluft ihre Wirksamkeit.

Heilfördernde Anwendung

Die Liste der heilfördernden Eigenschaften der Kamille ließe sich nahezu endlos ausführen, deshalb nachstehend nur die wichtigsten Wirkungsweisen. Es ist landläufig bekannt, dass Kamille bei Blähungen, Darmkoliken, Bauchkrämpfen und weiteren Magen-Darm-Beschwerden äußerst hilfreich ist. Das wissen vor allem Mütter, die ihren Babys und Kleinkindern dafür sehr gerne Kamillen- und Fencheltee geben, der zudem das Aufstoßen fördert. Auch bei Gastritis, Magengeschwüren, Menstruationsproblemen und Blasenentzündungen ist die Kamille ebenso hilfreich im Einsatz wie bei Entzündungen des Zahnfleisches, der Mundhöhle und bei bakteriellen Hauterkrankungen. Oberflächliche Hautverletzungen wie Schnitte, Druckgeschwüre, offene Wunden nach Operationen, Bestrahlungsschäden, Frostbeulen und sogar starker Sonnenbrand oder anderweitige Verbrennungen können wundheilfördernd mit der Kamille behandelt werden. Gerne werden Sitzbäder oder Kamillenspülungen gemacht, wenn es um Erkrankungen des Genital- oder Analbereiches geht, vor allem bei Hämorrhoiden. Bei Erkrankungen der Atemwege kann mit Kamillendämpfen inhaliert werden, sie ist gegen Husten, Schnupfen, Mundgeruch, Hals-, Mandel-, Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen gleichermaßen wirksam. Die Kamille hilft selbst bei Nervosität, Nervenschmerzen, Neuralgien, Schlaflosigkeit, Gicht und Rheuma.

Spezielle Anwendungstipps:

Bei Blähungen oder Bauchkrämpfen kann eine feucht-heiße Kamillentee-Auflage auf den Bauch gelegt werden, das beruhigt.
Ein altes Hausmittel besagt, die getrockneten Kamillenblüten in ein Stoffsäckchen zu füllen, um es danach im Backofen oder in der Mikrowelle etwas zu erwärmen. Anschließend wird es auf die schmerzende Körperstelle aufgelegt, beispielsweise auf die Ohren, bei einer Mittelohrentzündung. So ein gefülltes Kamillensäckchen ist mehrfach verwendbar.
Bei Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, bei Stress, nervöser Anspannung, Kopf- oder Menstruationsschmerzen kann eine entspannende Massage mit Kamillenöl sehr wohltuend sein.

Wirkungen der Kamille im Kurzüberblick

  • Entzündungshemmend
  • Beruhigend
  • Entspannend
  • Angstlösend
  • Verdauungsfördernd
  • Krampflösend
  • Blähungshemmend
  • Desodorierend
  • Reizlindernd
  • Antibakteriell
  • Austrocknend
  • Schweißtreibend
  • Tonisierend
  • Schmerzlindernd
  • Blutreinigend
  • Fiebersenkend
  • Wundheilend
  • Juckreizstillend
  • Pilzabtötend
  • Antiparasitär

Nebenwirkungen

Wegen einiger Wirkstoffe und den feinen Härchen der Kamillenblüte sollte diese keinesfalls für Anwendungen im Augenbereich genutzt werden, da sie Reizungen oder eine Bindehautentzündung hervorrufen könnte.
Bei einer bekannten Allergie auf Korbblütlerpflanzen, sollte man sich mit der Verwendung oder dem Konsum von Kamille-Präparaten erst einmal vorsichtig herantasten. Wer ohnehin unter einer besonders trockenen Haut leidet, der sollte berücksichtigen, dass die Kamille eine austrocknende Wirkung hat, was sich in Form von Gesichts- oder Körpercremes kontraproduktiv auswirken könnte. Die Kamille wirkt bei besonders empfindlichen Personen oder Allergikern manchmal etwas hautreizend.

Die Kamille im Handel

Über den Gartenbedarf ist die Kamille als Samen und fertige Pflanze erhältlich. Weiterhin sind getrocknete Blüten zu bekommen, loser Tee und Teebeutel. Es gibt die Kamille in Form von Tinkturen, Fluidextrakten, Tropfen, Lösungen, Kamillen-Öl, Salben, Gesichts- und Körpercremes, Hand- und Nagelcremes, Badezusätzen, Shampoos, Dragees, Tabletten und Kapseln. Vor allem im Baby- und Kleinkindbereich ist eine Vielzahl von Produkten, welche die Kamille enthalten, auf dem Markt zu finden. Im Arzneimittelbereich findet die Kamille eine weitere Anwendung beispielsweise in Hustenbonbons, Hustensäften, Hustensirupen sowie in Heilsalben und Cremes.

Fazit

Die Kamille ist vermutlich die am meisten verwendete Heilpflanze der Erde, da sie in ihrem breit gefächerten Wirkspektrum ein wahrer Tausendsassa ist!