Melisse

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Melisse © Scisetti Alfio - stock.adobe.com

Die Melisse ist ein äußerst beliebtes und vielseitig einsetzbares Heil- und Küchenkraut, das in keinem noch so kleinen Garten oder auf dem Balkon fehlen darf. Selbst auf dem Fensterbrett in der Küche stellt die sattgrüne, vielblättrige Pflanze einen echten Hingucker dar. Ihr zitroniger Duft und ihr mildes Aroma machen vor allem die Zitronenmelisse in der Küche zu einem gern genutzten Gewürzkraut. Ihre dezente, frische Note ist in einer Vielzahl von Speisen nicht mehr wegzudenken.

Die in der Melissenpflanze enthaltenden Wirkstoffe sind hilfreich bei vielerlei Beschwerden und Krankheitsbildern, vor allem aber wirken sie beruhigend, entspannend und wohltuend für unser Nervensystem.

Steckbrief

Name: Melissa
Pflanzenfamilie: Lippenblütler
Vorkommen: Stammt aus dem Mittelmeerraum und ist heute bis nach Asien verbreitet
Wuchs: Krautige, ausdauernde, bis zu 90 cm hohe Pflanze mit langen, aufrechten Stängeln, Rhizom-Staude mit weit verzweigtem Wurzelwerk
Aussehen: Eiförmige, hell- bis mittelgrüne Blätter mit gezackten Blatträndern, weiß-gelbliche Lippenblüten, die in Scheinquirlen angeordnet sind
Besonderheit: Die Blätter strömen bei Berührung oder Reibung einen stark zitronenartigen Duft aus
Aussaat im Freien: April bis Mai
Anbau: An sonnigen, windgeschützten Standorten, liebt mildes Klima und benötigt viel Feuchtigkeit, durchlässige, lockere, humose Böden, wird in Mitteleuropa kommerziell angebaut, kein Wildwuchs, nicht neben Wermut anbauen
Pflege: im 1. Wuchsjahr nur wenig ernten, damit die Pflanze größer und kräftiger werden kann und stärker austreibt, vor der Blüte im Juni zurückschneiden, dadurch wird sie buschiger, im September zum 2. Mal zurückschneiden
Blüte: Juni bis August

Inhaltsstoffe der Melisse

Ätherische Öle (Melissae aetheroleum), bestehend aus Citronellal, Citral, Neral und Geranial sowie Phenolcarbonsäuren, Bitter- und Gerbstoffe, Gerbsäuren, Glykoside, Harze, Flavonoide, Saponine, Schleimstoffe und Terpene.

Namensvielfalt der Melisse

Bienenkraut, Honigblume, Bienenfang, Herzkraut, Limonikraut, Herztrost, Zitronenkraut, Gartenmelisse, Mutterkraut, Nervenkräutel, Riechnessel, Mutterwurz, Pfaffenkraut, Zitronella, Zahnweh-Kraut, Englische Brennnessel, Spanischer Salbei, Frauenwohl

Besonderheiten dieser Heilkräuter

Der weltbekannte „Melissengeist“ ist eine einzigartige Kombination, die aus 13 ausgewählten Heilkräutern besteht, das Herz stärkt und das vegetative Nervensystem des Menschen wieder ins Gleichgewicht bringt. Melissengeist kommt bereits seit dem Jahre 1826 zur Anwendung und wurde von der in Brüssel geborenen und 1843 in Köln verstorbenen Klosterfrau Maria Clementine Martin erfunden. Neben den Blättern der Melisse enthält dieser Melissengeist vor allem Nelken, Angelika- und Ingwerwurzel, Orangenschalen und Zimtrinde.

Die getrockneten Melissenblätter nicht in einer Metalldose aufbewahren und auch beim Herausnehmen nicht mit Metall in Berührung bringen. Am besten mit Kunststoff-, Glas- oder Holzwerkzeugen und Behältnissen hantieren.

Extrahiertes Öl aus der Melisse zählt zu den weltweit teuersten ätherischen Ölen überhaupt, da diese Heilpflanze nur recht wenig solcher Öle enthält.

Geschichte der Melisse

Melisse als Heilpflanze

Der Name dieser Heilpflanze stammt aus der griechischen Sprache und zwar in Ableitung des Wortes „Melitta“, was übersetzt Honigbiene bedeutet. Diese fleißigen Insekten wurden von dieser Pflanze immer schon wie magisch angezogen, weshalb man einst vor den Bienenstöcken viele Melissepflanzen anbaute. Zudem rieb man die Bienenkästen mit ihren Pflanzensäften aus, was der Krankheitsverbreitung im Bienenstock entgegen wirken sollte, da die Melisse antiseptisch wirkt. Die Bienenvölker produzieren daraus den äußerst aromatisch schmeckenden Melissenblüten-Honig.

Mönche brauten einst aus der Melisse, weiteren Kräutern und Alkohol einen Kräutertrunk, der gegen Verdauungsbeschwerden half.

Dioskurides, ein im 1. Jahrhundert lebender, griechischer Arzt und Vorreiter der Pharmakologie empfahl die Melisse mit Honig vermengt als Augenauflage gegen die Augenkrankheit Grauer Star anzuwenden.

Auch bei den Ärzten der Antike war die Melisse ein wohlbekanntes und sehr beliebtes Heilkraut. Bis heute fehlt sie in keinem Kloster-, Bauern- oder Kräutergarten. Der weltbekannte Schweizer Arzt, Naturphilosoph und Alchemist Paracelsus nannte diese Heilkräuter „medizinisches Gold“, er nutzte sie verstärkt bei Erkrankungen des Herzens. Das sah auch die Heilkundige Hildegard von Bingen so, bei ihr hieß die Melisse „Herztrost“ und sie setzte diese ebenfalls zur Heilung des Herzens und eines trüben Gemüts ein.

Die bekannteste Melissenart ist die stark duftende und aromatisch schmeckende Zitronenmelisse (Melissa officinalis), die in zwei Unterarten von Europa über Nordafrika bis in den Südwesten Asiens verbreitet ist. Außer der Zitronenmelisse gibt es noch drei andere Melissearten:

Die Melissa flava kommt in Tibet und im Himalaya vor. Die Melissa axillaris kommt von Nepal bis nach Südchina und in der Region Malesien (umfasst den gesamten Malaiischen Archipel in Südostasien) vor. Die Melissa yunnanensis kommt in Tibet sowie in der im Südwesten Chinas liegenden Provinz Yunnan vor.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

In der Bauernküche wurde die Melisse vorwiegend als Küchen- und Gewürzkraut in Salaten, Suppen, Soßen, Nudelgerichten sowie in Fisch- und Fleischspeisen verwendet. Aber auch so mancher Süßspeise verlieh die Melisse den letzten Pfiff. Zudem brühte man die Melissenblätter mit ihrem herrlichen Zitronenduft und Aroma mit kochendem Wasser zu einem wohltuenden Tee auf, der nicht nur bei Erkältungen gerne getrunken wurde. Trinkt man ihn morgens oder wenn man sich tagsüber angespannt fühlt, wirkt der Melissentee erfrischend, belebend und verleiht neue Kraft. Wird er hingegen am Abend getrunken, wirkt er beruhigend und fördert das „Zur-Ruhe-Kommen“ ebenso wie einen wohligen Schlaf. Im Sommer reichte man gerne selbstgemachte, eisgekühlte Limonade mit ein paar Blättchen Zitronenmelisse darin, die nicht nur das Auge, sondern auch den Gaumen erfreuten.

Anwendung

Melisse © Heike Rau - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Die Melisse verfügt über eine innerlich wie äußerlich beruhigende Wirkung. Deshalb findet man sie in einer Vielzahl von Gesichtscremes, die insbesondere dann ihre Wirkung voll zur Entfaltung bringen, wenn die Haut Unreinheiten oder Entzündungen aufweist. Auch in hochwertigen Massageölen ist die Melisse als entspannender, ausgleichender Inhaltsstoff vorhanden. Ein wohltuendes Melissebad am Abend fördert einen ruhigen, tiefen Schlaf.

Weiterhin äußerlich anwendbar ist diese Heilpflanze, indem man eine Tinktur, einen Extrakt oder einen einfachen Tee-Aufguss aus der Melisse auf eine Kompresse oder einen Umschlag träufelt. Damit sind sehr gut Blutergüsse, Geschwüre, Insektenstiche, Beulen, Milchstau bei Stillenden oder Nervenentzündungen behandelbar. Ebenso wirken solche Umschläge oder Wickel lindernd auf durch Sonnenbrand geschädigte Körperpartien.

Wenn das kraftvolle, ätherische Öl der Melisse äußerlich angewendet wird, sollte es auf keinen Fall unverdünnt benutzt werden, weil es die Haut und die Schleimhäute reizen könnte.

Heilfördernde Anwendung

Die Melisse ist für ihre beruhigenden, entspannenden und einschlaffördernden Eigenschaften ebenso bekannt wie für ihre positiven Wirkungen auf das Herz und das Nervensystem. Sie nimmt die innere Unruhe, Reizbarkeit und Nervosität, hilft bei Stress und Angstzuständen. Bei leichteren depressiven Verstimmungen kommt die Melisse ebenso zum Einsatz wie bei Kopfschmerzen oder zur Gemütsaufhellung. Sie soll sogar die Denkleistung erhöhen können. Melisse lindert auch Hitzewallungen und andere Wechseljahres- oder Menstruationsproblematiken. Zudem hat sie sich langjährig bewährt bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, die Bitterstoffe der Melisse tragen dazu bei, Blähungen und Völlegefühle abzumildern sowie die Verdauung anzuregen. Die in der Melisse enthaltenen Phenolcarbonsäuren hemmen zudem effektiv und wirkungsstark den Herpes-Virus, weshalb man dieses Heilkraut auch gegen Lippenherpes einsetzt. Bei Erkältungskrankheiten kommt die Melisse ebenfalls zum Einsatz, da sie die Atmung verbessert und Fieberschübe eindämmt. Eine deutliche Atmungserleichterung verspüren auch Asthmatiker. Sie wirkt zudem appetitsteigernd und hilft bei rheumatischen Beschwerden. Da die Melisse auch beruhigend und entkrampfend ist, wird sie gegen nervöse Herzschwäche, wie Herzrasen, Herzstolpern und übermäßiges Herzklopfen eingesetzt, wenn das Herz sonst organisch gesund ist.

Tipps: Wenn in der Hektik des Alltages innere Unruhe, Anspannung sowie Schlafstörungen gleichzeitig auftreten, hat sich eine Heilkräuter Kombination aus Melisse, Passionsblume, Hopfen, Lavendel oder Baldrian ganz besonders bewährt. Ein Naturheilmittel auf der Basis dieser Heilpflanzen ist in der Lage die Leistungsfähigkeit am Tag zu steigern und am Abend für Entspannung gepaart mit gesundem, tiefem Schlaf zu sorgen.

Handelt es sich hingegen um Magen-Darm-Beschwerden, hat sich eine Kombination aus Melisse, Fenchel, Kümmel und Anis bewährt.

Wirkungen der Melisse im Kurzüberblick

    • aufmunternd und aufbauend
    • anregend
    • beruhigend
    • entspannend
    • krampflösend
    • entblähend
    • virushemmend
    • schmerzstillend
    • antibakteriell
    • antiviral
    • kühlend
    • antifungizid
    • schweisstreibend
    • gallenflussfördernd

Nebenwirkungen

Die Melisse ist bekannt dafür bestens verträglich zu sein. Möglich ist dennoch, dass es Menschen gibt, die auf die Melisse oder auf andere Lippenblütler-Gewächse allergisch reagieren. Dann sollte diese Heilpflanze nicht konsumiert werden. Die Melisse besitzt allerdings ein sehr geringes allergisches Potenzial.

In der Melisse sind Pyrrolizidinalkaloide enthalten, deshalb sollten Melissen-Präparate (auch in Form von Melissentee) nicht über einen längeren Zeitraum und auch nicht in allzu großen Mengen konsumiert werden. Dies könnte sich leberschädigend auswirken.

Schwangere und stillende Frauen sowie Kleinkinder sollten Melissentee nur in geringen Mengen trinken, für Babys kann er verdünnt werden.

Da Melisse sehr beruhigend wirkt, verhält es sich, wie mit allen beruhigenden Präparaten, eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit ist nach dem Konsum von Melisse-Produkten nicht ausgeschlossen.

Melisse im Handel

Melisse gibt es in Form von Tees, Bonbons, Cremes, Salben, Extrakten, Tinkturen, Tropfen, Melissengeist, ätherischen Ölen, Massageölen, Tabletten oder Dragees und als Frischpflanzen-Presssaft.

Sowohl in Apotheken als auch in Drogerien sind Kombinationspräparate, Arzneimittel und Globuli mit Melisse zu finden. Ebenso eine Vielzahl von Gesichts- und Körperpflegeprodukte, die Melisse enthalten, vor allem auf dem Sektor der Naturkosmetik. Zu den beliebtesten Trendsettern gehören hier der Melissengeist, Badezusätze und Massageöle.

Über den Gartenbedarf können sowohl Samen als auch Stecklinge und fertige Melissepflanzen erworben werben, die natürlich vielerorts auch als Küchenkräuter in kleinen Töpfen erhältlich sind.

Fazit

Die Melisse ist eine pflegeleichte Heil- und Gewürzpflanze, die keine besonderen Ansprüche stellt, weshalb sie wunderbar auf dem Fensterbrett, Balkon oder im Garten kultiviert werden kann. Somit hat man für allerlei Beschwerden das passende Kraut parat, kann sich eine wohltuende Tasse Melissentee aufbrühen oder seinen Gerichten den letzten Schliff verleihen, mit diesem naturgesunden, aromatischen Würzkraut.