Kümmel

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Aktualisiert am 16. August 2023 von Bauernhofurlaub.de

Kümmel wird heutzutage in vielen Ländern als Gewürzpflanze angebaut, vorwiegend in Ägypten, Osteuropa, den Niederlanden und in Deutschland. Als Heilmittel ist der Kümmel schon über 5.000 Jahre lange bekannt, das geht zurück bis auf die altägyptische Pharaonenzeit. Bis heute werden dem Kümmel viele gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, diese Heilkräuter sind weder aus der Arzneimittelindustrie noch aus dem heimischen Kräutergarten als würzende Zutat einer Vielzahl von Speisen wegzudenken. Von den Kümmelpflanzen gibt es weltweit etwa 30 bekannte Arten, von denen jedoch geschmacklich die wenigstens mit dem Echten Kümmel vergleichbar sind.

Steckbrief

Name: Carum carvi
Pflanzenfamilie: Doldenblütler (Apiaceae)
Vorkommen: Ursprünglich in Vorderasien und den Mittelmeerländern beheimatet, Verbreitung heutzutage in ganz Europa, sowie in den gemäßigten Klimazonen von Asien, Tunesien, Bhutan, Indien, Pakistan und Nepal. Wächst bis auf Höhenlagen von 2.100 Metern.
Wuchs: 30 bis 80 cm hoch, bei besonders günstigen Wachstumsbedingungen bis zu 1,20 m hoch, zweijährige, sommergrüne, krautige Halbrosettenpflanze, rübenartige Pfahlwurzel, behält seine Keimfähigkeit zwei bis vier Jahre lang, frosttolerant und winterhart
Aussehen: Kahler, mehrfach verzweigter Stängel mit Riefen, sehr schmale fiedrige Laublättchen mit feinen Spitzen am Ende, winzige weiße, rosafarbene oder rötliche Blüten, aus denen sich die hell- oder dunkelbraunen, stark duftenden Kümmelsamen bilden
Besonderheit: Würz-, Küchen- und Heilkraut, Arzneipflanze
Aussaat der Samen im Freien: März bis April
Anbau: Sonniger, bis halbschattiger Standort, die Samen nur leicht andrücken, nicht mit Erde bedecken (Lichtkeimer), Pflanzabstand von mindestens 30 cm (keinesfalls zu dicht), lehmiger, also eher schwerer, nährstoffreicher Boden, lässt sich gut in Kräuterspiralen oder in einem Kräutergarten kultivieren, bei sauren Böden sollte Kalk in den Boden gearbeitet werden
Pflege: Recht anspruchslose Pflanze, die wenig Pflege benötigt, nicht zu viel gießen, sie mag es eher trocken, verträgt keine Staunässe, düngen ist nicht notwendig, nur ab und zu mit etwas Kompost anreichern. Bei Topfkulturen ab und zu NPK-Dünger (enthält Phosphor, Stickstoff und Kalium) verwenden, andernfalls ist die Blütenbildung kaum möglich. Zur Samenernte schneidet man die Blütenstände mitsamt den Samen ab, hängt die Bündel zum Trocknen verkehrt herum auf, legt ein Stück Stoff darunter, um die vorab herunterfallenden Samen aufzufangen, nach dem vollständigen Trocknen wird der Rest von den Blüten abgestreift.
Blüte: Mai bis Juli
Kümmelsamenernte: Im Juli des zweiten Anbaujahres, sobald die Kümmelfrüchte leicht hart geworden sind und eine Braunfärbung aufweisen.

Inhaltsstoffe des Echten Kümmels

Ätherische Öle, insbesondere das geruchsgebende Carvon, Gerbstoffe, Fettsäuren, Vitamin C, Limonen, Monoterpene, Phellandren, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Furocumarine, Carveol, Myrcen, Carvacrol, Pinen, Harze, Cumarine, Kaffeesäure, Zuckerstoffe, Eiweiße

Namensvielfalt des Echten Kümmels

Echter Kümmel, Wiesenkümmel, Gemeiner Kümmel, Brotkümmel, Kümmich, Feldkümmel, Karve, Kämen, Garbe, Karbei, Kömmel, Kümmrich, Mattenkümmel, Kumach, Karbensamen, Chümi, Kimm, Kümm

Besonderheit des Echten Kümmels

Echter Schwarzkümmel (Hahnenfußgewäß) Kreuzkümmel (Doldenblütler) Königskümmel (Doldenblütler) Der Echte Kümmel entfaltet sein typisches Kümmelaroma am intensivsten, wenn seine braunen, sichelförmigen und leicht holzig wirkenden Samen zerrieben oder mit einem Mörser zerstoßen werden.

Geschichte des Echten Kümmels

Echter Kümmel als Heilpflanze

Bei den Ausgrabungen diverser Pfahlbauten, die aus dem Jahre 3.000 v. Chr. stammen, wurden bereits Kümmelsamen gefunden. Auch in der Grabkammer des altägyptischen Pharaos Tutanchamun, der bis 1323 v. Chr. regierte, fand man Kümmel als Grabbeigabe. Der im 1. Jahrhundert n. Chr. praktizierende, griechische Arzt Dioskurides und der römische Gelehrte Plinius der Ältere erwähnten in diversen Schriften bereits den Kümmelanbau. Das älteste jemals gefundene Kochbuch aus der Zeit der römischen Antike stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., es nennt sich „De re coquinaria“ und enthält bereits Rezepte mit Kümmel. Im Mittelalter wurde aus Kümmel eine Latwerge-Arznei zubereitet, welche einen eingedickten Brei aus Saft, Honig und Kümmel darstellt, den man bei diversen Magen-Darm-Beschwerden oder Gicht einnahm. Weiterhin war der Kümmel bei Hysterie und Hypochondrie im Einsatz, aber auch bei Brustleiden, Regelblutungsstörungen und mangelndem Milchfluss bei stillenden Frauen. Äußerlich wurde Kümmel in Form einer warmen Auflage angewendet, wenn jemand Kopf-, Ohren- oder Zahnschmerzen hatte. Oft auch bei Erkrankungen der Atemwege oder bei Parasiten auf der Haut. Gegen schlechte Gerüche aus dem Mund war es Tradition die Kümmelfrüchte zu kauen.

Sagenumwobener Echter Kümmel

Einst glaubte man, dass der Kümmel die Kinder vor bösen Geistern schützt und stellte ihnen deshalb bei unruhigem Schlaf eine Schale mit gekochtem Kümmel unter die Betten.

Zudem schrieb man dem Kümmel aphrodisierende Wirkungsweisen zu. Er diente dabei als Liebesmittel, entweder um einen neuen Partner zu finden oder um die Liebe zu einem bereits vorhandenen Partner zu stärken.

Im Süden Rumäniens liegt die historische Landschaft der Walachei, dort war es einst Brauch, die Stoffwindeln der Babys mit Kümmelsamen zu räuchern, das sollte den Säuglingen zum Schutz vor Erkältungskrankheiten dienen.

Weiterhin glaubte man in früheren Zeiten daran, dass der intensive Kümmelgeruch böse Waldweiber und Zwerge vertreiben könne, man sprach diesem Gewürz etwas Geheimnisvolles und Mystisches zu.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Schon immer war der Kümmel ein fester und beliebter Bestandteil der Bauernküche, insbesondere wenn es um das Würzen von herzhaften Gerichten oder um fettige, schwerverdauliche Speisen ging. So verwendete man ihn beispielsweise in Eintöpfen, in Fleisch-, Fisch- und Kohlgerichten, in Soßen und als feinwürzige Streuauflage über frisch gekochten Pellkartoffeln. Ebenso wusste man den Kümmelgeschmack in kräftigem Bauernbrot, in Gebäckstücken und diversen Käsespezialitäten zu schätzen. Vor allem aber fand der Kümmel in einem deftigen Sauerkraut Verwendung, welches ohne dieses Gewürz kaum vorstellbar war. Die Bauern von einst brannten aus den Kümmelsamen zudem Schnaps und Likör oder verwendeten sie zur Herstellung von Küchengewürz-Mischungen. Weiterhin kannte man insbesondere ungesüßten Kümmeltee, der sehr wirksam gegen Blähungen, Völlegefühl und Magenschmerzen half.

Aber auch die Blätter der Kümmelpflanze wurden wegen ihres lieblichen Dill-Petersilien-Aromas gerne zu Suppen oder in Salaten verwendet, während man die gelblichen, rübenartigen Kümmelwurzeln als Gemüse zubereitete. Die Wurzeln erinnern geschmacklich an eine Mixtur aus Petersilienwurzel und Karotten.

Anwendung

Kümmel © goldbany - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Zur Herstellung kosmetischer Produkte wird insbesondere das Kümmelöl aufgrund seiner antimikrobiellen Wirkungsweisen verwendet, beispielsweise oft in Mundpflegemitteln.

Willst Du die Müdigkeit und ein mattes Körpergefühl vertreiben, nachdem Du einen anstrengenden Tag hinter Dich gebracht hast, dann bietet sich ein wohltuendes Vollbad an. Diesem fügst Du einen Liter stark aufgebrühten Kümmeltee hinzu, das wirkt nicht nur belebend und macht wieder munter, es erfrischt auch Körper, Geist und Seele.

Einem milden, pflanzlichen Babyöl können ein bis zwei Tropfen Kümmelöl beigefügt werden, um damit den geblähten Babybauch zu massieren, wenn es unter schmerzhaften Blähungen leidet. Im Uhrzeigersinn und vor allem mit warmen Händen sollte dieses Ölgemisch sanft eingerieben werden.

Heilfördernde Anwendung

Kümmel ist weltbekannt für seine verdauungsfördernde Wirkung. Er wurde schon immer bei Beschwerden des Magen-Darm-Traktes und für eine gute Verdauung und Ausscheidung eingesetzt. Zudem bei Unterleibsschmerzen mit ungeklärter Ursache, bei Harnsteinen, extremen Blähungen, Durchfall, Magen- und Menstruationskrämpfen. Ebenso wird er heutzutage bei diversen Diuretika-Medikamenten eingesetzt, um aus den Nieren durch verstärkte Harnbildung vermehrt Urin ausscheiden zu können. Zur Linderung von Zahnschmerzen und rheumatischen Beschwerden, legt man ein mit Kümmelsamen gefülltes Baumwollsäckchen direkt auf die schmerzenden Stellen auf. Bei Magenverstimmungen oder starkem Husten wird der Kümmel sehr gerne in Form eines Tees getrunken, der meist mit Fenchel und Anis kombiniert ist. Bei Stress und nervösen Unruhezuständen, aber auch bei Muskel- und Gelenkschmerzen ist Kümmel aufgrund seiner durchblutungsfördernden Eigenschaften ebenfalls sehr wirksam.

Kümmeltee ist zudem als hilfreiches Hausmittel bei Babys und Kleinkindern im Einsatz, wenn diese, wie vorgenannt, vor allem unter schmerzhaften Blähungen leiden. Insbesondere bei Säuglingen sollte der Kümmeltee mit viel Wasser verdünnt werden. Dieses Gewürz ist zudem in vielen Stilltees zu finden, da es die Muttermilch-Bildung anregt. Wird Kümmel vor einer Geburt eingenommen, so lockern seine durchblutungsfördernden Eigenschaften die Weichteile auf, wodurch das Baby leichter geboren werden kann. Zudem erleichtert er durch seine krampflösende Wirkung die Wehenschmerzen.

Leiden Pferde oder Rinder unter Koliken, so therapiert man in der Tierheilkunde ebenfalls gerne mit Kümmeltee.

Wirkungen des Echten Kümmels im Kurzüberblick

  • Verdauungsfördernd
  • Appetitanregend
  • Krampflösend
  • Entblähend
  • Antimikrobiell
  • Antiseptisch
  • Schmerzlindernd
  • Beruhigend
  • Antibakteriell
  • Durchblutungsfördernd
  • Anregend
  • Galletreibend
  • Milchbildungsfördernd
  • Auswurffördernd
  • Entspannend
  • Pilzabtötend
  • Belebend
  • Erfrischend

Nebenwirkungen

Kümmel hat so gut wie keine unerwünschten Nebenwirkungen. Er kann allerdings in Form von Kümmelöl oberflächlich auf der Haut aufgetragen, bei sensiblen Menschen zu leichten Hautreizungen führen. Vor allem wenn man den Blähbauch von Säuglingen mit verdünntem Kümmelöl einreibt, sollte man es nicht in die Nähe von Nase oder Mund bringen, da sie auf die ätherischen Öldämpfe mit Atemnot reagieren könnten. Erwachsene hingegen können mit Kümmelöl bei Atemwegserkrankungen sogar inhalieren, jedoch keine Asthmatiker, da es möglich ist, dass die Dämpfe einen Asthmaanfall auslösen.

Zudem enthält Kümmel natürliche Pestizide, die von manchen Menschen ebenfalls nicht gut vertragen werden. Während der Schwangerschaft sollte auf die Einnahme von Kümmel verzichtet werden.

Echter Kümmel im Handel

Im medizinischen Bereich findet Kümmel neben Anis, Fenchel, Kamillenblüten, Koriander und Pfefferminzblättern vor allem Verwendung in alkoholischen Tropfen gegen Blähungen, die man in der Fachsprache „Karminativum“ nennt. Es gibt auch Tinkturen, Heilsalben, Kümmelpulver zum Einnehmen oder Kümmelöl zum Einreiben.

Kümmel ist zudem in Form von Gesundheitstees meist in Kombination mit Anis und Fenchel im Handel erhältlich, weiterhin als Kräuterwein. Als Küchengewürz in Form von getrockneten oder feingemahlenen Kümmelsamen sowie als Kümmel-Speiseöl.

Alkoholische, kümmelhaltige Spirituosen als Digestif verwendet sind beispielsweise: Aquavit, Bommerlunder, Malteserkreuz Aquavit, Kaiser-Kümmel und Köm.

Baumärkte und Pflanzencenter bieten sowohl Kümmelsamen als auch vorgezogene Pflanzen zur weiteren Kultivierung im Garten oder im Topf auf dem Balkon an. Kümmelöl ist zudem des Öfteren in Schädlingsbekämpfungsmitteln zu finden.

Fazit

Seit mindestens 2.000 Jahren wird der Kümmel nachweislich zur Zubereitung von herzhaften Gerichten verwendet, wobei der meistverwendete Pflanzenteil seine scharf-würzigen Samen sind. Doch auch seine Laubblätter und die rübenähnliche Pfahlwurzel finden in den Küchen Verwendung. Der Echte Kümmel gilt außerdem als wichtige Arznei- und Heilpflanze, deren Anbau in unseren Breiten ohne Probleme möglich ist.