Schlüsselblume

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Aktualisiert am 28. Juli 2023 von Bauernhofurlaub.de

Schlüsselblume © Marty Kropp - stock.adobe.com

Die Schlüsselblume, die oft eher als Primel bekannt ist, stellt eine echte Frühjahrsbotin für das Erwachen der Natur dar. Erblühen auf den Wiesen die ersten Schlüsselblumen so ist jedermann klar, der Frühling ist im Kommen. Dafür bürgt obendrein ihr lateinischer Name „Primula veris“, der so viel bedeutet wie „die Erste des Frühlings“. In Deutschland steht die Schlüsselblume unter Naturschutz, weshalb das Ausgraben ihrer Wurzeln in freier Natur verboten ist, es ist lediglich erlaubt ihre Blüten zu ernten. Die Gattung der Primeln (Primula), zu denen die Schlüsselblume gehört, zählt über 500 verschiedene Arten.

Steckbrief

Name: Primula veris
Pflanzenfamilie: Primelgewächse (Primulaceae)
Vorkommen: Europa und Vorderasien
Wuchs: Krautige, ausdauernde Pflanze, mit kurzen, dicken Rhizomwurzeln, Wuchshöhe zwischen 8 und 30 cm, tritt meist in ganzen Pflanzengruppen auf
Aussehen: Aufrecht stehender, dicker Stängel, behaarte, flaumige Pflanzenteile, rosettenförmig angeordnete, hellgrüne, bis zu 6 cm große, eifömige Laubblätter mit welligem Blattrand, zwiebelförmige Knospen aus denen mehrere dottergelbe Kronblüten aus jedem glockig geformten Kelchblatt entstehen
Besonderheit: Lieblich und honigartig duftende Blüten, gedeiht bis in Höhenlagen von 2.000 Metern, Arznei-, Kosmetik-, Küchen- und Zierpflanze
Aussaat der Samen ins Freie: September bis Oktober (Kaltkeimer)
Pflanzung im Freien: Ausgewachsene Pflanzen setzt man ab Mai ins Freiland
Anbau: Lockere, nähr- und stickstoffarme, kalkhaltige, karge Böden, vollsonniger Standort, Samen ca. 1,5 cm tief in die Erde einarbeiten, mit einem Pflanzabstand von mindestens 20 cm, gedeihen nicht nur im Freien, sondern auch in größeren Pflanzkübeln auf der Terrasse Pflege: Mit Schachtelhalmtee gegen auftretenden Mehltau gießen, generell nur sparsam gießen, düngen ist im Freiland nicht notwendig, im Kübel zweimal pro Jahr mit Kräuterdünger, winterhart, muss also nicht ins Warme gebracht werden
Blüte: März bis Mai

Inhaltsstoffe der Schlüsselblume

Flavonoide, Saponine, ätherische Öle, Carotinoide, Zuckerstoffe, Triterpensaponine, Phenylglykoside, Rutoside, Primin, Gerbstoffe, Primverosid, Primulaverosid, Kieselsäure, Phenole

Namensvielfalt der Schlüsselblume

Wiesenprimel, Wiesen- oder Frühlings-Schlüsselblume, Himmelsschlüssel, Arznei-Schlüsselblume, Auritzel, Kraftblume, Schmalzschüsseli, Bärenohr, Eierkraut, Frauenschlüssel, Märzenblümli, Petriblume, Batenge

Geschichte der Schlüsselblume

Schlüsselblume © Hubert - stock.adobe.com

Die Schlüsselblume als Heilpflanze

Die Bezeichnung „Schlüsselblume“ ist in jedem Fall seit dem 15. Jahrhundert bekannt und urkundlich belegt. Darüber gibt es jedoch verschiedene Interpretationen, denn andere Urkunden bescheinigen der Schlüsselblume bereits eine Bekanntheit unter diesem Namen seit dem 12. Jahrhundert. Der Name wurde ihr vermutlich einst wegen der Ähnlichkeit mit einem Schlüssel verliehen. Der Stängel der Schlüsselblume soll dabei das Schlüsselrohr darstellen, die Blüten den Schlüsselbart. Man schrieb jedoch auch der kompletten Blütendolde Ähnlichkeiten mit einem Schlüsselbund zu. Weiterhin nennt man die Schlüsselblume im Volksmund oft „Himmelsschlüssel“ und hier kommen die urkundlichen Erwähnungen des 12. Jahrhunderts zum Tragen. In ihnen heißt es, das Petrus selbst diese Blume als Schlüssel ins Himmelreich verwandt haben soll. Eines Tages fiel ihm dieser „Schlüssel“ aus der Hand, er soll zur Erde hinunter gefallen und dort als Schlüsselblume wieder aus dem Boden gewachsen sein.

Die Heilkundige und Äbtissin, Hildegard von Bingen, nutzte die heilenden Kräfte der Schlüsselblume gegen Melancholie und um die Stimmung der Menschen wieder aufzuhellen. Äußerlich angewendet sprach sie dieser Pflanze wärmende Kräfte zu. Der Arzt und Botaniker Hieronymus Bock schrieb 1539 in seinem Kräuterbuch von einer hohen Wirkungskraft der Schlüsselblume gegen Verfall, Schwäche, Lähmungen und Siechtum des Menschen. Pfarrer Kneipp hingegen empfahl die Primelkraft bei Gicht, Leber- und Gallenbeschwerden. Der italienische Arzt Pietro Andrea Mattioli schrieb in einem Kräuterwerk seiner Zeit, das ein Sud aus den Wurzeln der Schlüsselblume, den man auf die Lenden verteilt, gegen Blasensteine helfen solle.

Sagenumwobene Schlüsselblume

In Österreich und der Schweiz übergoss man die Blüten der Schlüsselblume mit kochendem Wasser, die Carotinoide in den Blüten lösten sich und färbten das Wasser gelborange. Damit färbte man die Ostereier ein.

Die Schlüsselblume galt einst als Schutzpflanze sowie als Fruchtbarkeitsmittel. In der Mythologie der Germanen wird berichtet, dass sie stets von Nixen und Elfen geliebt wurde und unter deren Schutz stand. Weiterhin erzählte man sich von einer mystischen Gestalt, der so genannten „Schlüsseljungfrau“, die auf ihrer Krone stets eine große goldene Schlüsselblume trug. Diese sollte die Gabe haben, verborgene Schätze ans Licht zu bringen. Andere Sagen berichten ebenfalls davon, dass die Schlüsselblume als Türöffner für geheime Schatzkammern oder Keller genutzt wurde.

Die keltischen Druiden setzten die Schlüsselblume an Frühlingsfesten zu kultischen Zwecken ein, dabei wurde ein berauschendes Gebräu aus dieser Pflanze gereicht.

Erblühte eine Schlüsselblume bereits zur Weihnachtszeit, sprach man ihr ganz besondere Zauberkräfte zu. Pflanzte man Schlüsselblumen im Vorgarten an, sollen sie dafür gesorgt haben, unliebsame Besucher fernzuhalten. Wer die eigene Schönheit erhalten oder zurückerlangen wollte, der brauchte nur eine Schlüsselblume bei sich zu tragen, so glaubte man einst.,

Verwendung in der bäuerlichen Küche

Die jungen, frischen Blätter der Schlüsselblume verwendete man in der Bauernküche gerne für die Zubereitung von Salaten. Oder man zauberte daraus ein schmackhaftes, spinat- oder grünkohlartiges Gemüse. Um ein ausgezeichnetes Hustenmittel zu erhalten, zerquetschten die Bauern die Blüten der Schlüsselblume mit ein wenig Wasser und versetzten dieses mit reichlich Zucker. Dies half, festsitzenden Schleim zu lösen. Neben dem Hustensaft stellten sie auch Lutschbonbons aus derselben Lösung her, indem sie diese so lange aufkochen ließen, bis sie eine feste Konsistenz bekam. Aus den Blüten der Schlüsselblume bereiteten sie gerne eine Teemischung zu, der sie nicht selten Birkenblätter, Löwenzahn, Ehrenpreis, Vogelmiere oder Brennnesselblätter zufügten, um mit diesem Teesud eine reinigende Frühjahrskur zu machen. Weiterhin wurden die vitaminreichen Blüten, die ein süßliches Aroma haben, für Süßspeisen und Obstsalate sowie als dekorative Verzierung verwendet.

Anwendung

Kosmetische Anwendung

Kosmetische Produkte, welche die Schlüsselblume enthalten, sind meist gegen unreine Haut, die wieder besser durchblutet wird, dadurch intensiver atmen kann und sich so von innen heraus reinigen kann. Sie wirkt nicht nur beruhigend, wundheilend und entzündungshemmend, sondern auch hautklärend. Sogar fleckige Hautstellen, eitriger Gneis und kleinere Wunden sollen mit Hilfe der Extrakte aus der Schlüsselblume zum Verschwinden gebracht werden können. Auch in Badezusätzen und Duschgelen ist die Schlüsselblume oft enthalten, allein schon wegen ihrer seifenartigen Saponine, die schäumend wirken.

Heilfördernde Anwendung

Die in den Wurzeln der Schlüsselblume enthaltenen Triterpensaponine reizen die Magenschleimhaut, diesen Effekt nützt man in der Medizin, um in gleicher Weise die Schleimhaut der Bronchien in reflektorischer Weise dazu anzuregen, die Schleimproduktion anzukurbeln. Dadurch werden hartnäckige und zähe Sekrete verdünnt, was das Abhusten erleichtert. Schlüsselblumen-Extrakte sind also insbesondere bei Atemwegs- und Erkältungskrankheiten mit verschleimtem Husten und Schnupfen im Einsatz. In Erkältungstees, die meist mit Thymiankraut oder Spitzwegerich kombiniert sind, wird ebenfalls die Primelwurzel verwendet. Die Schlüsselblume wird zudem bei Schwindelgefühlen, Asthma, Kopfschmerzen, Migräne, Schlaflosigkeit, nervöser Schwäche, Depressionen, Neuralgien, Lähmungen und Gliederzittern eingesetzt. Organisch kann diese Primelart bei Blasen- und Nierenleiden, Lungenentzündungen, bei einem Befall von Würmern, Haut- oder Schleimhautblutungen, Verstopfungen sowie gegen Gicht und Rheuma verwendet werden. Sowohl eine Mundschleimhaut- oder Nasennebenhöhlenentzündung als auch eine Kehlkopf- oder Herzmuskelentzündung sprechen auf die Inhaltsstoffe der Schlüsselblume gut an. Wer gefährdet ist, einen Schlaganfall zu erleiden, auch der kann auf die entsprechend vorbeugenden Wirkungen der Schlüsselblume zurückgreifen.

Wirkungen der Schlüsselblume im Kurzüberblick

    • Krampflösend
    • Schleimlösend
    • Auswurffördernd
    • Antiviral
    • Stoffwechselanregend
    • Schweißtreibend
    • Ausscheidungsfördernd
    • Schmerzstillend
    • Auflösend
    • Beruhigend
    • Blutreinigend
    • Entzündungshemmend
    • Ausschwemmend
    • Antibiotisch
    • Antimykotisch

Nebenwirkungen

Bei empfindlichen Menschen kann die Einnahme von Präparaten, welche die Schlüsselblume enthalten, zu allergischen Hautreaktionen, Übelkeit, Durchfall, Magenschmerzen oder vermehrtem Speichelfluss führen. Während der Schwangerschaft und der Zeit des Stillens sollten Primelpräparate nicht verwendet werden, ebenso bei Kindern unter vier Jahren. Zudem ist es nicht ratsam, solche Produkte einzunehmen, wenn man zeitgleich Arzneimittel zur Hemmung der Blutgerinnung benötigt. Die in der Schlüsselblume enthaltenen Saponine können die roten Blutzellen zerstören, weshalb eine Überdosierung unbedingt zu vermeiden ist. Die Drüsenhaare der Schlüsselblume enthalten ein öliges Sekret, auf das manche Menschen ebenfalls empfindlich reagieren. Es kann zu heftigen Hautreizungen kommen, wobei auch die Bindehäute in den Augen betroffen sein können. Asthmatiker sollten die Einnahme zuvor mit ihrem Arzt besprechen, da es bei Unverträglichkeit zu Atemnot, Fieber und Auswurf kommen könnte.

 

Die Schlüsselblume im Handel

Im Kräuterhandel sind sowohl die getrockneten Blüten und Blätter als auch die Wurzel der Schlüsselblume erhältlich. Im Gartenbedarf findet man Samen, Jung- oder Altpflanzen dieser Primelart. Im medizinischen und naturheilkundlichen Bereich sind Tees, Tinkturen, Tropfen, getrocknete Blüten oder Wurzeln, Wurzel-Trockenextrakte, Tabletten, Kapseln und Hustensäfte erhältlich. Im kosmetischen Bereich finden sich Salben, Cremes, Öle, Gesichtsreinigungslotionen, Badezusätze, Shampoos und Duschgele mit den Wirkstoffen der Schlüsselblume.

Fazit

Der erste Frühjahrsbote, die dottergelb blühende Schlüsselblume zählt nach wie vor zu den klassischen Heilkräutern gegen hartnäckige Erkältungskrankheiten und Entzündungen im Kopf- und Brustbereich.