Aktualisiert am 18. August 2023 von Bauernhofurlaub.de
Die auch wildwachsende Malve zählt weltweit zu den ältesten Heil-, Kräuter- und Gemüsepflanzen. Im eigenen Garten macht dieses wunderschöne Gewächs als Sommerblume mit seinen großen, kelchförmig und weit geöffneten Blüten allerorts eine gute Figur. Vor allem bestechen die samtigen Malvenblüten mit ihrer kräftigen Farbenpracht und stellen eine wahre Augenweide dar. Es gibt rund 30 verschiedene Malvenarten. Die Malve ist im Anbau, vom Standort und der Bodenbeschaffenheit her relativ anspruchslos, sie lässt sich einfach und problemlos als Gartenpflanze oder im Pflanzkübel auf der Terrasse halten. Die beliebtesten Malvensorten für den Anbau im eigenen Garten, in Parkanlagen, Bauern- oder Kräutergärten sind die Buschmalve, Moschusmalve, Bechermalve, Rosenmalve, Strauchmalve, Wilde Malve, Schönmalve und die Stockmalve.
Steckbrief
Name: Malva
Pflanzenfamilie: Malvengewächse (Malvaceae)
Vorkommen: Eurasien und Nordafrika
Wuchs: Zwischen 50 bis 150 cm hoch (Die Buschmalve wird bis zu 200 cm hoch!), wächst buschig und strauchartig, winterhart Aussehen: Die senkrecht wachsenden, dicken Stängel tragen grüne handförmige, efeuartige Blätter sowie große, weit geöffnete, kelchförmige Blüten die weiß, rosa, lila, purpur, violett, gelb, orange, bläulich, nahezu schwarz oder weinrot gefärbt sein können Besonderheit: Als Heilpflanze gegen Erkältungskrankheiten und Entzündungen wirksam, beim Zerreiben der Blätter der Moschusmalve entströmt ein intensiver Moschusduft
Aussaat ins Freie: März bis Mai
Anbau: Samen an einem möglichst sonnigen Standort in den Boden drücken, ca. 2 cm hoch mit Erde bedecken (Dunkelkeimer), Pflanzabstand ca. 40 cm, gut angießen. Malven bilden lange Pfahlwurzeln, daher nur im Garten und in mindestens 60 cm tiefe Pflanzkübel setzen, für Balkonkästen ungeeignet. Malven mögen kalk-, humus- und nährstoffreiche, durchlässige Böden, im Spätsommer die Samen sammeln und für das nächste Jahr zur Nachzucht aufbewahren
Pflege: Gießen nur bei großer Hitze oder wenn Regen länger ausbleibt, Erde nicht ganz austrocknen lassen, unbedingt rund um die Pflanze gießen, Blätter dabei nicht benetzen, da sich sonst „Malvenrost“ bildet. Starkzehrerpflanze mit hohem Nährstoffbedarf, am besten ist ein stickstoffbetontes Düngemittel, welches ebenfalls rund um die Pflanze zu verteilen ist. Umpflanzen ist wegen der langen Pfahlwurzeln nicht möglich, darum auch nicht zu dicht pflanzen. Werden Blüten und Blätter verzehrt, sollte ein organischer Dünger wie z.B. Guano verwendet werden.
Blüte: Mai bis September
Inhaltsstoffe der Malve
Ätherische Öle, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Malvin, Galactose, Glucuronsäure, Glucose, Anthocyane
Namensvielfalt der Malve
Pappel, Käsepappel, römische Pappel, Gänsepappel, Käslein, Kasköpfe, Katzenkrallen, Schafkas, Krallenblumen, Schwellkraut
Geschichte der Malve
Malve als Heilpflanze
Die Chinesen schätzten die Heilkraft der Malve schon vor über 5.000 Jahren und sie fand selbst in der Bibel Erwähnung, als Moses einem an Fieber Erkrankten Malventee zu trinken gab. Vor allem die Wegmalve (Malva neglecta) und die Wilde Malve (Malva sylvestris) sind seit der Antike altbekannte und langbewährte Heilpflanzen, die von jeher für eine Vielzahl von Beschwerden und Krankheitsbilder eingesetzt wurden. In jedem Arzneikoffer eines griechischen oder römischen Arztes befanden sich oft sämtliche Pflanzenteile der Malve. Dioskurides, ein römischer Feldarzt, empfahl seinen Patienten seinerzeit besonders den Malvensaft vorsorglich zu trinken, um gegen allerlei Erkrankungen bestens gerüstet zu sein. Weiterhin behandelte er Gebärmutterkrankheiten mit der Malve und setzte sie als äußerliche Wundauflage bei Stichen von Skorpionen ein. Im Mittelalter wurde die Malve fälschlicherweise oft als „Pappel“ oder als „römische Pappel“ bezeichnet, davon leitet sich bis heute der weitere Name der Wilden Malve ab, die auch Käsepappel genannt wird. Das kam daher, dass sie Früchte besitzt, die in ihrer Form einem Käselaib ähneln, zudem schleimhaltig sind und aus denen man einst einen Kinderbrei zubereitete, den man im Volksmund „Papp“ nannte. Ging es um Erkrankungen der Lunge oder hatte jemand Tuberkulose, dann siedete man die Malvenwurzeln, Blätter und Samen in Wein oder Milch und gab diesen Sud den Erkrankten zu trinken. Kamen Patienten mit Magen- und Darmbeschwerden zu den Heilkundigen, flößte diese ihnen einen Tee oder Arzneiwein ein, der neben verschiedenen Pflanzenteilen der Malve noch Anis und Fenchel enthielt. In der äußerlichen Anwendung setzte man die in Milch aufgekochten Malvensamen zur Behandlung von offenen Hautgeschwüren ein. Und auch bei Geschwüren im Mundraum oder bei Mundfäule kam die Malve in Wasser oder Wein gesiedet und mit Alaun versetzt zum Einsatz. Mit diesem Sud wurde gegurgelt. War jemand von einer Schlange gebissen worden, so vermengte man Malven mit Schnittlauch und Zwiebeln, zerstieß das Ganze in einem Mörser und trug diese Mixtur direkt auf die Bisswunde auf. In vielen Nahostländern wird bis zum heutigen Tag die Malve in Form einer Salbe pur auf offene Wunden und Verbrennungen aufgetragen. Karl der Große, der bis 814 König des Fränkischen Reiches war, ordnete den Mönchen an, in allen Klöstern seines Reiches die Malve als heilfördernde Pflanze anzubauen. Die Heilkundige, Hildegard von Bingen, nannte die Malve „Babbela“ und empfahl sie gegen Melancholie, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, bei Magen- und Nierenproblemen, Vergiftungen sowie zur äußerlichen Anwendung bei Blutergüssen. Zudem sollten Tautropfen, die sich früh am Morgen auf den Malvenblättern bildeten und auf die geschlossenen Augenlider geträufelt werden, dazu führen, „schlechte Augen“ wieder gut werden zu lassen.
Sagenumwobene Malve
Die Malvensamen galten unter den Frauen der Antike als starkes Aphrodisiakum. Später bezeichnete man sie im Volksmund auch als „Pissblume“, was daher rührte, dass man sie zu jener Zeit als eine Art Schwangerschaftstest verwendet hat. Hierzu mussten vermeintlich schwangere Frauen auf eine Malve urinieren, verwelkte diese nach ein paar Tagen, so glaubte man, es läge keine Schwangerschaft vor. Blieb die Pflanze jedoch weiterhin schön grün und ihre Blütenpracht erhalten, so beglückwünschte man die Frau zur werdenden Mutter. An Christi Himmelfahrt sollen sich Frauen mit Malvensaft eingerieben haben, was ihnen zu strahlender Schönheit verholfen haben soll.
Man erzählte sich, der Teufel würde die kleinen Malvenfrüchte übermäßig lieben und so oft er könne verzehren, deshalb würde er sich auch wie verrückt benehmen, sie würden ihn wie toll werden lassen.
Die Malve wurde zum Räuchern der Häuser verwendet, dies sollte vor Krankheiten schützen und die Fruchtbarkeit der Frauen des Hauses steigern. Zudem färbte man neben weiteren Lebensmitteln auch den Rotwein mit Malvenblüten. Wenn Kräuterbuschen aus Malven am Haus aufgehängt wurden, so glaubte man, würden diese ebenfalls vor Erkrankungen aber auch vor Blitzschlag schützen.
Verwendung in der bäuerlichen Küche
Früher wurde die Malve in den bäuerlichen Rezepten gerne als Küchenkraut und als Gemüse zubereitet serviert, heutzutage ist das nicht mehr sehr verbreitet. Heute wird sie mehr in den Küchen Südeuropas in Form von Gemüse verzehrt, bei diversen Speisen mitgekocht oder sogar angebraten. Ältere Blätter der Malve enthalten Schleimstoffe, die nicht sonderlich gut schmecken, deshalb verwendete man in der Bauernküche gerne ganz junge Blätter, die insbesondere im Salat sehr zart und schmackhaft sind. Auch die Blüten, die süßlich, mild und ebenfalls zart schmecken, werden gerne im Salat verwendet. Aus den Malvenblüten stellte man zudem gerne einen Tee her, der dafür bekannt war, Erkältungserscheinungen und Entzündungen zu lindern. Auf Salat- und Gemüseplatten sowie in Suppen kamen die hübschen, großen Malvenblüten gerne als farbenfrohe Dekoration zum Einsatz. Wenn man im Sommer kühle Erfrischungsgetränke herstellte, wurden in der bäuerlichen Küche neben Zitronenmelisse und Birnensaft oft auch Malvenblüten mitverarbeitet.
Anwendung
Kosmetische Anwendung
Die Malve kommt bei zahlreichen Gesichts- und Körperpflegeprodukten zum Einsatz, da sie antibakteriell, reizlindernd und gegen Entzündungen der Haut wirkt. Äußerlich angewendet eignet sich die Malve sehr gut für Waschungen und Bäder. Die Malvenwurzel in Mundwässern und Gurgellösungen verhindert Mundfäule und andere Infektionen des Mundraums.
Werfen entzündete Hautstellen Blasen, Schorf, Verkrustungen oder ähnliches auf, so kann man sie hervorragend mit breiigen Malve-Umschlägen oder Kompressen bedecken um sie aufzuweichen. Das wirkt Wundbrand entgegen und fördert eine schnelle Heilung.
Heilfördernde Anwendung
Für die meisten heilkundlichen Anwendungen werden in der Regel nur die Blüten verwendet, in seltenen Fällen auch die Blätter. Die Malve wird sehr gerne bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Erkältungskrankheiten eingesetzt, entweder in Form von Tee, einer Mundspülung oder Lutschbonbons. Sehr interessant, nur leider noch viel zu wenig erforscht, ist insbesondere die antibakterielle Wirkung dieser Pflanze, bei der immer von „Schleimstoffen“ die Rede ist. Diese wirken sehr effektiv auf zahlreiche Bakterienstämme, wie beispielsweise Staphylococcus aureus, Erwinia carotovora und Enterococcus faecalis, die somit ohne Chemie und mit natürlichen Malvenextrakten zu bekämpfen wären.
Malve kann bei folgenden Beschwerden und Erkrankungen eine hilfreiche Wirkung zeigen:
Halsschmerzen Entzündungen im Mund- und Rachenraum Heiserkeit Husten Fieber Bronchitis und grippale Infekte Sodbrennen Verstopfung und Durchfall gleichermaßen Entzündungen des Magen-Darm-Traktes Verdauungs- und Magenprobleme (auch Magenschleimhautentzündungen) Hämorrhoiden Magen- und Darmgeschwüre Wundbehandlungen Ekzeme, Furunkel und Abszesse Insektenstiche Koliken Rippenfellentzündungen Gicht Rheuma Akne Juckreiz Neurodermitis, Schuppenflechte und Psoriasis Augenentzündungen Brustwarzenentzündungen
Wirkungen der Malve im Kurzüberblick
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- Antientzündlich
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- Schleimhautschützend
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- Antibakteriell
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- Reizlindernd
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- Schleimlösend
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- Aufweichend
Nebenwirkungen
Es sind bislang keinerlei Nebenwirkungen bekannt, sofern die Produkte, die Malve enthalten, in den jeweils üblichen Empfehlungen eingenommen werden. Wird beispielsweise Malventee länger als eine Woche in größeren Mengen getrunken, kann es sein, dass die aufgenommene Nahrung nicht mehr effektiv genug verwertet werden kann.
Wer diese Heilpflanze einnimmt, sollte sie nicht zeitglich mit anderen Arzneimitteln konsumieren, da die Schleimstoffe der Malve die Medikamenten-Aufnahme im Darm behindern können. Deshalb sollte mindestens ein Abstand von zwei bis drei Stunden eingehalten werden.
Malve im Handel
In jedem Gartencenter oder Online-Handel für Gartenbedarf ist die Malve in Form von Samen sowie als kleinere oder größere Pflanze im Angebot. Im Handel zu finden sind weiterhin Malventees, Gesichts- und Körperpflegeprodukte mit Malvenauszügen, Tinkturen, Extrakte, Salben und Mazerate (Kaltauszüge). Auch als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Malvenkapseln, Tabletten, Dragees, Lutschbonbons oder Pulver ist diese Heilpflanze erhältlich.
Fazit
Die Malve ist ein jahrtausendealtes, traditionelles Heilkraut mit vielfältigen Wirkungsweisen, das sowohl im medizinischen als auch im kosmetischen Bereich Anwendung findet. Sie wird jedoch auch gerne als Küchen- und Gemüsekraut genutzt. Eine alte Bauernweisheit besagt:
„Malve im Gemüsegarten, lässt den Doktor draußen warten!“