Odermennig

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Aktualisiert am 17. August 2023 von Bauernhofurlaub.de

Odermennig © Ruckszio - stock.adobe.com

Der lateinische Namen des Odermennigs „Agrimonia“ bedeutet übersetzt so viel wie „Feldbewohner“. Seine Klettfrüchte mit ihren kleinen Widerhaken verfangen sich oft im Fell von Tieren oder in der Kleidung von Menschen, weshalb diese Pflanze auch Klettenkraut genannt wird. Auf diese Weise erfährt sie ein weites Verbreitungsgebiet und ist vielerorts an Straßen- und Wegrändern, auf trockenen Wiesen, Feldern und in lichten Gebüschen zu finden. Mit ihren hübschen gelben Blütenrispen macht sie zudem in jedem häuslichen oder öffentlichen Kräutergarten eine gute Figur. Der Odermennig war schon in der Antike eine vielgenutzt Heilpflanze, heutzutage verwendet man ihn vor allem gegen Gallen- und Leberbeschwerden, bei Durchfall, Wunden oder Entzündungen auf der Haut sowie für eine entzündete Mund- oder Rachenschleimhaut.

Steckbrief

Name: Agrimonia eupatoria
Pflanzenfamilie: Rosengewächse (Rosaceae)
Vorkommen: Eurasien und auf der gesamten nördlichen Hemisphäre, bis auf Höhenlagen von 1.600 Metern, außer in arktischen Regionen.
Wuchs: Zwischen 50 cm bis zu 180 cm hoch, anspruchslose, winterharte, mehrjährige, ausdauernde Pflanze mit tiefliegenden, stark verwurzelten Rhizomen.
Aussehen: Behaarter Stängel, viele Sprossachsen deren zahlreiche Blätter auf der Oberseite hellgrün, fiedrig und wechselständig angeordnet sind. Die Blattunterseite ist graufilzig und die Blättchen werden nach oben hin immer größer. Die größten sind bis zu 20 cm lang, haben stark gezackte Blattränder, sowohl die Sprossachsen als auch die Blätter sind leicht behaart. Die an langen Blütentrauben hängenden, kleinen, gelben Blüten tragen fünf Blütenblättchen und verströmen einen wohlriechenden, honigähnlichen Duft. Besonderheit: Heil- und Zierpflanze
Aussaat der Samen im Freien: Oktober bis März (Kaltkeimer)
Anbau: Nährstoffarme, gut durchlüftete, kalkhaltige und lehmige Böden, halbschattiger bis sonniger und möglichst trockener Standort, Samen ca. 3 cm tief in die Erde stecken und bedecken (Dunkelkeimer), Pflanzabstand mindestens 40 cm.
Pflege: Bei Anpflanzung mit Blumenerde wird die Zugabe von Kalk empfohlen, Erde immer wieder auflockern und durchlässig halten. Bei Topfpflanzung ist ein hoher Pflanztopf mit großem Volumen für die weitverzweigten Wurzeln zu empfehlen. Wenig düngen, nur etwa alle drei Monate mit etwas Hornspäne anreichern und mäßig gießen, verträgt keine Staunässe, abgeblühte Blüten abschneiden, das fördert eine schnellere Nachblüte.
Blüte: Juni bis September

Inhaltsstoffe des Odermennigs

Ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpene, Kieselsäure, Quercetin, Schleimstoffe, Polyphenole, Saponine, sekundäre Pflanzenstoffe, Glykoside, Eisen, Nikotinsäure, Vitamin B und K, Agrimoniin

Namensvielfalt des Odermennigs

Gewöhnlicher oder Gemeiner Odermennig, Kleiner Odermennig, Ackerkraut, Leberklee, Hagermundiskraut, Fünfblatt, Klettenkraut, Brustwurz, Kaisertee, Fünffingerkraut, Magenkraut, Königskraut, Bubenläuse, Kunigundenkraut, Lebenskraut, Schafklette, Milzblüh, Leberklette, Bruchwurz, Beerkraut

Geschichte des Odermennigs

Odermennig als Heilpflanze

Der bekannte schwedische Naturforscher Carl von Linné nannte den Odermennig im Jahre 1753 in seinem Werk „Species Plantarum“ erstmals mit der Bezeichnung Agrimonia eupatoria.

Diesem Rosengewächs kam jedoch bereits in der Antike eine große Bedeutung zu und es wurde naturheilkundlich von namhaften Heilkundigen wie Plinius, Galen und Dioskurides angewandt. Vor allem wurde der Odermennig gegen Beschwerden des gesamten Verdauungsapparates, bei Wunden und Geschwüren sowie bei schwerem Husten eingesetzt.

In den mittelalterlichen Kräuterbüchern werden diese Heilkräuter vor allem zur Stärkung der Leber und zur Behandlung von Leberleiden beschrieben. Weiterhin fanden sie gegen Fieber, Husten und zur schnelleren Wundheilung ihren Einsatz. Hierfür wurde der Odermennig als Tee zubereitet oder in Wein gesotten und anschließend als Kräuter-Wein-Sud getrunken. Für die äußerlichen Anwendungen wurde er mit Schweineschmalz vermischt direkt auf die Wunden aufgetragen.

Sagenumwobener Odermennig

Der Odermennig war der griechischen Göttin der Weisheit namens „Pallas Athene“ geweiht, die zugleich die Namensgeberin und Schutzgöttin von Athen, der Hauptstadt Griechenlands war und bis heute ist.

Den Namenszusatz „eupatoria“ erhielt der Odermennig von Mithridates VI., der ab 120 v.Chr. König des Reiches Pontos an der Schwarzmeerküste war. Mithridates trug zu jener Zeit den Beinamen „Eupator“ und da er von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Odermennigs begeistert war, erhielt diese Heilpflanze ihm zu Ehren seinen Beinamen.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

In den Bauernküchen fand der Odermennig bislang wegen seines bitteren Geschmacks und dem schwerlich kaubaren, filzigen Blattgrün keine Verwendung.

Anwendung

Odermennig © tunedin - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Bei Hautirritationen oder juckender Haut können Umschläge mit Odermennigtee gemacht werden, auch Tinkturen, die man auf Kompressen tropft, eignen sich dafür. Als Badezusatz, oder Salbe für die Gesichts-, Hand- und Nagelpflege ist der Odermennig ebenfalls sehr beliebt, vor allem wenn es um die Linderung entzündeter Hautpartien geht.

Heilfördernde Anwendung

Der Odermennig ist reich an Bitter- und Gerbstoffen und damit diese in ihrer Wirkung auch voll zum Tragen kommen können, sollte von einer Zugabe von Zucker, Honig oder sonstigen Süßungsmitteln abgesehen werden. Damit die Schleimhäute die Wirkstoffe am besten aufnehmen können, ist der Tee am besten schluckweise zu trinken. Diese Heilpflanze lindert vor allem Entzündungen im Mund-, Hals- und Rachenraum, hilft bei Heiserkeit, Halsschmerzen, Zahnfleischbluten und Mundfäule. Ein weiteres Wirkspektrum des Odermennigs ist, dass er sich wohltuend auf Stimmbandreizungen und Kehlkopfentzündungen auswirkt, weshalb er oft in speziellen Teemischungen zu finden ist, die bevorzugt von Rednern und Sängern getrunken werden. Weiterhin gibt es spezielle Gurgellösungen mit Odermennig, da er es vermag, den Stimmbändern schnell wieder zu einem Wohlklang zu verhelfen.

Äußerlich als Kompresse unter Verwendung von Odermennig-Tinkturen angewendet, hilft das Kraut gegen Entzündungen der Haut sowie bei oberflächlichen Wunden. Es werden auch Zusätze für Sitzbäder mit dieser Pflanze angeboten, die beispielsweise bei Scheidenausfluss wohltuend wirken. Weiterhin ist der Odermennig zu empfehlen bei Leber-, Magen- und Gallebeschwerden, bei Verdauungsproblemen, gegen Blasen-, Blinddarm- und Nierenentzündungen sowie zur Stärkung von Bauchspeicheldrüse und Milz. Der Odermennig ist hilfreich bei Durchfall, da er stopfend wirkt. Das Kraut gilt als Leberheilpflanze, als Blutreiniger, es kann Juckreiz lindern, bei leichten Verbrennungen hilfreich sein und zur Wundheilung beitragen. In der Homöopathie wird der Odermennig in Form von Globuli beispielsweise bei Bronchitis angewandt.

Wirkungen des Odermennigs im Kurzüberblick

    • Leberregenerierend
    • Blutreinigend
    • Antiviral
    • Entzündungshemmend
    • Schmerzlindernd
    • Krampflösend
    • Blutzuckersenkend
    • Appetitanregend
    • Entgiftend
    • Entsäurend
    • Entwässernd
    • Immunsystemstimulierend
    • Stärkend
    • Harmonisierend
    • Zusammenziehend
    • Antibakteriell
    • Antioxidativ
    • Schleimhautschützend
    • Wundheilend

Nebenwirkungen

Da der Odermennig über reichlich Bitter- und Gerbstoffe verfügt sollte er nicht überdosiert werden, da hieraus Übelkeit und Magenschmerzen entstehen könnten. Aus diesem Grunde ist es empfehlenswert nicht mehr als drei Tassen Tee pro Tag zu sich zu nehmen. Falls Medikamente eingenommen werden, sollte der Tee mit einem zeitlichen Abstand von zwei Stunden zur Einnahme getrunken werden, da Odermennig die Aufnahme der medizinischen Wirkstoffe beeinträchtigen kann. Weitere unerwünschte Nebenwirkungen sind nicht bekannt, weshalb auch Kinder diese Heilpflanze in entsprechender Dosierung bedenkenlos einnehmen können.

Odermennig im Handel

In Geschäften oder im Online-Handel für Gartenbedarf ist der Odermennig in Form von Samen, kleinen und großen Pflanzen zu bekommen. Die Kosmetikbranche hat ihn als Badezusatz, Gurgellösung oder als Gesichts- und Körpercreme für sich entdeckt. In der homöopathischen Bachblütentherapie nennen sich die Odermennig Globuli „Agrimony Nr. 1“, sie werden dort als „Ehrlichkeitsblüte“ bezeichnet. Im Bereich der Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel ist diese Heilpflanze als getrocknetes Odermennig-Kraut, als fertige Teemischung, in Form von Urtinkturen, Tinkturen, Tropfen, Salben oder Tabletten erhältlich.

Fazit

Diese rund 15 verschiedene Arten umfassende Heilpflanze ist vielseitig auf gesundheitsfördernde Weise einsetzbar. Zudem stellt sie als formschöner, leuchtend gelber Farbtupfer eine beliebte Gartenblume dar, die von einer Vielzahl von Insekten täglich besucht wird.