Schafgarbe

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Schafgarbe © voren1 - stock.adobe.com

Wenn Du zur Sommerzeit einen Querfeldein-Spaziergang unternimmst, kommst Du an der Schafgarbe und meist auch an vielen Schafen nicht vorbei. Schafe fressen diese Pflanze sehr gerne, was ihr den Namen Schafgarbe einbrachte. Der zweite Wortteil „Garbe“ leitet sich von einem altdeutschen Wort ab und bedeutet „die Heilende“. Das Kraut mit seinen anmutigen, zart weißen oder rosafarbenen Blüten stellt aber nicht nur eine optische Augenweide dar, es verfügt auch über heilfördernde Wirkstoffe, die seit Jahrtausenden für eine Vielzahl körperlicher Beschwerden zum Einsatz kommen. Vor allem im Magen-Darm-Bereich. Zudem wird die Schafgarbe gerne kosmetisch verwendet und auch die traditionelle Bauernküche schätzte das Kraut nicht nur in Form von Tee, sondern auch als Zutat in vielerlei Speisen.

Steckbrief

Name: Achillea millefolium
Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
Vorkommen: Stammt ursprünglich aus den gemäßigten Klimazonen Europas, Amerikas und Asiens, wächst bis in gebirgige Höhenlagen von 2.500 Metern
Wuchs: 50 bis 100 cm hoch, krautige, mehrjährige Pflanze mit Halbstrauchwuchs, Wurzelkriecher und Bodenfestiger, winterhart Aussehen: Kräftiger, harter, hoch aufrecht wachsender, markhaltiger Stängel mit verzweigten, stark behaarten Blütenstängeln, gefiederte Blätter, winzige weiße oder rosa Blüten, die eine rispenartige Scheindolde bilden, aus der im Herbst nur wenige Millimeter große, gelbe bis silbrig-graue Früchte heranwachsen, milder, aromatischer Duft beim Zerreiben von Stängeln und Blättern
Besonderheit: Arzneipflanze, Gewürz- und Küchenkraut
Aussaat der Samen im Freien: zwischen April und Juni
Anbau: Benötigt nähr- und stickstoffhaltige, gerne lehmige oder sandige Böden, sonniger Standort, verträgt keine Staunässe, Pflanzabstand 25 cm, Lichtkeimer (Samen nicht mit Erde bedecken)
Pflege: Regelmäßig aber nicht übermäßig gießen, Staunässe unbedingt vermeiden, im Frühling und Herbst mit Kompost düngen, wahlweise mit Flüssigdünger für Blühpflanzen, Rückschnitt nach der ersten Blüte
Blüte: April bis Juni
Blütenernte: Juli und August

Inhaltsstoffe der Gemeinen Schafgarbe

Ätherische Öle, Sesquiterpenlactone, Flavonoide, Polyine, Cumarine, Achillein, Kaffeesäurederivate, Chamazulen, Azulen, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Eukalyptol, antibiotische Substanzen, Mineralstoffe, Kampfer

Namensvielfalt der Gemeinen Schafgarbe

Gänsezunge, Soldatenkraut, Achilleskraut, Hexenkraut, Blutstillkraut, Zangeblume, Grützblume, Grundheil, Feldgarbenkraut, Kachel, Bauchwehkraut, Katzenschwanz, Teekraut, Lämmerzunge, Augenbraue der Venus, Frauenkraut, Margaretenkraut, Gotteshand, Frauendank, Schafzunge, Tausendblatt, Grillengras, Schafrippen

Besonderheit der Gemeinen Schafgarbe

Diese Pflanze bildet an ihren Blütenstängeln vielfach federartige Blättchen mit unzähligen schmalen, zarten „Fiedern“ aus, daher rührt ihr lateinischer Name „millefolium“ was so viel wie „tausendblättrig“ heißt. Auch im Volksmund wird die Schafgarbe deshalb oft „Tausendblatt“ genannt.

Den deutschen Namen „Schafgarbe“ erhielt diese Pflanze deshalb, weil sie bevorzugt von Schafen gefressen wird.

Geschichte der Gemeinen Schafgarbe

Die Gemeine Schafgarbe als Heilpflanze

Innerhalb der Gattung der Schafgarben (Achillea) stellt die Gemeine Schafgabe eine der rund 200 Unterarten dar, die ebenfalls zur Ordnung der Asternartigen (Asterales) zählt. Diese Schafgarbenart unterteilt sich nochmals in die Gemeine oder Gewöhnliche Schafgarbe sowie in die Sudeten-Schafgarbe. Man findet sie im Wildwuchs auf Äckern und Wiesen, an Weg- und Straßenrändern, in lichtdurchfluteten Waldstücken ebenso wie in Gebirgslagen, die bis auf Höhen von 2.500 Metern reichen. Neben ihren Ursprungsländern Eurasien, Mittel- und Nordamerika kommt sie heutzutage als Neophyt durch menschliches Zutun auch in Südamerika, Hawaii, Afrika, Neuseeland und Australien vor.

Zu Zeiten des Altertums wurden die Pflanzenwirkstoffe der Gemeinen Schafgarbe dazu benutzt, schwere Verletzungen, die im Kampf entstanden waren, zu behandeln. Vor allem im Trojanischen Krieg kam diese Pflanze verletzten Kämpfern zu Gute und dieser Umstand brachte ihr auch den Beinamen „Soldatenkraut“ ein. Zudem wurde sie sowohl bei den Germanen, Chinesen als auch bei den Indianern Amerikas als Orakelpflanze eingesetzt.

Ihre botanische Bezeichnung „Achillea“ stammt wiederum von einem Helden aus der Zeit der griechischen Mythologie, der namensgebende Achilles. Dieser als unverwundbar geltende Heros soll die Schafgarbe sogar für seine Unverwundbarkeit gehalten haben. In mittelalterlicher Zeit galt diese Pflanze wiederum als Kraut der Hexen und Heilkundigen, was ihr zu dem Beinamen „Hexenkraut“ verhalf. Frauen, die an schmerzhaften Krämpfen im Unterleib litten, verordneten die einstigen Heiler warme Sitzbäder unter Zugabe von frischem Schafgarbenkraut. Bereits im Mittelalter wurde die Schafgarbe wegen ihrer vielfältigen Wirkungsweise als Arzneimittel für vielerlei Beschwerden eingesetzt. Weiterhin war die Eigenschaft des Gelbfärbens von Wolle mit Hilfe der Schafgarbe bekannt. Hierzu beizte man zunächst die Wolle mit Alaun und färbte sie danach mit den getrockneten Blättern, Blüten und Stängeln der Schafgarbe gelblich ein.

Die Heilkundige Hildegard von Bingen schrieb in ihrem Mittelalterwerk „Physica“ der Schafgarbe, die von ihr „Garwa“ genannt wurde, vor allem große Heilwirkungen in Bezug auf das Dreitagefieber zu.

Im weltbekannten Epos aus dem 7. Jahrhundert, in der „Ilias“, wird die Schafgarbe bereits als Wundheilmittel und Blutstiller beschrieben.

Sagenumwobene Schafgarbe

Alljährlich am 15. August feiern die Christen „Maria Himmelfahrt“ und hierzu binden Gläubige ein Büschel Kräuter zusammen, welches unbedingt die Schafgarbe enthalten muss. Dieses Kräuterbüschel lassen sie anschließend in der Kirche weihen, um es danach an ihre Haustüren zu hängen. Insbesondere die Schafgarbe soll dafür verantwortlich sein, dass im Hause Gesundheit herrscht und das Glück regiert.

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Die Bauernküche stellte schon früh aus den Blüten, den gefiederten Blättern und den dünnen Blütenstängeln durch Aufkochen einen heilfördernden Tee her, der nicht nur aromatisch und mild mundete, sondern auch appetitanregend wirkte. Die Schafgarbe wurde in den bäuerlichen Küchen bei der Herstellung von Kräuterbutter verwendet, sie kam in Kartoffel- und Eiergerichte sowie in Suppen und Soßen als würzkrautige Zugabe. Ebenso verarbeitete man sie gerne zu einem herzhaften Brotaufstrich, der den Bauern auf einem Butterbrot besonders gut schmeckte. Die frischen Blätter und Triebe wurden zudem als aromatische Beigabe in Salaten verwendet.

Anwendung

Schafgarbe © petrabarz - stock.adobe.com

Kosmetische Anwendung

Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, antibakteriellen und wundheilfördernden Eigenschaften wird die Schafgarbe gerne in einer Vielzahl von Gesichts- und Körperpflegeprodukten eingesetzt.

Heilfördernde Anwendung

Die Schafgarbe findet insbesondere bei Verdauungs- und Magenbeschwerden aller Art ihren Einsatz, das gilt auch für Blähungen, Krämpfe, Durchfall und Völlegefühl. Auch Erkrankungen der Blase, Galle, Leber und der Nieren sowie Hämorrhoiden, Menstruationsschmerzen und Frauenleiden im Allgemeinen werden mit der Schafgarbe behandelt. Sie wirkt zudem appetitanregend, senkt den Blutdruck, hilft gegen Durchblutungsstörungen in den Venen, fördert jedoch auch den Blutrückfluss zum Herzen. In Form einer entsprechenden Tinktur oder eines Öls helfen die Wirkstoffe der Schafgarbe gegen entzündliche Hautkrankheiten wie zum Beispiel Akne, Gürtelrose, Ekzeme, Geschwüre, Schuppenflechte aber auch gegen Bindegewebsschwäche. Äußerlich wird die Schafgarbe in Form eines Suds auf Kompressen, für Waschungen oder als Zusatz für ein wohltuendes Vollbad verwendet. Solche Vollbäder sind besonders hilfreich für Schuppenflechte und schlecht heilende Wunden. Das Schafgarbenöl ist in der Gewinnung sehr kostenintensiv und stellt deshalb eine kostbare Rarität dar. Es kommt auf Kompressen, in Fuss- und Sitzbädern sowie bei Massagen zum Einsatz. Die Schafgarbe hilft auch gegen Fieber und sogar bei Verbrennungen.

Wirkungen der Gemeinen Schafgarbe im Kurzüberblick

    • Appetitanregend
    • Blutdrucksenkend
    • Magenbeschwerden lindernd
    • Gallenflussanregend
    • Leberschützend
    • Stimmungsaufhellend
    • Stressabbauend
    • Entzündungshemmend
    • Antibakteriell
    • Krampflösend
    • Zusammenziehend
    • Blutstillend
    • Wundheilfördernd
    • Schweißtreibend
    • Fiebersenkend
    • Schmerzstillend
    • Kräftigend
    • Gefässtonisierend
    • Keimhemmend

Nebenwirkungen

Empfindliche Menschen oder solche, die ohnehin an einer Allergie gegen Korbblütler leiden, reagieren gelegentlich allergisch nach einem direkten Hautkontakt mit der Schafgarbe. Das kann sich in Juckreiz und entzündlichen Hautreaktionen, wie zum Beispiel einer Bläschenbildung, äußern. Im Allgemeinen ruft die Schafgarbe keine unerwünschten Nebenwirkungen hervor.

Bei einer bekannten Korbblütler-Allergie sollte jedoch auf die innerliche wie äußerliche Anwendung der Schafgarbe verzichtet werden. Bei schwangeren oder stillenden Frauen sowie bei Kindern sollte die Anwendung oder Einnahme zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden.

Gemeine Schafgarbe im Handel

Im kosmetischen Bereich findet man die Schafgarbe in Form von Cremes, Salben, Ölen und Tinkturen vor. Es gibt sie auch als Duftöl für Duftlampen oder als getrocknetes Schafgarbenkraut für allerlei Anwendungsformen. Im Nahrungsmittelbereich ist sie oft als Zugabe in diversen Gesundheitstees oder als Frischpflanzensaft erhältlich. Im medizinischen Bereich findet man sie in Form von Kapseln und Dragees, als Tropfen oder Tonikum. In Geschäften sowie im Online-Handel des Gartenbedarfs ist sie als Samen, Steckling oder als fertige Pflanze zu bekommen.

Fazit

Dieses oft übersehene und eher unscheinbar wirkende Wiesen-, Wegesrand- und Feldkraut hat es in sich. Seit dem Altertum nutzen die Menschen die Schargarbe als wirkungsstarke Heilpflanze. In der Kosmetikbranche weiß man ihr breit gefächertes Wirkspektrum ebenso zu schätzen, wie im Bereich der Gesundheitstees und Nahrungsergänzungsmittel.