Nachtkerze

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Nachtkerze © Scisetti Alfio - stock.adobe.com

Es gibt inzwischen rund 200 verschiedene Nachtkerzenarten auf der Welt. Mit ihren in kräftigem Gelb leuchtenden Blüten sind diese Pflanzen nicht nur zu allseits beliebten Zier- und Gartenpflanzen geworden, man schätzt sie auch als Heilkräuter und nutzt sie zu medizinischen Zwecken. In nahezu jedem Bauern- oder Kräutergarten sind Nachtkerzen ebenfalls zu finden. Die Nachtkerze ist ein durch Menschenhand eingewanderter „Neophyt“, deren Heimatkontinent einst Nordamerika war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam sie durch Seefahrer nach Europa, wo sie erstmals im Botanischen Garten zu Padua in der norditalienischen Region Veneto kultiviert wurde.

Steckbrief

Name: Oenothera
Pflanzenfamilie: Nachtkerzengewächse (Ordnung der Myrtenartigen)
Vorkommen: Europa, Amerika (stammt aus Nordamerika)
Wuchs: krautiger Wuchs, 80 bis 200 cm hoch, große, weißliche Pfahlwurzeln, zweijährige, winterharte Pflanze
Aussehen: Teilweise rötliche, kantige Stängel, mit einer auf dem Boden liegenden Blattrosette aus großen, eiförmigen Blättern. Nach oben hin wachsen immer kleiner werdende Blätter mit auffälligen Blattnerven direkt aus dem Stängel heraus. Leuchtend gelbe Blüten, mit einem Durchmesser von bis zu 3 cm. Nach der Blüte entwickeln sich längliche Fruchtknoten mit bis zu 5 cm langen Kapselfrüchten in Vierkantform. Jede Frucht kann bis zu 300 Samen beinhalten. Manche Sorten entwickeln auch rosa und weiße Blüten.
Besonderheit: Verwendung als Heilkraut sowie in der Küche als Gewürzkraut und Gemüse. Nachtkerzen blühen selbst in der Dunkelheit, sie schließen ihre süßlich duftenden Blüten auch in der Nacht nicht, daher kommt ihr Name. Eine Nachtkerze kann über 20.000 Samen produzieren, deshalb verbreitet sie sich rasend schnell.
Aussaat ins Freie: April bis Mai
Anbau: Halbschattiger bis sonniger Standort, nährstoffarme, sandige, kalkhaltige Böden. Wegen ihrer geringen Ansprüche an den Pflanzort, gedeiht sie nahezu allerorts und wird gerne in Kräutergärten angepflanzt. Samen nicht bei Frost setzen (Keimlinge nehmen davon Schaden), Lichtkeimer, Saatgut nur leicht in die Erde eindrücken und ein wenig damit bedecken, Pflanzabstand zwischen 30 bis 40 cm.
Pflege: Muss im Freien nicht gedüngt werden, toleriert Frost, eine Überwinterung in Innenräumen ist nicht notwendig. Erde nur gelegentlich wässern, keinesfalls übergießen, lehmige Böden sollten mit Sand durchmischt werden. In Kübeln gedeiht sie mit einer ebenfalls mit Sand vermengten, guten Kräutererde. Bei Pilz- oder Schädlingsbefall mit einem Sud aus Brennnesseln oder Ackerschachtelhalm behandeln.
Blüte: Juni bis Oktober

Inhaltsstoffe der Nachtkerze

Samen: Gamma-Linolensäure, Linolsäure, Ölsäure, Vitamin E, Mineralstoffe, Aminosäuren, Lignin Blätter: Gerbstoffe, Zellulose, Flavonoide, Zucker, Schleimstoffe, Harze, Phytosterole, Oenotherin Wurzeln: Mineralstoffe, Stärke, Eiweiß

Namensvielfalt der Nachtkerze

Nachtblume, Gemeiner Nachtstern, Abendblume, Rapontika, Süßwurzel, Sommerstern, Schinkenwurzel, Schinkenkraut, gelbe Rapunzel, Rapunzelsellerie, Rübenwurzel, Nachtrose, Abendlicht, gelber Nachtschatten

In Südamerika wird die Nachtkerze „chupa-sangre“ genannt, was so viel wie „Bluttrinker“ bedeutet. In England heißt sie Evening Primrose.

Besonderheiten der Nachtkerze

Ein hochwertiges Nachtkerzen-Öl gewinnt man durch Kaltpressung der Samen. Man benötigt dazu sage und schreibe 10.000 Samen für ein einziges Gramm Nachtkerzen-Öl!

Nachtkerzenöl wirkt auch hervorragend bei Tieren, insbesondere bei Hautproblematiken und Parasitenstichen. Selbst das Tierfutter wird von den Herstellern gerne mit der Nachtkerze angereichert.

Geschichte der Nachtkerze

Die Nachtkerze als Heilpflanze

Etwa zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die bis dato nur in Nordamerika beheimatete Nachtkerze auf dem Seewege nach Europa verbracht. Sie fand als hübsche Zierpflanze rasch Gefallen in einer Vielzahl von Gärten. Bei den indigenen Völkern von Nordamerika setzte man die Nachtkerze vor allem bei sämtlichen Problematiken der Haut sowie bei Frauenleiden ein. Der Indianerstamm der Algonkins verwendete den Ölsamenbrei der Nachtkerze gegen Hautausschläge und Geschwüre. Die Navajo und Hopi Indianer wandten die Nachtkerze bei Frauen- und Erkältungskrankheiten sowie zur Wundheilbehandlung an. Die irokesischen Medizinmänner benutzten die Nachtkerze wiederum unter lautstarken Beschwörungszeremonien für Krankenbehandlungen aller Art.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Einst verwendeten die Bauern die Nachtkerze in ihren Küchen als Gewürzkraut und sie bereiteten ihre weißlichen, stärkehaltigen und rübenförmigen Wurzeln ähnlich wie ein Schwarzwurzelgemüse zu. Da sich die Wurzeln der Nachtkerze nach dem Kochen rosa färben, nannte man die Pflanze auch Schinkenwurzel oder Schinkenkraut. Dieses Nachtkerzengemüse sollte Kranken neue Kraft schenken, zu einer schnelleren Genesung beitragen und man sagte ihm nach, dass es jedem eine besondere Stärke verleihen würde. Manches Mal raspelte man die rohen Wurzeln auch dekorativ über einen Salat. Die Blätter der Nachtkerze schmecken leicht herb und würzig, man bereitete sie genau wie Spinat oder Mangold als gekochtes Gemüse zu, sie sind allerdings auch roh verzehrbar. Dieses spinatartig zubereite Gemüse aus der Nachtkerze reichte man gerne zu Wild und dazu gab es deftig gewürzte Bratkartoffeln. Kleingeschnittene Nachtkerzenblätter mundeten den Bauern auch im Rührei ganz besonders gut. Die Nachtkerzenblüten verwendete man in Süßspeisen oder als Salatgarnitur. Die ebenfalls süßlichen Blütenknospen wurden gerne in wenig Öl frittiert oder in Öl eingelegt als Vorspeise gereicht. Mit den ölhaltigen Samen der Nachtkerze wurde gebacken und man streute sie in gerösteter Form über Gebäck.

Ernte-Tipps aus der Bauernküche zu diesem Wildkraut:

Blüten und Knospen (die ganze Blütezeit über zu ernten, schmecken leicht süßlich) Blätter (schmackhafter vor der Blüte, werden sonst bitter, obere Stängelblätter nehmen!) Wurzeln (immer erst nach der Blütezeit ernten) Samen (nach der Blüte ernten, besonders öl- und eiweißreich) Stängel (ganzjährige Ernte – sind jedoch kein wirkliches Geschmacks-Highlight!)

Anwendung

Nachtkerze © Madeleine Steinbach - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Die Nachtkerze wird in der Kosmetik gerne in Produkten verwendet, die der Linderung einer trockenen, spröden, rauen, schuppigen oder gereizten Haut dienen. Insbesondere Juckreiz auf der Haut kann mit einer Nachtkerzencreme oder Salbe erfolgreich behandelt werden. Weiterhin kann man die zerstoßenen Blätter der Nachtkerze auf eine Kompresse geben, um diese auf die erkrankten Hautstellen aufzulegen. Menschen mit heller Haut leiden oft an Sebostase (extrem trockene Haut), was unter anderem daran liegt, dass sie über keine ausreichende Schweißbildung verfügen. Die Fettsäuren des Nachtkerzenöls regen die Produktion von Schweiß an und verleihen der Haut dadurch nicht nur mehr Feuchtigkeit, sondern auch mehr Elastizität. Hierzu ist es sehr effektiv, das Nachtkerzenöl mit anderen Kosmetikprodukten wie zum Beispiel Ringelblumensalbe oder Sheabutter zu mischen. Auch ein Kräuterbad, dem Nachtkerzenöl beigefügt wird, kann bei sehr trockener Haut schnelle Linderung verschaffen.

Der Nachtkerze wird ein verjüngender, straffender Effekt auf die Haut zugeschrieben, weshalb sie in diversen Anti-Aging-Kosmetikprodukten zu finden ist. Man kann ersatzweise auch eine Vielzahl an Nachtkerzensamen im Mörser zerstampfen und da sie sehr ölhaltig sind, ergibt das einen Brei, den man ebenfalls zur Schönheitspflege der Haut einsetzen kann.

Heilfördernde Anwendung

Die Nachtkerze wird vor allem bei Hautbeschwerden wie Neurodermitis, Ekzemen, Abszessen, Juckreiz, Schuppenflechte, Allergien und Geschwüren eingesetzt, aber auch bei Quetschungen. Zwei weitere Einsatzgebiete sind Wechseljahresbeschwerden und das so genannte „Prämenstruelle Syndrom“ (PMS), worunter man sowohl körperliche als auch psychische Beschwerden vor der Regelblutung bei Frauen versteht. Auch bei Beschwerden des Magen- und Darmtraktes findet diese Heilpflanze Anwendung. Ebenso wird die Nachtkerze bei Rheuma, Arthritis, Arteriosklerose, Morbus Bechterev, Endometriosen, Durchfall und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Außerdem ist sie gut für die Blutgefäße, weshalb sie auch oft gegen Bluthochdruck, bei Herzkrankheiten und Asthma eingenommen wird. Diabetiker können ebenfalls erfolgreich zur Nachtkerze greifen, denn es ist durch diese Heilpflanze möglich, dass die noch vorhandene Insulin-Aktivität gesteigert wird. Zudem ist bekannt, dass der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in der Nachtkerze, einigen Organen des menschlichen Körpers dazu verhilft, wichtige Prostaglandine (chemische Verbindungen) zu bilden. Prostaglandine sind beispielsweise für die Regulierung weiblicher Sexualhormone zuständig und können in dieser Funktion bei Unfruchtbarkeit hilfreich sein. Weiterhin zeichnen sie verantwortlich für die Gewebebildung und Reparatur sowie für den Fettstoffwechsel. Zudem schützen sie die Schleimhäute und verbessern die Durchblutung. Auch der Cholesterinspiegel lässt sich durch die Einnahme von Nachtkerze-Produkten senken, die außerdem den Muskelaufbau stimulieren, gefäßerweiternd wirken und den Stoffwechsel aktivieren. Bei der Krankheit MS (Multiple Sklerose) wird von Patienten berichtet, dass sie durch die Einnahme von Präparaten mit Nachtkerze ihre Beweglichkeit und ihr Sehvermögen steigern konnten. Weiterhin würde diese den Zuckungen und Krämpfen entgegenwirken, welche diese tückische Krankheit mit sich bringt.

Wirkungen der Nachtkerze im Kurzüberblick

    • Beruhigend
    • Zusammenziehend (adstringierend)
    • Stärkend
    • Die Genesung fördernd (rekonvaleszierend)
    • Cholesterinsenkend
    • Blutdrucksenkend
    • Entzündungshemmend
    • Blutreinigend
    • Krampflösend
    • Gefäßerweiternd
    • Stoffwechselaktivierend

Nebenwirkungen

Bei sachgemäßer Anwendung sind unerwünschte Nebenwirkungen kaum zu erwarten. Schwangere und Stillende sollten eine innerliche Einnahme von Produkten, die Nachtkerze enthalten, zuvor mit ihrem Arzt besprechen. Leidet jemand an Epilepsie oder Schizophrenie, sollte besser auf die Einnahme von Nachtkerzenprodukten verzichtet werden. Neuesten Studien zufolge verträgt sich beispielsweise das Nachtkerzenöl nicht mit den Medikamenten zur Epilepsie-Behandlung. Werden Präparate, die Nachtkerze enthalten überdosiert, so kann das unter Umständen zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden führen. Nach einer Magenoperation sollte Nachtkerzenöl nicht angewendet werden, da ein Blähbauch entstehen kann, was sich auf eine frische Wundnarbe ungünstig auswirken könnte. Bei Babys und Kleinkindern unter einem Jahr sollten innerlich einzunehmende Nachtkerzen-Produkte nicht angewandt werden, ebenso bei Frauen mit einer östrogenabhängigen Brustkrebserkrankung.

Die Nachtkerze im Handel

In Gartencentern und im entsprechenden Online-Gartenhandel ist die Nachtkerze in Form von Samen und Jungpflanzen erhältlich. Die unterschiedlichsten Gesichts- und Körperpflegeprodukte enthalten die Nachtkerze, äußerst beliebt und vielgekauft ist das nährende, am besten kalt gepresste Nachtkerzenöl. Im medizinischen Bereich beinhalten Cremes, Salben, Öle, Tinkturen, Tropfen, Hustensaft, Hustensirup, Tabletten und andere Arzneimittel die Nachtkerze. In Form von Nahrungsergänzungsmitteln sind unter anderem Kapseln und Dragees erhältlich.

Fazit

Die wirkungsstarke Nachtkerze ist insbesondere bei Hautleiden aller Art gefragt und erfolgreich im Einsatz, sowohl in der Schulmedizin als auch in der Alternativmedizin und in der Kosmetikbranche. Dieses ungiftige, heilfördernde und kräfteverleihende Wildkraut ist zudem schmackhaft und essbar.